Pasewalk: Der Wasserstoff Hotspot in Mecklenburg-Vorpommern
In Pasewalk, einer Stadt mit rund 10.000 Einwohnern im Landkreis Vorpommern-Greifswald, nehmen die Pläne für die Energiewende konkrete Formen an. Die Stadt entwickelt sich zu einem strategisch wichtigen Zentrum für die Produktion von grünem Wasserstoff. Bis zum Jahr 2026 soll hier eine hochmoderne Elektrolyse-Anlage mit einer geplanten Kapazität von 300 Megawatt in Betrieb gehen.
Das Vorhaben ist ein gemeinsames Projekt des globalen Energiekonzerns Shell und des auf erneuerbare Energien spezialisierten Unternehmens Enertrag. In der ersten Ausbauphase ist die Produktion von jährlich rund 20.000 Tonnen grünem Wasserstoff vorgesehen. Dieses als „Elektrolyse-Leuchtturmprojekt“ bezeichnete Vorhaben soll die Region als zentralen Standort für die Erzeugung und Nutzung von klimaneutralem Wasserstoff etablieren.
Erfolgsfaktoren für Pasewalk: Strategische Lage und Sektorenkopplung
Die Wahl des Standorts Pasewalk ist kein Zufall. „Pasewalk ist ein idealer Standort“, erläutert Enertrag-Vorstand Jochen Möller. Die Stadt verfügt über eine exzellente Anbindung an wichtige Ferngasleitungen, die nach Berlin, in das polnische Stettin und darüber hinaus führen. Diese Infrastruktur ist entscheidend für den Transport des produzierten Wasserstoffs zu industriellen Abnehmern in der Region und in den Ballungszentren.
Ein wesentlicher Vorteil des Projekts ist die direkte Kopplung der Wasserstoffproduktion mit der Erzeugung erneuerbarer Energien. Der für die Elektrolyse – die Aufspaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff – benötigte Strom soll primär aus regionalen Windkraftanlagen stammen. Insbesondere Stromspitzen und Überschüsse, die das Netz nicht aufnehmen kann, werden so sinnvoll genutzt. Dieses Verfahren, bekannt als Sektorenkopplung, verbindet den Stromsektor mit dem Gas- und Mobilitätssektor und macht Pasewalk zu einem Modellstandort für die integrierte Energiewende.
Das Projekt erfährt breite Unterstützung von der Stadt und der Landesregierung. Pasewalks Bürgermeister Jörg Nießing bezeichnete das Vorhaben als „Riesenchance für Pasewalk und die gesamte Region.“ Neben dem Beitrag zur Klimaneutralität werden die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze und eine Stärkung der regionalen Wirtschaft erwartet. Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern verfolgt das ambitionierte Ziel, die Kapazitäten zur Wasserstofferzeugung bis 2030 auf bis zu fünf Gigawatt auszubauen.
Investitionen in die Wasserstoffinfrastruktur der Region Pasewalk
Der Wasserstoffpark in Pasewalk ist Teil einer größeren Strategie für Nordostdeutschland. Enertrag treibt weitere Projekte voran, darunter ein 130-MW-Projekt in Prenzlau und innovative Wind-Wasserstoff-Kombinationen wie am Windfeld Mattheshöhe. Parallel dazu investieren auch andere Unternehmen in die Infrastruktur des Bundeslandes. So hat Apex Energy bereits eine Wasserstofftankstelle in Rostock-Laage in Betrieb genommen und plant einen Kapazitätsausbau.
Zusätzlich ist in Rostock ein großer Speicher für Wasserstoff geplant, der bis zu 50.000 Tonnen fassen und auch den Export, beispielsweise nach Schweden, ermöglichen soll. Insgesamt sollen in den kommenden Jahren rund 1,6 Milliarden Euro in den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern fließen. Diese Investitionen unterstreichen die zentrale Rolle, die das Bundesland in der nationalen Wasserstoffstrategie einnimmt.
Grüner Wasserstoff: Schlüssel zur Energiewende in Mecklenburg-Vorpommern
Grüner Wasserstoff gilt als Schlüsselelement für die Dekarbonisierung von Sektoren, die sich nur schwer direkt elektrifizieren lassen, wie die Stahl- und Chemieindustrie oder der Schwerlastverkehr. Er ermöglicht die Speicherung und den Transport von erneuerbarer Energie und leistet somit einen entscheidenden Beitrag zur Reduzierung von CO2-Emissionen.
Während Großprojekte wie in Pasewalk die industrielle Transformation vorantreiben, findet die Energiewende auch im Kleinen statt. Die dezentrale Erzeugung von sauberem Strom durch Privatpersonen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Für Hausbesitzer bieten sich hierfür komplette PV-Anlagen mit Speicher und Montagesets an, um den Eigenverbrauch zu maximieren. Auch Mieter können sich aktiv beteiligen, beispielsweise durch die einfache Installation von Balkonkraftwerken ohne Speicher, die den Grundbedarf an Strom im Haushalt decken. Für eine noch größere Unabhängigkeit sind mittlerweile auch Balkonkraftwerke mit Speicher verfügbar.
Die Kooperation zwischen Shell und Enertrag in Pasewalk ist ein wegweisendes Beispiel für die Zusammenarbeit, die für den schnellen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft notwendig ist. Mit den geplanten Investitionen und dem konsequenten Ausbau der Produktionskapazitäten positioniert sich Mecklenburg-Vorpommern als ein führender Akteur in der deutschen und europäischen Energielandschaft der Zukunft.






