Sie besitzen eine Wärmepumpe oder laden Ihr Elektroauto über einen separaten, günstigeren Stromtarif? Dann haben Sie wahrscheinlich zwei Stromzähler im Haus. Diese Konstellation, bekannt als „Kaskadenschaltung“, ist zwar energieeffizient, birgt aber besondere Herausforderungen beim Anschluss einer Photovoltaikanlage. Ein falscher Anschluss kann dazu führen, dass Ihr selbst erzeugter Solarstrom nicht korrekt verrechnet wird. Dieser Leitfaden erklärt Ihnen die Hintergründe und zeigt, worauf Ihr Elektriker achten muss, damit Sie den größtmöglichen Nutzen aus Ihrer PV-Anlage ziehen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Kaskadenschaltung und warum gibt es sie?
Stellen Sie sich zwei Wasseruhren vor, die hintereinander geschaltet sind: Die erste misst den gesamten Wasserverbrauch des Hauses, die zweite nur den Verbrauch für die Gartenbewässerung. Die Differenz beider Zählerstände ergibt den Wasserverbrauch im Haus.
Nach genau diesem Prinzip funktioniert auch die Kaskadenschaltung bei Stromzählern. Sie kommt immer dann zum Einsatz, wenn ein großer Verbraucher im Haushalt – typischerweise eine Wärmepumpe oder eine Wallbox für ein E-Auto – über einen vergünstigten Spezialtarif versorgt werden soll.
Der Aufbau sieht so aus:
- Zähler 1 (Hauptzähler): Misst den gesamten Strombezug aus dem öffentlichen Netz.
- Zähler 2 (Unterzähler): Ist dem ersten Zähler nachgeschaltet und misst ausschließlich den Verbrauch des vergünstigten Geräts (z. B. der Wärmepumpe).
Ihr Stromanbieter rechnet dann den Verbrauch der Wärmepumpe zum günstigeren Tarif ab und den restlichen Haushaltsstrom (Gesamtverbrauch minus Wärmepumpenverbrauch) zum normalen Haushaltstarif. Für viele Haushalte ohne PV-Anlage war diese Schaltung eine effektive Möglichkeit, die Stromkosten zu senken.
Solarkabel
Die Herausforderung: Solarstrom in der Kaskade richtig verrechnen
Wird nun eine Photovoltaikanlage installiert, ergibt sich eine neue Situation. Der Solarstrom wird im Hausnetz erzeugt und soll idealerweise sofort verbraucht werden – sowohl von den Haushaltsgeräten als auch von der Wärmepumpe.
Das Problem dabei: In der Standard-Kaskadenschaltung würde der Solarstrom nur den Haushaltsverbrauch reduzieren. Der separate Zähler der Wärmepumpe würde den Solarstrom nicht „sehen“ und weiterhin einen Bezug aus dem Netz messen, obwohl auf dem Dach kostenloser Strom produziert wird. Sie würden also Strom für Ihre Wärmepumpe bezahlen, während Sie gleichzeitig ungenutzten Solarstrom ins Netz einspeisen.
Das Ziel muss daher sein, den Eigenverbrauch zu maximieren, indem der Solarstrom vor der Aufteilung auf die beiden Zählerkreise zur Verfügung gestellt wird.
So sieht der richtige Anschluss aus
Damit der selbst erzeugte Strom korrekt allen Verbrauchern zugutekommt, muss die PV-Anlage vor der Kaskade, also vor dem ersten Zähler, an das Hausnetz angeschlossen werden. Die technische Norm (VDE-AR-N 4100) sieht hierfür eine klare Lösung vor, die das sogenannte „Summenzählerprinzip“ nutzt.
Das Schaubild verdeutlicht den korrekten Aufbau:
- Erzeugungszähler: Ein neuer, zusätzlicher Zähler misst die gesamte von der PV-Anlage produzierte Strommenge.
- Anschluss an das Hausnetz: Der Solarstrom wird direkt in die Hauptverteilung eingespeist.
- Eigenverbrauch: Der Strom steht nun allen Geräten im Haus zur Verfügung – dem Kühlschrank ebenso wie der Wärmepumpe.
- Zweirichtungszähler: Der bisherige Hauptzähler wird durch einen Zweirichtungszähler ersetzt. Er misst, was Sie zusätzlich aus dem Netz beziehen (Bezug) und was Sie an überschüssigem Solarstrom einspeisen (Einspeisung).
- Unterzähler: Der Zähler für die Wärmepumpe bleibt bestehen und misst weiterhin deren Verbrauch.

Dieser Aufbau stellt sicher, dass der Solarstrom zuerst den gesamten Eigenbedarf deckt. Nur wenn der Verbrauch (Haushalt + Wärmepumpe) die aktuelle Solarproduktion übersteigt, wird zusätzlicher Strom aus dem Netz bezogen.
Was muss der Elektriker wissen und tun?
Die Umsetzung dieses Zählerkonzepts erfordert einen qualifizierten Elektriker, der mit den Anforderungen der Netzbetreiber vertraut ist. Als Anlagenbetreiber sollten Sie die folgenden Schritte kennen, um den Prozess nachvollziehen zu können.
1. Analyse und Planung
Der Installateur muss zunächst Ihren vorhandenen Zählerschrank prüfen: Ist genügend Platz für den zusätzlichen Erzeugungszähler und den Umbau der Verkabelung vorhanden? In älteren Gebäuden muss der Zählerschrank unter Umständen modernisiert oder erweitert werden. Dies ist ein Kostenfaktor, der bei der Planung berücksichtigt werden muss.
2. Abstimmung mit dem Netzbetreiber
Der wichtigste Schritt ist die Kommunikation mit dem lokalen Netzbetreiber. Der Elektriker meldet die PV-Anlage an und beantragt den Umbau des Zählerplatzes nach dem Summenzählerprinzip. Der Netzbetreiber ist für die Zähler zuständig und gibt die finale Konfiguration vor. Eine frühzeitige und klare Kommunikation ist hier entscheidend, um Verzögerungen bei der Inbetriebnahme zu vermeiden.
3. Fachgerechte Installation
Nach Freigabe durch den Netzbetreiber führt der Elektriker die Installation durch. Dazu gehört die Montage des Erzeugungszählers, der Austausch des Hauptzählers gegen einen Zweirichtungszähler und die korrekte Verkabelung, sodass die PV-Anlage vor der Kaskade einspeist.
Praxisbeispiel
Ein Vierpersonenhaushalt mit Wärmepumpe hat einen Jahresverbrauch von 4.000 kWh (Haushalt) und 5.000 kWh (Wärmepumpe). Die neue 10-kWp-PV-Anlage erzeugt an einem sonnigen Mittag 6 kW Leistung. Die Wärmepumpe läuft und benötigt 2,5 kW, im Haus werden 0,5 kW verbraucht. Dank des korrekten Anschlusses wird der Eigenbedarf von 3 kW vollständig durch Solarstrom gedeckt. Die restlichen 3 kW werden ins Netz eingespeist und vergütet. Ohne den korrekten Umbau hätte der Haushalt 2,5 kW für die Wärmepumpe aus dem Netz bezogen und gleichzeitig 5,5 kW Solarstrom eingespeist – ein klarer wirtschaftlicher Nachteil.
Die Alternative: Kaskade auflösen und auf einen Zähler umstellen
In manchen Fällen kann es sinnvoller sein, die Kaskadenschaltung komplett aufzulösen und alle Verbraucher über einen einzigen Zähler laufen zu lassen.
- Vorteil: Der Zähleraufbau wird deutlich einfacher und günstiger, da nur ein einziger Zweirichtungszähler benötigt wird und die technische Komplexität sinkt.
- Nachteil: Sie verlieren den vergünstigten Stromtarif für Ihre Wärmepumpe oder Wallbox.
Ob sich dieser Schritt lohnt, ist eine reine Rechenfrage. Eine Faustregel besagt: Je größer die PV-Anlage und je höher der Eigenverbrauchsanteil, desto weniger fällt der Vorteil eines günstigen Wärmepumpentarifs ins Gewicht. Der Gewinn durch den selbst verbrauchten, kostenlosen Solarstrom übersteigt oft die Ersparnis durch den Spezialtarif.
Prüfen Sie daher genau die Wirtschaftlichkeit in Ihrem speziellen Fall. Nach einer solchen Berechnung fällt die Entscheidung oft auf die einfachere Lösung mit nur einem Zähler.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was genau ist eine Kaskadenschaltung?
Eine Kaskadenschaltung ist die Hintereinanderschaltung von zwei Stromzählern. Sie wird genutzt, um einen bestimmten Verbraucher, wie eine Wärmepumpe, mit einem günstigeren Stromtarif abzurechnen, getrennt vom übrigen Haushaltsstrom.
Warum kann ich die PV-Anlage nicht einfach an meinen normalen Hausstromkreis anschließen?
Wenn die PV-Anlage nur in den Haushaltsstromkreis einspeist, würde der separate Zähler der Wärmepumpe diesen Solarstrom nicht erfassen. Sie würden für den Betrieb der Wärmepumpe Netzstrom bezahlen, obwohl auf Ihrem Dach genug kostenloser Strom erzeugt wird.
Wer ist für den Zählerumbau verantwortlich?
Die Zähler gehören dem Netzbetreiber. Ihr beauftragter Elektriker beantragt den notwendigen Umbau und die Installation der neuen Zähler beim Netzbetreiber, der den Austausch dann vornimmt oder genehmigt.
12000 Watt Solar Kit inkl. 10 kWh Batterie Growatt – Nostromfähig
28 Stück Trina Vertex Doppelglas Halbzellen Solarmodule (Bifazial) mit 440 Watt Leistung inkl. 25 Jahre Produkt- sowie 30 Jahre Leistungsgarantie. Abmessung 1762 x 1134 x 30mm pro Solarmodul
1 Stück Growatt SPH 10000TL3-BH-UP Hybridwechselrichter dreiphasig mit 10 Jahren Produktgarantie,2 MPP Tracker, Notstromausgang
1 Stück Growatt Shine Wifi Stick für kostenloses Online Monitoring u. Überwachung
1 Stück Growatt TPM Smart Meter 3-phasig
4 Stück Growatt Batterie ARK 2.5 H-A1
1 Stück Growatt Batteriegestell für Bodenaufstellellung
1 Stück Growatt BMS HVC 60050-A1 Batteriemanagment Einheit
1 Stück Growatt Batterieanschluss und Kommunikationskabel
Entstehen durch die Kaskadenschaltung zusätzliche Kosten beim PV-Anschluss?
Ja, in der Regel müssen Sie mit Mehrkosten rechnen. Diese entstehen durch den zusätzlichen Erzeugungszähler und den Mehraufwand bei der Installation. Je nach Zustand des Zählerschranks können hier Kosten von einigen hundert Euro anfallen.
Gilt diese Regelung auch für Wallboxen mit separatem Autostrom-Tarif?
Ja, das Prinzip ist identisch. Sobald ein Verbraucher über einen eigenen Zähler in Kaskade abgerechnet wird, muss die PV-Anlage nach dem hier beschriebenen Summenzählerprinzip angeschlossen werden, um den Eigenverbrauch zu optimieren.
Fazit: Gute Planung ist entscheidend
Eine Kaskadenschaltung ist kein Hindernis für die Installation einer Photovoltaikanlage. Sie erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und einen Elektriker, der mit den technischen Anschlussregeln vertraut ist. Die korrekte Einbindung der PV-Anlage vor der Zählerkaskade stellt sicher, dass Sie Ihren Solarstrom für alle Verbraucher im Haus nutzen und Ihre Stromkosten so weit wie möglich senken. Sprechen Sie Ihren Installateur gezielt auf diese Thematik an und prüfen Sie gemeinsam, ob die Beibehaltung der Kaskade oder der Wechsel zu einem einzelnen Zähler für Sie die wirtschaftlichste Lösung ist.
Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten und zur Planung Ihrer Anlage finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.