PV Zubau Prognose 2030: Netzbetreiber sehen Deutschlands Ziele gefährdet

PV Zubau Prognose 2030: Netzbetreiber sehen Ziele in Gefahr?

Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) haben in ihrem Entwurf für den neuen Szenariorahmen 2025-2039 eine deutliche Zunahme der installierten Photovoltaik-Leistung prognostiziert. Bis zum Jahr 2030 soll ein Zubau von 114 Gigawatt (GW) erfolgen. Die Szenarien bilden die Grundlage für den künftigen Netzentwicklungsplan und skizzieren den Weg Deutschlands zu einer klimaneutralen Stromversorgung, verdeutlichen aber auch die damit verbundenen Herausforderungen.

Die Betreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW gehen in ihrer Mittelfristprognose davon aus, dass die installierte Leistung von Photovoltaikanlagen bis zum Jahr 2039 auf bis zu 362 GW ansteigen könnte. Parallel dazu wird ein Zubau von 53 GW an Windkraftleistung erwartet. Diese Zahlen unterstreichen die zentrale Rolle der erneuerbaren Energien im zukünftigen Energiemix.

PV-Zubau: Vergleich mit den Zielen der Bundesregierung

Während die Prognosen der Netzbetreiber einen massiven Ausbau vorsehen, werfen sie gleichzeitig Fragen bezüglich der offiziellen politischen Ziele auf. Die Szenarien der ÜNB deuten darauf hin, dass die installierte PV-Leistung bis 2030 auf 155 bis 166 GW anwachsen könnte. Die Bundesregierung hat sich im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) jedoch das ambitioniertere Ziel von mindestens 215 GW bis zum selben Zeitpunkt gesetzt.

Die vorgelegten Zahlen legen nahe, dass eine erhebliche Lücke zwischen der prognostizierten Entwicklung und den politischen Zielen klaffen könnte. Experten weisen darauf hin, dass das Erreichen der übergeordneten deutschen Klimaschutzziele für 2030 und 2045 ohne eine weitere Beschleunigung des Ausbaus unrealistisch bleibt.

Steigender Stromverbrauch und der Anteil erneuerbarer Energien

Die Planungen basieren auf einem prognostizierten Anstieg des Bruttostromverbrauchs, der durch die Sektorenkopplung – also die Elektrifizierung von Verkehr, Wärme und Industrie – angetrieben wird. Bis 2030 wird ein Netto-Stromverbrauch von rund 693 Milliarden Kilowattstunden (TWh) erwartet. Branchenverbände wie der ZVEI halten diese Annahme für das „absolute Minimum“ und rechnen mit einem potenziell noch höheren Bedarf.

Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch soll bis 2030 je nach Szenario auf 70 bis 85 Prozent steigen. Bis 2039 könnte der Stromverbrauch auf über 900 TWh anwachsen, wobei der Anteil erneuerbarer Energien dann zwischen 90 und 100 Prozent liegen soll.

Konsequenzen der PV Zubau Prognose 2030 für den Netzentwicklungsplan

Der Szenariorahmen ist die entscheidende Datengrundlage für den Netzentwicklungsplan (NEP). Dieser Plan legt fest, wo und in welchem Umfang das deutsche Stromnetz in den kommenden Jahren ausgebaut und modernisiert werden muss. Die Integration der prognostizierten Mengen an Solar- und Windstrom erfordert erhebliche Investitionen in die Netzinfrastruktur, um den Strom von den Erzeugungsorten zu den Verbrauchszentren zu transportieren und die Netzstabilität zu jeder Zeit zu gewährleisten.

Herausforderungen und Chancen beim PV-Ausbau in Deutschland

Der massive Zubau von Photovoltaik stellt das Stromsystem vor erhebliche Herausforderungen. Die größte Hürde ist die Integration der fluktuierenden Einspeisung von Sonnenenergie in das bestehende Netz. Kritiker bemängeln bereits heute Engpässe bei den Anschlusskapazitäten, die den Ausbau verlangsamen. Ein beschleunigter Netzausbau ist daher zwingende Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende.

Gleichzeitig liegen in diesen Herausforderungen auch Chancen. Die Dezentralisierung der Energieerzeugung stärkt die Versorgungssicherheit und reduziert die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Technologische Innovationen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Intelligente Speicherlösungen sind unerlässlich, um die Schwankungen auszugleichen. Dies betrifft sowohl große Batteriespeicher im Netz als auch dezentrale Systeme bei den Verbrauchern. So werden PV-Anlagen mit Speicher und Montagesets für Hausbesitzer immer wichtiger, um den Eigenverbrauch zu maximieren. Auch für Mieter bieten sich mit Balkonkraftwerken mit Speicher oder einfacheren Balkonkraftwerken ohne Speicher zunehmend Möglichkeiten, aktiv an der Energiewende teilzuhaben. Zukünftig könnten sogar Elektroautos durch bidirektionales Laden als mobile Speicher zur Netzentlastung beitragen.

Öffentliche Konsultation zum Szenariorahmen der Netzbetreiber

Die vier Übertragungsnetzbetreiber haben den Entwurf des neuen Szenariorahmens zur öffentlichen Konsultation auf ihrer gemeinsamen Webseite veröffentlicht. Bürger, Verbände und Unternehmen haben die Möglichkeit, bis zum 5. Januar 2025 Stellungnahmen zu den Plänen abzugeben. Diese Rückmeldungen sollen in die finale Version des Dokuments einfließen, welches anschließend der Bundesnetzagentur zur Prüfung und Bestätigung vorgelegt wird.

Bedeutung der PV Zubau Prognose für die Energiewende in Deutschland

Die Prognosen der Netzbetreiber zeichnen ein klares Bild: Die Photovoltaik ist ein zentraler Pfeiler der deutschen Energiewende. Der geplante Zubau ist ein entscheidender Schritt zur Reduzierung von CO₂-Emissionen und zur Stärkung der Energieunabhängigkeit. Die vorgelegten Szenarien verdeutlichen jedoch auch, dass der Weg in eine klimaneutrale Zukunft erhebliche Anstrengungen erfordert, insbesondere beim Netzausbau und der Entwicklung flexibler Speicherlösungen.

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