Die Installation Ihrer neuen Photovoltaikanlage ist in vollem Gange. Die Solarmodule sind bereits auf dem Dach montiert, und die Vorfreude auf den ersten selbst erzeugten Strom steigt.
Doch dann kommt der Anruf des Installateurs: „Wir haben ein Problem mit Ihrem Zählerschrank. Er entspricht nicht den aktuellen Normen und muss ausgetauscht werden. Wir erstellen Ihnen dazu ein Nachtragsangebot.“
Solche Nachrichten sind mehr als nur ärgerlich – sie können die Kalkulation des gesamten Projekts empfindlich stören. Doch in vielen Fällen steckt dahinter keine böse Absicht des Handwerkers, sondern eine technische Notwendigkeit.
Dieser Artikel erklärt, warum solche Nachtragsangebote entstehen, welche Gründe am häufigsten dahinterstecken und wie Sie die Notwendigkeit und den Preis der Zusatzarbeiten richtig einschätzen.
Warum entstehen Nachträge überhaupt? Die häufigsten Ursachen
Ein Nachtragsangebot ist ein formelles Angebot für Arbeiten, die nicht im ursprünglichen Vertrag enthalten waren, sich aber während der Ausführung als notwendig herausstellen. Dahinter steckt jedoch selten Willkür, sondern meist der Schutz Ihrer eigenen Sicherheit und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.
Problemfall Nr. 1: Der Zählerschrank
Die mit Abstand häufigste Ursache für unerwartete Mehrkosten ist der Zählerschrank. Laut dem Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) sind bis zu 80 % aller bestehenden Zählerschränke in Deutschland nicht für den Anschluss einer modernen Photovoltaikanlage geeignet. Sie erfüllen nicht die aktuellen Technischen Anschlussregeln (VDE-AR-N 4100).
Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Platzmangel: Alte Schränke bieten oft nicht genug Platz für zusätzliche Komponenten, die für den Betrieb einer PV-Anlage unverzichtbar sind. Dazu gehören der Überspannungsschutz, der Zweirichtungszähler oder die Steuerungseinheit für den Netzbetreiber.
- Fehlende Felder: Heutige Normen fordern separate Bereiche im Zählerschrank, zum Beispiel ein sogenanntes APZ-Feld (Abschlusspunkt Zählerplatz) für die Kommunikationstechnik des intelligenten Stromzählers. In älteren Modellen fehlt dieser Platz.
- Veraltete Technik: Die gesamte Verkabelung und die Sicherungselemente entsprechen möglicherweise nicht mehr den heutigen Sicherheitsstandards für die Leistung, die eine PV-Anlage ins Netz einspeist.
Für dieses Problem kann der Installateur in der Regel nichts. Die Vorschriften haben sich über die Jahre verschärft, um die Sicherheit und Stabilität des Stromnetzes zu gewährleisten.
Die Lösung und ihre Kosten: In den meisten Fällen ist ein kompletter Austausch des Zählerschranks unumgänglich. Die Erfahrung zeigt, dass die Kosten hierfür je nach Aufwand und regionalen Unterschieden zwischen 1.500 und 3.000 Euro liegen. Auch wenn diese Summe zunächst hoch erscheint, sichert sie den langfristig sicheren und vorschriftsmäßigen Betrieb Ihrer Anlage.
Problemfall Nr. 2: Der Dachstuhl
Eine weitere, wenn auch seltenere Ursache für Nachträge sind unvorhergesehene Mängel an der Dachkonstruktion. Stellt das Montageteam bei der Installation fest, dass Dachbalken morsch sind oder die Statik nicht für das zusätzliche Gewicht der Solarmodule ausgelegt ist, müssen die Arbeiten sofort unterbrochen werden.
In einem solchen Fall muss ein Zimmermann die Schäden beheben, bevor die PV-Installation fortgesetzt werden kann. Diese Arbeiten sind nicht Teil des Auftrags des Solarteurs und führen zwangsläufig zu einem Baustopp und zusätzlichen Kosten durch einen weiteren Handwerker.
Aus unserem Shop, Kategorie: Balkonkraftwerke mit Speicher
Anker SOLIX Solarbank 2 E1600 Pro Balkonkraftwerk Speicher Set 2000 Watt 800 Watt - JurSol Storage Mini 2000 W | 1.6 kWh
Bisher bei uns Ursprünglicher Preis war: 1.599,00 €1.399,00 €Aktueller Preis ist: 1.399,00 €.Weitere mögliche Gründe für Zusatzarbeiten
- Ziegelbruch: Trotz größter Sorgfalt können bei der Montage alte oder spröde Dachziegel brechen. Der Ersatz ist meist nur ein kleiner Posten, sollte aber klar kommuniziert werden.
- Komplexe Kabelführung: Manchmal stellt sich heraus, dass der geplante Weg für die Solarkabel vom Dach zum Keller nicht nutzbar ist, weil zum Beispiel ein Kamin oder eine tragende Wand den Weg versperrt. Die alternative Verlegung kann aufwendiger sein.
- Erdarbeiten: Muss für die Verbindung zum Netzanschluss ein Graben auf dem Grundstück gezogen werden, der nicht Teil der ursprünglichen Planung war, entstehen hierdurch Mehrkosten.
Nachtragsangebot erhalten: Ihre Rechte und Pflichten
Wenn Sie mit einem Nachtragsangebot konfrontiert werden, ist es wichtig, Ihre Rechte zu kennen. Die rechtliche Grundlage hierfür findet sich im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB).
Das Recht des Installateurs (§ 650c BGB)
Stellt der Handwerker fest, dass für eine erfolgreiche und sichere Installation zusätzliche Arbeiten notwendig sind, muss er Sie darüber informieren. Er muss Ihnen ein schriftliches Nachtragsangebot vorlegen, das die Arbeiten und die daraus resultierenden Kosten detailliert aufführt. Die Preisgestaltung muss sich an den „tatsächlich erforderlichen Kosten“ orientieren und kann auf Basis der ursprünglichen Kalkulation (Urkalkulation) des Anbieters erfolgen.
So prüfen Sie ein Nachtragsangebot richtig
Ein seriöses Nachtragsangebot ist transparent und nachvollziehbar. Nutzen Sie die folgende Checkliste, um es zu bewerten:
- Notwendigkeit hinterfragen: Bitten Sie um eine genaue Erklärung, warum die zusätzliche Arbeit erforderlich ist. Lassen Sie sich die Problematik vor Ort zeigen, zum Beispiel am offenen Zählerschrank. Fragen Sie konkret: „Warum ist diese Maßnahme für den sicheren Betrieb der Anlage zwingend notwendig?“
- Leistungsumfang prüfen: Ist im Angebot klar beschrieben, welche Arbeiten ausgeführt und welche Materialien verwendet werden? Pauschale Formulierungen wie „Elektroarbeiten nach Aufwand“ sollten Sie nicht akzeptieren.
- Preise plausibilisieren: Auch wenn es schwierig ist, mitten im Projekt Vergleichsangebote einzuholen, können Sie die Materialpreise online recherchieren (z. B. „Kosten Zählerschrank Hager“). So bekommen Sie ein Gefühl für die Angemessenheit der Kalkulation.
- Schriftform wahren: Beauftragen Sie die Zusatzarbeiten niemals nur mündlich. Bestehen Sie darauf, das Nachtragsangebot schriftlich zu bestätigen. Nur so haben Sie im Streitfall einen klaren Nachweis.
- Zweite Meinung einholen: Bei sehr hohen Summen, insbesondere bei Arbeiten am Dachstuhl, kann es sinnvoll sein, einen unabhängigen Gutachter oder einen anderen Fachbetrieb um eine Einschätzung zu bitten.
Aus unserem Shop, Kategorie: PV Anlagen mit Speicher und Montagesets
15000 Watt Photovoltaikanlagen inkl. 15,00 kWh Batterie & Ziegeldach Montageset - Trina Bifazial
9.999,00 €Wie Sie unerwartete Kosten von vornherein minimieren
Der beste Schutz vor bösen Überraschungen ist eine sorgfältige Vorbereitung und die Wahl eines vertrauenswürdigen Partners.
Die entscheidende Rolle der sorgfältigen Planung
Ein seriöser Anbieter wird vor der Angebotserstellung immer einen umfassenden Vor-Ort-Termin durchführen. Dabei sollte er nicht nur das Dach, sondern explizit auch den Zählerschrank und die möglichen Kabelwege inspizieren. Eine gründliche Bestandsaufnahme ist die wichtigste Voraussetzung für eine korrekte Einschätzung der Situation. Wenn Sie Ihre [INTERNAL LINK: /photovoltaik-planung anchor: Photovoltaik-Anlage planen], sollten Sie auf diesem Schritt bestehen. Ein Angebot, das nur auf Basis von Luftbildern erstellt wurde, birgt ein hohes Risiko für spätere Nachträge.
Achten Sie auch auf eine transparente Aufschlüsselung der Gesamtkosten. Auf Photovoltaik.info finden Sie detaillierte Informationen zu den typischen [INTERNAL LINK: /photovoltaik-kosten anchor: Kosten einer Photovoltaikanlage], die Ihnen als verlässliche Referenz dienen können.
Fragen, die Sie Ihrem Anbieter vor Vertragsabschluss stellen sollten
- Haben Sie bei der Besichtigung den Zählerschrank geprüft und ist ein Austausch im Angebot bereits berücksichtigt?
- Wie gehen Sie vor, wenn während der Montage unvorhergesehene Mängel am Dach entdeckt werden?
- Enthält Ihr Angebot alle notwendigen Komponenten für den Anschluss, inklusive des Überspannungsschutzes?
- Gibt es Positionen im Angebot, die nur als Schätzung oder „nach Aufwand“ berechnet werden?
Viele unserer Kunden berichten, dass eine klare Kommunikation im Vorfeld die meisten späteren Probleme verhindert. Ein Anbieter, der sich Zeit für diese Fragen nimmt, ist in der Regel eine gute Wahl.
FAQ – Häufige Fragen zu Nachtragsangeboten
Muss ich ein Nachtragsangebot annehmen?
Wenn die zusätzlichen Arbeiten aus technischen oder sicherheitsrelevanten Gründen (z. B. nach VDE-Norm) zwingend notwendig sind, um die Anlage in Betrieb nehmen zu können, müssen Sie der Ausführung zustimmen. Sie können jedoch den Preis verhandeln, wenn er Ihnen unangemessen hoch erscheint.
Was passiert, wenn ich das Angebot ablehne?
Lehnen Sie notwendige Arbeiten ab, kann der Installateur die Anlage weder fertigstellen noch ans Netz anschließen. Er kann die Arbeiten unterbrechen und unter Umständen sogar Schadensersatz für den ihm entstandenen Ausfall fordern.
Sind mündliche Absprachen für Zusatzarbeiten gültig?
Grundsätzlich ja, aber sie sind eine häufige Quelle für Missverständnisse und Streit. Bestehen Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit immer auf einer schriftlichen Ergänzung zum ursprünglichen Vertrag.
Kann ich für die Zusatzarbeiten Fördermittel beantragen?
Das hängt von den spezifischen Förderbedingungen ab. Die Kosten für einen neuen Zählerschrank können oft als Teil der Gesamtinvestition geltend gemacht werden. Klären Sie dies am besten direkt mit dem Fördermittelgeber. Informationen zur generellen [INTERNAL LINK: /photovoltaik-förderung anchor: Photovoltaik Förderung] finden Sie ebenfalls bei uns.
Fazit: Vorbereitung ist der beste Schutz vor Überraschungen
Nachtragsangebote bei der PV-Installation sind ärgerlich, aber oft unvermeidbar und eine Folge der gestiegenen technischen Anforderungen. Sie sind selten ein Zeichen für eine unseriöse Firma, sondern meist eine technische Notwendigkeit.
Der Schlüssel zur Vermeidung unerwarteter Kosten liegt in einer professionellen Planung mit einem detaillierten Vor-Ort-Termin. Wählen Sie einen Anbieter, der transparent kommuniziert und Sie auf mögliche Risiken wie einen veralteten Zählerschrank proaktiv hinweist. Sollte es dennoch zu einem Nachtrag kommen, bleiben Sie ruhig, prüfen Sie das Angebot sorgfältig und halten Sie alle Vereinbarungen schriftlich fest.
Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind und bereits viele der notwendigen Komponenten enthalten.
Sie möchten Ihre individuelle Situation besser einschätzen? Nehmen Sie gern Kontakt mit uns auf. Unsere Experten helfen Ihnen, mögliche Fallstricke frühzeitig zu erkennen.



