Die neue Photovoltaikanlage ist auf dem Dach, der Wechselrichter summt im Keller: ein Moment, auf den viele Eigenheimbesitzer lange hinarbeiten. Doch was, wenn die Freude getrübt wird? Wenn die erzeugte Leistung hinter den Versprechungen zurückbleibt, Kabel unsauber verlegt sind oder nach dem ersten Regen Wasser durchs Dach tropft? Eine fehlerhafte Installation ist nicht nur ärgerlich, sondern kann auch die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit Ihrer gesamten Investition gefährden.
Dieser Beitrag bietet Ihnen die nötige Orientierung und ein rechtssicheres Musterschreiben. Damit können Sie Mängel professionell rügen, dem ausführenden Fachbetrieb eine klare Frist zur Nachbesserung setzen und Ihre Ansprüche als Kunde durchsetzen.
Typische Mängel nach der PV-Installation: Worauf Sie achten sollten
Obwohl die meisten Installationen professionell ausgeführt werden, zeigt die Erfahrung, dass bestimmte Fehlerquellen immer wieder auftreten. Eine sorgfältige Abnahme Ihrer Anlage ist daher entscheidend. Achten Sie besonders auf die folgenden drei Mängelkategorien:
Sichtbare Mängel an Montage und Verkabelung
Diese Fehler sind meist am einfachsten zu erkennen. Nehmen Sie sich Zeit für eine gründliche Inspektion von Dach und Technikraum.
- Beschädigte Dachziegel: Wurden bei der Montage Ziegel zerbrochen oder verschoben, was zu undichten Stellen führen kann?
- Fehlerhafte Modulausrichtung: Sind die Solarmodule schief montiert oder haben sie ungleiche Abstände? Das ist nicht nur ein optischer Makel, sondern kann auch die Leistung beeinträchtigen.
- Unsachgemäße Kabelführung: Hängen Kabel lose herab, anstatt in schützenden Kanälen verlegt zu sein? Sind sie ungeschützt der Witterung ausgesetzt oder geknickt? Eine professionelle Verkabelung ist für die Langlebigkeit und Sicherheit der Anlage unerlässlich.
- Unsaubere Wanddurchführungen: Wurden die Bohrungen für die Kabel ins Hausinnere nicht ordnungsgemäß abgedichtet?
Ein typisches Beispiel: Ein Kunde bemerkt, dass das DC-Kabel vom Dach zum Wechselrichter lose an der Hauswand flattert, anstatt durch ein UV-beständiges Leerrohr geschützt zu sein. Dies ist ein klarer Mangel, da die Kabelisolierung durch Sonneneinstrahlung und Witterung mit der Zeit brüchig werden kann.
Funktionale Mängel und Leistungsdefizite
Solche Mängel sind oft schwieriger zu erkennen, da sie sich erst im laufenden Betrieb bemerkbar machen.
- Geringerer Ertrag als prognostiziert: Liegt die erzeugte Strommenge an sonnigen Tagen dauerhaft deutlich unter der prognostizierten Leistung? Dahinter kann ein Defekt am Wechselrichter, ein Anschlussfehler oder ein Problem mit einzelnen Modulen stecken.
- Fehlermeldungen am Wechselrichter: Zeigt das Gerät wiederholt Fehlercodes an oder schaltet es sich unerwartet ab?
- Probleme mit dem Smart Meter oder der App: Werden die Verbrauchs- und Erzeugungsdaten nicht korrekt angezeigt oder bricht die Verbindung häufig ab?
Mängel in der Dokumentation
Ein oft unterschätzter, aber wesentlicher Punkt. Ohne vollständige Unterlagen können später Probleme mit dem Netzbetreiber, der Versicherung oder bei der Geltendmachung von Garantien auftreten.
- Fehlendes Inbetriebnahmeprotokoll: Dieses Dokument ist der offizielle Nachweis, dass die Anlage fachgerecht installiert und geprüft wurde.
- Fehlende Datenblätter oder Garantieurkunden: Sie benötigen diese Unterlagen für alle wichtigen Komponenten wie Module, Wechselrichter und gegebenenfalls den Stromspeicher.
- Unvollständige Anmeldung beim Netzbetreiber: Wurde die Anlage nicht korrekt im Marktstammdatenregister oder beim Netzbetreiber angemeldet, kann sich die Einspeisevergütung verzögern.
Ihre Rechte als Kunde: Die rechtliche Grundlage der Mängelrüge
Wenn Sie eine Photovoltaikanlage installieren lassen, schließen Sie mit dem ausführenden Unternehmen einen Werkvertrag nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB). Das bedeutet: Der Installateur schuldet Ihnen ein „mangelfreies Werk“ – also eine voll funktionsfähige und fachgerecht installierte Anlage.
Stellen Sie einen Mangel fest, haben Sie ein Recht auf Nacherfüllung (§ 635 BGB). Sie können vom Fachbetrieb verlangen, den Fehler auf seine Kosten zu beheben. Um dieses Recht wirksam geltend zu machen, müssen Sie den Mangel offiziell rügen und dem Betrieb eine angemessene Frist zur Beseitigung setzen. Eine mündliche Beschwerde am Telefon reicht hierfür nicht aus; eine schriftliche Mängelrüge ist der einzig rechtssichere Weg. Die Wahl eines qualifizierten Fachbetriebs ist daher bereits im Vorfeld entscheidend, um solche Situationen von vornherein zu vermeiden.
Die Mängelrüge richtig formulieren: Schritt für Schritt zum rechtssicheren Schreiben
Ein professionelles und klares Vorgehen erhöht die Wahrscheinlichkeit einer schnellen und unkomplizierten Lösung.
- Mängel genau dokumentieren: Machen Sie detaillierte Fotos oder Videos von allen festgestellten Mängeln. Notieren Sie das Datum der Entdeckung und beschreiben Sie den Fehler so präzise wie möglich (z. B. „Dachziegel Reihe 3, Modul 4 von links gebrochen“ oder „Wechselrichter zeigt Fehlercode E031“).
- Eine angemessene Frist setzen: Geben Sie dem Unternehmen eine realistische Frist zur Behebung der Mängel. In der Praxis haben sich 14 Tage für die meisten Nachbesserungsarbeiten als angemessen erwiesen. Bei komplexeren Problemen, die etwa eine Ersatzteilbestellung erfordern, kann auch eine längere Frist von drei bis vier Wochen fair sein.
- Schreiben per Einschreiben versenden: Um nachweisen zu können, dass der Betrieb Ihr Schreiben erhalten hat, versenden Sie es unbedingt als Einschreiben mit Rückschein.
Musterbrief: Vorlage für Ihre Mängelrüge mit Fristsetzung
Nutzen Sie diese Vorlage, um Ihre Mängelrüge rechtssicher zu formulieren. Passen Sie die kursiv gedruckten Platzhalter an Ihre individuelle Situation an.
[Ihr Name]
[Ihre Straße und Hausnummer]
[Ihre PLZ und Ort]
Per Einschreiben mit Rückschein
An
[Name des Fachbetriebs]
[Straße und Hausnummer des Betriebs]
[PLZ und Ort des Betriebs]
[Ort, Datum]
Betreff: Mängelrüge und Aufforderung zur Nacherfüllung – Photovoltaikanlage auf dem Objekt [Ihre Adresse], Auftrags-/Rechnungsnummer [Ihre Rechnungsnummer]
Sehr geehrte Damen und Herren,
am [Datum der Installation/Abnahme] haben Sie auf dem oben genannten Objekt eine Photovoltaikanlage installiert und in Betrieb genommen.
Leider musste ich nach sorgfältiger Prüfung feststellen, dass die von Ihnen erbrachte Leistung nicht frei von Mängeln ist. Gemäß § 634 Nr. 1 BGB fordere ich Sie hiermit zur Nacherfüllung in Form der Mängelbeseitigung auf.
Folgende Mängel wurden festgestellt:
-
Mangel 1: [Genaue und sachliche Beschreibung des ersten Mangels. Beispiel: Die Verkabelung der DC-Leitungen an der Nordfassade wurde nicht in einem schützenden Kabelkanal verlegt. Die Kabel hängen frei und sind der Witterung ausgesetzt.]
-
Mangel 2: [Genaue und sachliche Beschreibung des zweiten Mangels. Beispiel: Das Solarmodul in der untersten Reihe ganz rechts ist sichtbar schief montiert und weist einen deutlich größeren Abstand zu den benachbarten Modulen auf.]
-
Mangel 3: [Genaue und sachliche Beschreibung eines weiteren Mangels. Beispiel: Die Anlage erreicht auch bei voller Sonneneinstrahlung nicht die prognostizierte Spitzenleistung. Statt der erwarteten 8 kWp werden maximal 6,5 kWp erreicht, was auf ein Konfigurations- oder Hardwareproblem hindeutet.]
Zum Nachweis der Mängel habe ich eine Fotodokumentation erstellt, die ich Ihnen auf Anfrage gerne zukommen lasse.
Ich setze Ihnen hiermit eine Frist zur vollständigen und fachgerechten Beseitigung der oben genannten Mängel bis zum
[Datum in 14 Tagen]
Bitte teilen Sie mir innerhalb einer Woche schriftlich mit, wie und wann Sie die Nachbesserungsarbeiten durchführen werden.
Sollten Sie diese Frist ergebnislos verstreichen lassen, behalte ich mir weitere rechtliche Schritte wie die Minderung des Werklohns oder die Beauftragung eines Drittunternehmens zu Ihren Lasten (Ersatzvornahme) ausdrücklich vor.
Ich gehe jedoch davon aus, dass wir diese Angelegenheit schnell und unkompliziert zu meiner vollen Zufriedenheit klären können.
Mit freundlichen Grüßen
[Ihre handschriftliche Unterschrift]
[Ihr Name in Druckbuchstaben]
Was passiert, wenn der Installateur nicht reagiert?
Sollte der Fachbetrieb die gesetzte Frist ignorieren, stehen Ihnen weitere Optionen offen:
- Zweite Fristsetzung: Senden Sie ein weiteres Schreiben (ebenfalls per Einschreiben), in dem Sie eine letzte, kurze Nachfrist setzen.
- Zahlungseinbehalt: Sofern Sie die Rechnung noch nicht vollständig bezahlt haben, können Sie einen angemessenen Teil des Betrags zurückhalten. Als Faustregel gilt hier das Doppelte der voraussichtlichen Kosten für die Mängelbeseitigung.
- Rechtliche Beratung: Ziehen Sie einen Anwalt für Baurecht oder die Verbraucherzentrale hinzu, um Ihre weiteren Schritte (z. B. Minderung, Schadensersatz) zu besprechen.
Handeln Sie konsequent, damit die erwartete Leistung Ihrer Anlage auch tatsächlich erbracht wird und sich Ihre Investition rentiert.
FAQ – Häufige Fragen zur Mängelrüge bei PV-Anlagen
Kann ich einen Teil der Rechnung einfach einbehalten?
Ja, grundsätzlich ist das möglich. Das Gesetz erlaubt Ihnen, bei Mängeln den Druck auf den Handwerker durch einen Zahlungseinbehalt zu erhöhen. Der einbehaltene Betrag sollte jedoch in einem angemessenen Verhältnis zum Mangel stehen. Die Rechtsprechung hält in der Regel das Doppelte der geschätzten Kosten für die Mängelbeseitigung für angemessen.
Was ist, wenn der Mangel erst nach Monaten auffällt?
Hier greift die gesetzliche Gewährleistung. Bei Bauwerken, wozu fest installierte PV-Anlagen in der Regel zählen, beträgt die Gewährleistungsfrist fünf Jahre ab dem Zeitpunkt der Abnahme. Innerhalb dieser Zeit können Sie Mängel rügen, die bereits bei der Übergabe vorhanden, aber noch nicht sichtbar waren.
Muss ich dem Handwerker den Zugang zum Grundstück gewähren?
Ja. Sie müssen dem Unternehmen die Möglichkeit geben, den gerügten Mangel zu begutachten und die Nachbesserungsarbeiten durchzuführen. Verweigern Sie den Zugang, können Sie Ihre Ansprüche verlieren.
Wer zahlt für einen unabhängigen Gutachter?
Zunächst derjenige, der ihn beauftragt – also Sie. Stellt der Gutachter jedoch fest, dass die Mängel tatsächlich vom Installationsbetrieb zu verantworten sind, können Sie die Kosten für das Gutachten im Rahmen eines Rechtsstreits als Schadensersatz vom Betrieb zurückfordern.
Fazit: Handeln Sie professionell und sichern Sie Ihre Investition
Eine Mängelrüge ist kein Akt der Konfrontation, sondern ein professioneller und notwendiger Schritt, um die Qualität Ihrer Photovoltaikanlage sicherzustellen. Eine klare, schriftliche Kommunikation schützt Ihre Rechte und Ihre erhebliche finanzielle Investition. Verlassen Sie sich nicht auf mündliche Zusagen, sondern nutzen Sie den hier vorgestellten, strukturierten Weg.
Bei Photovoltaik.info legen wir Wert darauf, dass Sie nicht nur bei der Planung, sondern auch bei eventuellen Problemen gut informiert sind. Ein fundiertes Wissen über Ihre Rechte gibt Ihnen die Sicherheit, die Sie für den erfolgreichen Betrieb Ihrer eigenen Solaranlage benötigen.
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