Agri-Photovoltaik: Energieagentur RLP informiert Kommunen
Die Energieagentur Rheinland-Pfalz hat in zwei Fachseminaren kommunale Vertreter über die Potenziale und Herausforderungen der Agri-Photovoltaik (Agri-PV) informiert. Die Veranstaltungen in Neustadt an der Weinstraße und Bad Kreuznach beleuchteten, wie die doppelte Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen für Ackerbau und Solarstromerzeugung gelingen kann.
Agri-Photovoltaik in Rheinland-Pfalz: Potenziale und Herausforderungen für Kommunen
Die Seminare zur Agri-Photovoltaik (Agri-PV), organisiert von der Energieagentur Rheinland-Pfalz, boten am 28. Oktober 2024 in Neustadt an der Weinstraße und am 5. November 2024 in Bad Kreuznach tiefgehende Einblicke in eine zukunftsweisende Technologie. Zielgruppe waren vor allem Vertreter von Kommunen, die nach Wegen suchen, die Energiewende vor Ort aktiv zu gestalten und gleichzeitig die regionale Landwirtschaft zu stärken.
Agri-PV ermöglicht es, auf derselben Fläche Nahrungsmittel zu produzieren und Solarstrom zu erzeugen. Dieser Ansatz soll den zunehmenden Flächenkonflikt zwischen Landwirtschaft und dem Ausbau erneuerbarer Energien entschärfen. Über die reine Stromerzeugung hinaus können die Solarmodule Synergieeffekte schaffen: Sie bieten Schutz vor Extremwetterereignissen wie Hagel, Starkregen und übermäßiger Sonneneinstrahlung, was den Wasserbedarf der Pflanzen senken und in manchen Fällen sogar die Ernteerträge stabilisieren oder steigern kann. Themen wie die Förderung der Biodiversität und die Verbesserung der Bodengesundheit sind ebenfalls zentrale Aspekte aktueller Forschungsprojekte.
Referenten und Themen beim Agri-Photovoltaik Seminar
Florian Schreiber, Fachbereichsleiter Photovoltaik bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz, eröffnete die Veranstaltungen und unterstrich die wachsende Bedeutung von Agri-PV für eine dezentrale Energieversorgung und die nachhaltige Entwicklung ländlicher Gebiete.
Ein Höhepunkt war der Fachvortrag von Prof. Dr. Stephan Schindele, einem führenden deutschen Experten auf diesem Gebiet von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE). Er präsentierte einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Technik, verschiedene Anlagentypen und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Schindele legte dar, dass Agri-PV weit mehr als nur eine Form der Energiegewinnung ist; sie stellt eine innovative Anpassungsstrategie für die Landwirtschaft im Klimawandel dar.
Im weiteren Verlauf stellte Uwe Sproßmann von der Energieagentur die neu erarbeiteten „Leitlinien für die Planung von Agri-PV-Anlagen in Rheinland-Pfalz“ vor. Dieses Dokument dient als praxisnaher Leitfaden für Kommunen und Projektentwickler. Es soll helfen, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu standardisieren und rechtliche Sicherheit für alle Beteiligten zu schaffen.
Agri-Photovoltaik Projekte: Erfahrungen aus der Praxis
Die Seminare boten eine wichtige Plattform für den Praxisaustausch. Vertreter von Gemeinden, in denen bereits Agri-PV-Projekte realisiert wurden oder in Planung sind, teilten ihre Erfahrungen. Die Beispiele zeigten die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten – von hoch aufgeständerten Anlagen über Ackerflächen bis hin zu vertikalen Modulen, die als Schutzzäune dienen können. Besondere Beachtung fanden Projekte im Obst- und Weinbau, wo die Module die Kulturen vor Witterungseinflüssen schützen.
Ein zentraler Diskussionspunkt waren die rechtlichen Rahmenbedingungen. Experten gaben Einblicke in das Baurecht und die relevanten Bestimmungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), das seit der Novelle 2023 spezielle Förderkategorien für Agri-PV vorsieht. Die interaktiven Fragerunden ermöglichten es den Teilnehmern, konkrete Anliegen zu klären und Lösungsansätze für die eigenen Kommunen zu entwickeln.
Agri-Photovoltaik: Zukunftsperspektiven in Rheinland-Pfalz
Die Veranstaltungen verdeutlichten, dass Agri-PV ein entscheidender Baustein für die Zukunft der Energie- und Landwirtschaftspolitik in Rheinland-Pfalz sein kann. Die Kombination aus Lebensmittelproduktion und sauberer Energieerzeugung schafft ökologische und ökonomische Vorteile und stärkt die regionale Wertschöpfung. Die Initiative der Energieagentur ist Teil einer breiteren Bewegung in der Region, die sich mit der Zukunft der Ernährung und der digitalen Landwirtschaft befasst, wie auch Thementage in Kaiserslautern zeigen.
Während großflächige Agri-PV-Projekte die Energiewende im ländlichen Raum vorantreiben, gewinnt das Prinzip der dezentralen Energieerzeugung auch im privaten Sektor an Bedeutung. Für Hausbesitzer bieten sich hierfür komplette PV-Anlagen mit Speicher und Montagesets an. Mieter und Wohnungseigentümer können ebenfalls einen Beitrag leisten, beispielsweise durch Balkonkraftwerke ohne Speicher oder zunehmend auch durch Balkonkraftwerke mit Speicher, um ihre Stromkosten zu senken und die Abhängigkeit vom Netz zu verringern.
Das positive Feedback der Teilnehmer zeigte den hohen Informationsbedarf. Die Seminare haben dazu beigetragen, das Wissen zu vertiefen und Kommunen die notwendigen Werkzeuge an die Hand zu geben, um Agri-PV-Projekte erfolgreich auf den Weg zu bringen und ihre Regionen nachhaltig zu gestalten.







