Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat im Rahmen eines Projekts für das Land Hessen neue Planungsinstrumente entwickelt, um die kommunale Wärmewende zu beschleunigen. Die im Jahr 2025 vorgestellten Werkzeuge sollen Städten und Gemeinden dabei helfen, ihren Wärmebedarf zu analysieren und Potenziale für erneuerbare Energien systematisch zu erschließen.
Wärmewende in Hessen: Planungshilfen für Kommunen
In Zusammenarbeit mit dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen hat das KIT digitale Planungshilfen erarbeitet, die die Erstellung kommunaler Wärmepläne vereinfachen. Diese Pläne sind ein zentrales Instrument, um die Wärmeversorgung schrittweise von fossilen Brennstoffen auf klimafreundliche Alternativen umzustellen und so die Dekarbonisierung voranzutreiben.
Die Dringlichkeit dieser Aufgabe unterstrich Prof. Dr. Hans-Martin Henning, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE. Der Wärmesektor ist für rund 40 Prozent des Endenergieverbrauchs und einen erheblichen Teil der CO₂-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Das Erreichen der Klimaneutralität bis 2045 hängt maßgeblich von einer erfolgreichen Transformation in diesem Bereich ab.
Die Wärmewende stützt sich auf mehrere Säulen: den Ausbau von Fern- und Nahwärmenetzen, die Nutzung von Solarthermie und Tiefengeothermie sowie die Einbindung von industrieller Abwärme. Gleichzeitig muss die Energieeffizienz von Gebäuden durch Sanierungen gesteigert werden. Dabei spielt auch die Photovoltaik eine entscheidende Rolle, denn klimafreundlicher Strom ist die Grundlage für den Betrieb von Wärmepumpen, die eine Schlüsseltechnologie für die dezentrale Wärmeversorgung darstellen. Auch Mieter können durch den Einsatz von Balkonkraftwerken ohne Speicher oder Modellen mit Speichermöglichkeit einen Beitrag zur Energiewende leisten und ihre Stromkosten senken.
Wärmepläne erstellen mit Planungshilfen für Hessen
Das vom Land Hessen beauftragte Projekt „Wärmeplanung Hessen“ stellt den Kommunen zwei zentrale Online-Werkzeuge zur Verfügung, die vom KIT entwickelt wurden.
Das erste Instrument, die „Wärmebedarfs- und Potenzialkarte Hessen“, visualisiert den aktuellen Wärmebedarf gebäudescharf und zeigt gleichzeitig verfügbare Potenziale für erneuerbare Energien und Abwärme auf. Diese Datenbasis ermöglicht eine fundierte Bestandsaufnahme. Für Hausbesitzer kann eine solche Analyse der erste Anhaltspunkt sein, um die Eignung des eigenen Daches für eine Solaranlage zu prüfen und einen ersten PV-Belegungsplan zu erstellen, selbst bei komplexeren Dachstrukturen mit Gauben oder Dachfenstern.
Das zweite Werkzeug, der „Szenarienmodellierer“, erlaubt es den kommunalen Planern, verschiedene Zukunftsoptionen für die Wärmeversorgung durchzuspielen. Damit können Strategien bewertet und die jeweils passendsten Maßnahmen für ein Stadtviertel oder eine ganze Gemeinde identifiziert werden. Die kommunalen Pläne geben Hausbesitzern eine wichtige Orientierung, ob in ihrer Straße zukünftig ein Anschluss an ein Wärmenetz geplant ist oder ob individuelle Lösungen wie Wärmepumpen, die oft mit Photovoltaik-Anlagen und Speichern kombiniert werden, die bessere Wahl sind.
Klimaschutz in Hessen: Unterstützung der Kommunen
Staatssekretär Jens Deutschendorf vom zuständigen hessischen Ministerium betonte die zentrale Bedeutung der kommunalen Wärmeplanung. Mit dem bundesweiten „Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze“ (WPG) ist diese Aufgabe für größere Kommunen ohnehin verpflichtend geworden. Die neuen Instrumente sollen den hessischen Kommunen helfen, diese komplexe Aufgabe effizient zu bewältigen und ihre Wärmeversorgung zielsicher klimaneutral zu gestalten.
Diese Umstellung hat auch konkrete Auswirkungen auf die private Infrastruktur, da der Umstieg auf Wärmepumpen und Elektromobilität in vielen Fällen eine Verstärkung des Hausanschlusses erfordert. Eine frühzeitige Planung auf kommunaler Ebene hilft, solche Erfordernisse rechtzeitig zu erkennen.
Planungshilfen für den Klimaschutz in Hessen: Werkzeuge für die Praxis
Die beiden vom KIT entwickelten Instrumente sind online frei zugänglich und stehen allen hessischen Kommunen zur Verfügung. Sie sind ein wesentlicher Baustein der hessischen Klimaschutzstrategie.
- Die Wärmebedarfs- und Potenzialkarte ist unter wrp.isi.fraunhofer.de/hessen/ einsehbar.
- Der Szenarienmodellierer ist unter wrp.isi.fraunhofer.de/hessen-szenarien/ verfügbar.
Diese Planungsinstrumente bieten eine datengestützte Grundlage, um die Wärmewende vor Ort effektiv zu gestalten. Sie ermöglichen es den Kommunen, ihre Wärmepläne zu optimieren und somit einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten. Für Bürger, die sich tiefergehend mit der eigenen Stromerzeugung auseinandersetzen möchten, bieten Portale wie Photovoltaik.info umfassende Informationen.






