LWK RLP übt Kritik an Turboflächen für Photovoltaik-Anlagen
Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz (LWK RLP) äußert deutliche Kritik an den Plänen der Landesregierung, 3.800 Hektar landwirtschaftlicher Fläche beschleunigt für Photovoltaik-Anlagen auszuweisen. Die Kammer warnt, dass der Verlust dieser wertvollen Böden nicht nur die Existenz landwirtschaftlicher Betriebe, sondern auch die regionale Lebensmittelversorgung gefährdet.
Regionale Lebensmittelversorgung und Agrarstruktur in Gefahr? LWK RLP kritisiert Turboflächen
Im Zentrum der Kritik stehen die von der Landesregierung geplanten sogenannten „Turboflächen“. Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz hat in einer offiziellen Stellungnahme darauf hingewiesen, dass die Umwidmung von Ackerland in großflächige Solarparks die Agrarstruktur des Landes nachhaltig schädigen könnte. Die Kammer argumentiert, dass der Verlust dieser Flächen die regionale Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln beeinträchtigt und die Existenzgrundlage vieler Betriebe untergräbt.
Laut der LWK RLP besteht dringender Diskussionsbedarf über die zukünftige Nutzung dieser Flächen. „Es muss diskutiert werden, wie wir in Zukunft mit diesen Flächen umgehen wollen“, erklärte Ökonomierat Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer. Die Bedenken werden durch ein Urteil des Verwaltungsgerichts Neustadt untermauert, das feststellte, dass die Errichtung großflächiger Photovoltaikanlagen auf hochwertigen Ackerflächen nicht mit den Grundsätzen der Raumordnung vereinbar ist.
Die Debatte findet vor dem Hintergrund statt, dass Rheinland-Pfalz seine Ausbauziele für Solarleistung bereits deutlich übertroffen hat. Dies wirft die Frage auf, ob die Inanspruchnahme wertvoller landwirtschaftlicher Böden in diesem Umfang notwendig ist, insbesondere da das Land mit Maßnahmen wie der Solarpflicht in Rheinland-Pfalz bereits andere Wege zum Ausbau der Solarenergie beschreitet.
Agri-Photovoltaik als Lösung für den Flächenkonflikt?
Als konstruktiven Lösungsansatz schlägt die Landwirtschaftskammer vor, die geplanten „Turboflächen“ vorrangig für Agri-Photovoltaik (Agri-PV) zu nutzen. Bei diesem Konzept wird die Technologie der Photovoltaik so eingesetzt, dass eine landwirtschaftliche Nutzung der Flächen weiterhin möglich ist. Dies ermöglicht eine Doppelnutzung des Bodens und schafft Synergien zwischen Nahrungsmittelproduktion und Energiegewinnung.
Die LWK RLP fordert, Agri-PV nicht nur zu fördern, sondern auch als freiwillige Maßnahme mit Zahlungen aus der zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU zu unterstützen. Die Doppelnutzung von Flächen durch Agri-PV fördere sowohl landwirtschaftliche als auch klimapolitische Ziele. Das Thema rückt im Bundesland zunehmend in den Fokus, wie aktuelle Solar-News aus Rheinland-Pfalz und geplante Modellprojekte zeigen.
Klare rechtliche Rahmenbedingungen gefordert: LWK RLP zur Photovoltaik-Nutzung
Ökonomierat Norbert Schindler betont die Dringlichkeit, die rechtlichen Voraussetzungen für die kombinierte Nutzung von Flächen zu schaffen. „Der Gesetzgeber muss endlich handeln und die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine kombinierte Nutzung schaffen“, so Schindler. Eine klare gesetzliche Grundlage sei entscheidend, um Landwirten und Investoren die nötige Planungssicherheit zu geben und die landwirtschaftliche Produktion zu sichern.
Die Diskussion in Rheinland-Pfalz spiegelt eine bundesweite Debatte wider. Auch auf Bundesebene gibt es immer wieder scharfe Kritik am Vorgehen der Regierung, wenn es um die Rahmenbedingungen für den Solarausbau geht. Die Landwirtschaftskammer fordert die Landesregierung auf, die Weichen so zu stellen, dass die Energiewende nicht auf Kosten der heimischen Landwirtschaft geht.
Photovoltaik: Was bedeutet die Debatte um Turboflächen für Bürger?
Während die politische Debatte sich um große Freiflächenanlagen dreht, können auch Hausbesitzer und Mieter einen Beitrag zur Energiewende leisten, ohne landwirtschaftliche Flächen zu beanspruchen. Für Eigentümer von Ein- oder Mehrfamilienhäusern bieten sich beispielsweise PV-Anlagen mit Speicher und Montagesets an, um den eigenen Strombedarf zu decken und das Netz zu entlasten. Mieter oder Wohnungseigentümer haben die Möglichkeit, mit Balkonkraftwerken ohne Speicher oder den leistungsfähigeren Balkonkraftwerken mit Speicher aktiv zu werden. Diese dezentralen Lösungen nutzen bereits versiegelte Flächen und stehen nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion.






