Eine Photovoltaikanlage ist weit mehr als nur eine Ansammlung von Solarmodulen auf dem Dach. Sie ist ein kleines Kraftwerk, das mit dem großen öffentlichen Stromnetz verbunden ist. Damit diese Verbindung für alle sicher und stabil funktioniert, gibt es eine entscheidende Komponente: den Netz- und Anlagenschutz, kurz NA-Schutz. Er ist der unsichtbare Wächter Ihrer Anlage und des Stromnetzes.
In diesem Beitrag erfahren Sie, was der NA-Schutz genau leistet, wann die integrierte Lösung im Wechselrichter ausreicht und wann ein zusätzlicher, externer Schutzschalter gesetzlich vorgeschrieben ist.
Was ist der NA-Schutz und warum ist er so wichtig?
Stellen Sie sich den NA-Schutz als intelligenten Türsteher zwischen Ihrer PV-Anlage und dem öffentlichen Stromnetz vor. Seine Aufgabe ist es, die Verbindung sofort zu trennen, sobald Unregelmäßigkeiten auftreten. Dies dient zwei wesentlichen Zielen:
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Schutz des Stromnetzes: Der NA-Schutz überwacht permanent die Qualität des Stromnetzes, insbesondere Spannung und Frequenz. Sollten diese Werte von der Norm abweichen, würde die Einspeisung Ihrer Anlage die Instabilität noch verstärken. Um das zu verhindern, trennt der Schutz die Anlage vom Netz, bis wieder stabile Verhältnisse herrschen.
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Schutz von Personen und Anlage: Fällt das öffentliche Netz aus – etwa bei einem Stromausfall oder bei Wartungsarbeiten – muss Ihre PV-Anlage die Stromeinspeisung sofort stoppen. Andernfalls würde sie ein sogenanntes „Inselnetz“ bilden und das lokale, eigentlich abgeschaltete Netz weiter unter Spannung setzen. Das wäre lebensgefährlich für Techniker, die am Netz arbeiten.
Rechtliche und technische Grundlage dafür ist in Deutschland die Anwendungsregel VDE-AR-N 4105. Sie gewährleistet, dass jede ans Netz angeschlossene Erzeugungsanlage – von der kleinen Dachanlage bis zum großen Solarpark – die Netzstabilität unterstützt und keine Gefahr darstellt.
Integriert oder extern? Die zwei Arten des NA-Schutzes
Für die technische Umsetzung dieses Schutzes gibt es zwei grundlegende Varianten.
Der integrierte NA-Schutz: Der Standard für Eigenheime
Bei praktisch allen modernen Photovoltaikanlagen für Einfamilienhäuser ist der NA-Schutz bereits fest im Wechselrichter integriert. Die Hersteller lassen ihre Geräte nach der VDE-AR-N 4105 zertifizieren und belegen damit deren zuverlässige Schutzfunktion. Für Sie als Betreiber ist dies die einfachste und kostengünstigste Lösung.
Praxisbeispiel: Bei einem typischen Einfamilienhaus mit einer 10-kWp-Anlage verfügt der installierte Wechselrichter eines namhaften Herstellers bereits über das notwendige Zertifikat. Es ist also keine zusätzliche Hardware erforderlich, und der Schutz wird mit der Inbetriebnahme automatisch aktiv.

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Ab 2.099,00 €Der externe NA-Schutz: Die Lösung für größere Anlagen
Ein externer NA-Schutz ist ein separates Gerät, das in einem eigenen Schaltschrank zwischen dem Wechselrichter (oder mehreren Wechselrichtern) und dem Netzanschlusspunkt installiert wird. Er übernimmt die Überwachungs- und Schaltfunktion zentral. Diese Lösung ist aufwendiger und teurer, aber in bestimmten Fällen zwingend erforderlich.
Wann ist ein externer NA-Schutz Pflicht? Die 30-kVA-Regel
Die VDE-Anwendungsregel gibt klare Vorgaben, wann ein im Wechselrichter integrierter Schutz ausreicht und wann ein externer Schutzschalter verbaut werden muss. Die entscheidende Grenze liegt bei einer Leistung von 30 Kilovoltampere (kVA).
Ein externer NA-Schutz ist gesetzlich vorgeschrieben, wenn einer der folgenden Punkte zutrifft:
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Die gesamte Erzeugungsleistung der Anlage übersteigt 30 kVA, was in der Praxis oft mit 30 Kilowattpeak (kWp) gleichgesetzt wird. Sobald Ihre Anlage diese Größe überschreitet, reicht ein integrierter Schutz nicht mehr aus.
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Mehrere Wechselrichter werden betrieben, die nicht vom Hersteller als Einheit zertifiziert sind. Wenn die Summe ihrer Einzelleistungen 30 kVA übersteigt, müssen sie über einen gemeinsamen externen NA-Schutz an das Netz gekoppelt werden.
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Der verwendete Wechselrichter besitzt kein gültiges Zertifikat für einen integrierten NA-Schutz nach VDE-AR-N 4105. Dies ist bei modernen Geräten zwar selten, kann aber bei älteren Modellen oder Importen vorkommen.
Praxisbeispiel: Ein landwirtschaftlicher Betrieb möchte seine großen Scheunendächer mit einer 80-kWp-Photovoltaikanlage ausstatten. Da die Leistung weit über der 30-kVA-Grenze liegt, ist die Installation eines externen NA-Schutzes ein fester Bestandteil der Anlagenplanung. Die zusätzlichen Kosten hierfür belaufen sich erfahrungsgemäß auf etwa 500 bis 1.500 Euro für das Gerät und die Installation durch einen Fachbetrieb.
Was bedeutet das für Sie als Betreiber?
Die Notwendigkeit eines externen NA-Schutzes hängt direkt von der Größe und Konzeption Ihrer Anlage ab.
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Für die meisten Eigenheimbesitzer: In der Regel müssen Sie sich keine Gedanken über einen externen Schutzschalter machen. Typische Dachanlagen für private Haushalte liegen mit 5 bis 15 kWp deutlich unter der kritischen Grenze. Achten Sie bei der Auswahl des Wechselrichters lediglich darauf, dass dieser nach VDE-AR-N 4105 zertifiziert ist – was bei Geräten von etablierten Herstellern zum Standard gehört.
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Für Betreiber größerer Anlagen (Gewerbe, Landwirtschaft): Der externe NA-Schutz ist ein zentraler und unverzichtbarer Teil bei der Planung Ihrer PV-Anlage. Er muss von Beginn an budgetiert und von einem qualifizierten Elektroinstallateur eingerichtet werden.
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Für Betreiber von Balkonkraftwerken: Auch bei kleinen Stecker-Solaranlagen ist ein NA-Schutz Pflicht. Dieser ist jedoch immer im Mikro-Wechselrichter integriert und erfüllt die vereinfachten Anforderungen der Norm VDE V 0126-1-1 bzw. VDE-AR-N 4100. Für Balkonkraftwerke ist kein externer Schutz erforderlich.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum NA-Schutz
Muss ich den NA-Schutz selbst prüfen?
Nein. Die korrekte Funktion wird im Rahmen der Inbetriebnahme durch den Installateur geprüft und im Inbetriebnahmeprotokoll dokumentiert. Sie als Betreiber müssen keine regelmäßigen Tests durchführen.
Kann ich auf einen externen NA-Schutz verzichten, auch wenn meine Anlage über 30 kVA hat?
Auf keinen Fall. Ohne einen normgerechten NA-Schutz erteilt der Netzbetreiber keine Genehmigung für den Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Es ist eine zwingende rechtliche und sicherheitstechnische Voraussetzung.
Woher weiß ich, ob mein Wechselrichter einen zertifizierten NA-Schutz hat?
Diese Information finden Sie im Datenblatt des Geräts oder in der Konformitätserklärung des Herstellers. Suchen Sie nach der Angabe „zertifiziert nach VDE-AR-N 4105“.
Was passiert, wenn der NA-Schutz auslöst?
Ihre Anlage wird sofort vom Stromnetz getrennt und stoppt die Einspeisung. Sobald die Netzbedingungen für eine definierte Zeit – in der Regel einige Minuten – wieder stabil sind, verbindet sich der Wechselrichter automatisch wieder mit dem Netz und nimmt den Betrieb wieder auf.

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8.599,00 €Fazit: Sicherheit als oberstes Gebot
Der NA-Schutz ist eine unscheinbare, aber essenzielle Komponente jeder Photovoltaikanlage. Er gewährleistet die Sicherheit von Personen und die Stabilität des gesamten Stromnetzes.
Für die meisten Hausbesitzer ist er eine Sorge weniger, da er bereits standardmäßig im Wechselrichter integriert ist. Erst bei Anlagen mit einer Leistung von über 30 kVA wird ein externer Schutzschalter zur Pflicht – ein wichtiger Punkt, der bei der Planung größerer Projekte von Anfang an berücksichtigt werden muss. Bei Photovoltaik.info ist es unser Anspruch, alle technischen und rechtlichen Aspekte transparent zu erklären, damit Sie eine fundierte Entscheidung treffen können.
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