Neues Zentrum: Agri-PV Forschung in Hohenheim (Baden-Württemberg)

Agri-PV Forschung in Hohenheim: Neues Zentrum gestartet

Die Universität Hohenheim hat die Eröffnung eines neuen Forschungszentrums für Agri-Photovoltaik (Agri-PV) bekannt gegeben, das die doppelte Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen für die Nahrungsmittelproduktion und die solare Stromerzeugung untersuchen soll. Die offizielle Einweihung der Anlage findet laut Universität am 6. November 2025 an der Versuchsstation Agrarwissenschaften am Ihinger Hof statt. Das wegweisende Projekt wird von der Stiftung Energie & Klimaschutz Baden-Württemberg und dem global tätigen Projektentwickler BayWa r.e. unterstützt.

Agri-Photovoltaik: Ziele und Bedeutung für Baden-Württemberg

Agri-Photovoltaik ist eine innovative Technologie, die den zunehmenden Konflikt um Landflächen – die sogenannte Flächenkonkurrenz – zwischen Landwirtschaft und dem Ausbau erneuerbarer Energien lösen soll. Anstatt Flächen entweder für den Anbau von Nahrungsmitteln oder für Solarparks zu nutzen, ermöglicht Agri-PV beides gleichzeitig auf demselben Acker.

Das neue Forschungszentrum in Hohenheim, das als Modellprojekt für die Region Stuttgart fungiert, erstreckt sich über ein 2.000 Quadratmeter großes Versuchsfeld. Es besteht aus einem 300 Quadratmeter großen Gewächshaus, dessen Dach mit Solarmodulen ausgestattet ist, sowie einer Freifläche mit verschiedenen aufgeständerten Agri-PV-Systemen. Diese Anlagen, konzipiert und errichtet von BayWa r.e., erlauben es, die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Kulturen und der Stromerzeugung unter realen Bedingungen zu analysieren.

Agri-PV als Schlüssel zur Energiewende in Baden-Württemberg

Die doppelte Flächennutzung durch Agri-PV birgt ein erhebliches Potenzial für die Energiewende in Deutschland. Dr. Thomas Lindner, Vorstand der Stiftung Energie & Klimaschutz Baden-Württemberg, schätzt, dass Agri-PV-Anlagen perspektivisch rund 10 Prozent des deutschen Strombedarfs decken könnten. Er beschreibt die Technologie als eine Win-Win-Situation: Landwirte profitieren von einem zusätzlichen Einkommen durch den Stromverkauf und können ihre Kulturen gleichzeitig vor Extremwettereignissen wie Hagel oder zu starker Sonneneinstrahlung schützen. Die Gesellschaft wiederum gewinnt dringend benötigte Flächen für den Ausbau der Solarenergie, ohne wertvolles Ackerland zu versiegeln.

Darüber hinaus eröffnen sich neue Anwendungsfelder mit ökologischem Mehrwert. Aktuelle Diskussionen zeigen, dass Agri-PV auch die Wiedervernässung von Mooren wirtschaftlich attraktiver machen könnte – ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, da trockengelegte Moore große Mengen CO₂ freisetzen.

Während solche Großprojekte die Energiewende vorantreiben, gewinnt die dezentrale Stromerzeugung auch für Privatpersonen an Bedeutung. Ähnlich dem Prinzip der Flächeneffizienz können auch Mieter und Hausbesitzer ungenutzte Flächen zur Energiegewinnung einsetzen, beispielsweise durch Balkonkraftwerke ohne Speicher, die eine einfache und kostengünstige Möglichkeit zum Einstieg in die Solarenergie bieten.

Agri-PV Forschung Hohenheim: Erste Projekte zu Pflanzenauswirkungen

Im Fokus der ersten wissenschaftlichen Untersuchungen am neuen Zentrum stehen die konkreten Auswirkungen der teilweisen Verschattung auf das Pflanzenwachstum. Laut Prof. Dr. Monika Schreiner, Leiterin des Fachgebiets Qualität pflanzlicher Erzeugnisse, wird ein Teil des Gewächshauses mit semi-transparenten Photovoltaikmodulen bestückt. Diese speziellen Module sind so konstruiert, dass sie für die Photosynthese wichtige Lichtwellenlängen durchlassen, während andere Teile des Lichtspektrums zur Stromerzeugung genutzt werden.

Als erste Testkulturen werden Basilikum und Rucola angebaut. Die Forscher werden detailliert analysieren, wie sich die veränderte Lichtintensität und -zusammensetzung auf das Wachstum, den Ertrag und die Qualität der Pflanzen auswirkt. Ein positiver Nebeneffekt könnte sein, dass die Verschattung die Pflanzen an heißen Sommertagen vor Hitzestress und übermäßiger Verdunstung schützt.

Agri-PV Forschung der Zukunft: Entwicklung in Hohenheim, Baden-Württemberg

Das Forschungszentrum in Hohenheim ist eine der ersten Einrichtungen dieser Art in Deutschland und wird eine zentrale Rolle in der Weiterentwicklung praxistauglicher Agri-PV-Systeme spielen. Die finanzielle Unterstützung durch die Stiftung Energie & Klimaschutz Baden-Württemberg in Höhe von 100.000 Euro unterstreicht die Relevanz des Vorhabens. Das Know-how von Partnern wie BayWa r.e., die bereits weltweit Agri-PV-Projekte realisieren, sichert den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis.

Die Erkenntnisse aus Hohenheim werden entscheidend dazu beitragen, die Effizienz und Wirtschaftlichkeit von Agri-PV zu steigern und die Technologie als festen Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft und Energieversorgung zu etablieren. Das Ziel ist eine Zukunft, in der Landwirte sowohl Lebensmittel- als auch Energieproduzenten sind.

Für Hausbesitzer, die einen ähnlichen Weg der Energieautarkie in größerem Maßstab anstreben, existieren bereits heute umfassende Lösungen. Komplette PV-Anlagen mit Speicher und Montagesets ermöglichen eine weitgehende Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz und leisten einen direkten Beitrag zur Energiewende im eigenen Zuhause. Für Mieter oder Eigentümer mit begrenztem Platz bieten sich zudem Balkonkraftwerke mit Speicher an, um den Eigenverbrauch von Solarstrom zu maximieren.

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