Agri PV Anlage in Niedersachsen: Erste Projekte für doppelte Ernte
Niedersachsen treibt die Energiewende voran und hat eine erste Agri-Photovoltaik-Anlage (Agri-PV) in Damme in Betrieb genommen. Das Projekt ermöglicht die gleichzeitige Erzeugung von Solarstrom und den Anbau von Gemüse auf derselben landwirtschaftlichen Fläche. Agrarministerin Miriam Staudte bezeichnete die Inbetriebnahme laut NDR als einen „Meilenstein für die Energiewende“ im Bundesland. Parallel dazu wurde in Dörverden eine weitere Anlage mit vertikalen Modulen fertiggestellt, die vom niedersächsischen Umweltministerium mit 400.000 Euro gefördert wird. Umweltminister Christian Meyer sprach in diesem Zusammenhang von einem Beispiel für „doppelten Klimaschutz“, das zur Energiewende und einer nachhaltigen Landwirtschaft beitrage.
Die Anlage in Damme erstreckt sich über eine Fläche von 1,5 Hektar. Die Solarmodule sind auf einer Höhe von 2,5 Metern montiert, um die Bewirtschaftung mit landwirtschaftlichen Maschinen zu ermöglichen. Mit einer installierten Leistung von 1,2 Megawatt kann die Anlage jährlich rund 1,1 Gigawattstunden Strom erzeugen, was dem Verbrauch von etwa 300 durchschnittlichen Haushalten entspricht. Der erzeugte Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist.
Gemüseanbau unter Solarmodulen: Vielfalt und Schutz
Unter der schützenden Überdachung der Solarmodule werden in Damme diverse Gemüsesorten wie Radieschen, Petersilie, Kopfsalat und Kohlrabi kultiviert. Die Module bieten den Pflanzen dabei einen doppelten Nutzen: Sie schützen vor extremen Wetterereignissen wie Starkregen oder Hagel und spenden bei intensiver Sonneneinstrahlung Schatten, was die Wasserverdunstung reduziert. Der Anbau wird wissenschaftlich begleitet, um die Wachstumsbedingungen für die Pflanzen zu optimieren.
Projektleiter Axel Siemer hob die effiziente Flächennutzung als entscheidenden Vorteil der Technologie hervor. Die Kombination von Landwirtschaft und Energieerzeugung auf einem Feld gilt als wichtiger Schritt, um die Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungsmittelproduktion und dem Ausbau erneuerbarer Energien zu entschärfen.
Agri PV in Niedersachsen: Herausforderungen und Forschung
Das Projekt in Damme entstand in enger Zusammenarbeit mit der Universität Osnabrück. Forscher untersuchen vor Ort, wie sich die Pflanzen unter den veränderten Lichtverhältnissen entwickeln und wie sich Faktoren wie Bodenfeuchtigkeit und Temperatur auf das Wachstum auswirken. Ziel ist es, die Anbaumethoden optimal an die Bedingungen unter einer Agri-PV-Anlage anzupassen und den Schutzeffekt der Module vor Wetterextremen zu validieren.
Diese Forschungsarbeit ist Teil eines wachsenden wissenschaftlichen Interesses an der Technologie. So wurde beispielsweise an der Universität Hohenheim ein eigenes Agri-PV Forschungszentrum in Hohenheim eingerichtet, um die Potenziale der doppelten Flächennutzung weiter zu erschließen. Trotz der offensichtlichen Vorteile ist die Verbreitung von Agri-PV in Niedersachsen noch gering. Laut Agrarministerin Staudte bestehen für Landwirte weiterhin erhebliche rechtliche und finanzielle Hürden, die den flächendeckenden Ausbau bremsen.
Agri PV Niedersachsen: Zukunftsperspektiven und bundesweite Entwicklungen
Die Pilotprojekte in Niedersachsen demonstrieren das Potenzial von Agri-PV als zukunftsweisende Lösung für eine nachhaltige Landwirtschaft und Energieversorgung. Durch die intelligente Doppelnutzung von Ackerflächen kann die Effizienz gesteigert und ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.
Auch andere Bundesländer erkennen die Chancen dieser Technologie. So plant etwa Rheinland-Pfalz ab 2025 ein Modellprojekt mit Förderung, und auch im benachbarten Nordrhein-Westfalen gibt es Förderprogramme für den Solarausbau. Bundesländer wie Baden-Württemberg gelten in diesem Bereich bereits als Vorreiter. Diese Entwicklungen sind Teil einer breiteren Strategie zum Ausbau der Solarenergie, die auch Maßnahmen wie die Solarpflicht in Sachsen für Gebäude umfasst.
Während Agri-PV eine Lösung im großen Maßstab ist, können auch Privatpersonen einen Beitrag zur Energiewende leisten. Für Hausbesitzer bieten sich komplette PV-Anlagen mit Speicher und Montagesets an, um den eigenen Strombedarf zu decken. Mieter und Wohnungseigentümer haben die Möglichkeit, mit Balkonkraftwerken ohne Speicher oder Modellen mit Speicher ihre Stromkosten zu senken und aktiv am Klimaschutz teilzunehmen. Für weiterführende Informationen zu nachwachsenden Rohstoffen und Bioökonomie in Niedersachsen dient das 3N Kompetenzzentrum e.V. als zentrale Anlaufstelle.






