Photovoltaik auf dem Flachdach: Montage ohne Bohren

Ein Flachdach auf einem Haus, einer Garage oder einem Carport bietet oft ideale Voraussetzungen für eine Photovoltaikanlage. Meist gibt es keine störenden Dachaufbauten und die Ausrichtung zur Sonne lässt sich flexibel wählen.

Doch der Gedanke, die dichte Dachhaut durch zahlreiche Bohrungen zu verletzen, schreckt viele Eigentümer ab. Die Sorge vor Undichtigkeiten und langfristigen Schäden ist berechtigt. Zum Glück gibt es eine bewährte Methode, die dieses Problem umgeht: die Montage mittels Ballastierung, ganz ohne Dachdurchdringung.

Die Herausforderung: Ein dichtes Dach muss dicht bleiben

Die wichtigste Aufgabe eines Daches ist der Schutz des Gebäudes vor Witterungseinflüssen. Jede Durchdringung, sei es für einen Schornstein, eine Lüftung oder eben Befestigungsschrauben, birgt ein potenzielles Risiko für das Eindringen von Feuchtigkeit.

Insbesondere bei Flachdächern, auf denen Wasser länger stehen kann als auf Schrägdächern, ist eine absolut intakte Dachabdichtung aus Bitumen oder Folie entscheidend. Die herkömmliche Montage mit Verschraubung im Dachstuhl ist hier also nicht nur aufwendig, sondern auch riskant. Eine moderne Alternative nutzt stattdessen ein einfaches physikalisches Prinzip: die Schwerkraft.

Die Lösung: Aufgeständerte Montagesysteme mit Auflast

Anstatt die Unterkonstruktion der Solarmodule fest mit dem Dach zu verschrauben, wird sie auf die Dachhaut gelegt und mit Gewichten beschwert. Dieses Verfahren nennt sich ballastierte oder durchdringungsfreie Montage. Durch ihr Eigengewicht und die zusätzliche Auflast wird die Konstruktion so stabil, dass sie selbst starken Winden standhält, ohne sich zu verschieben oder abzuheben.

Photovoltaikanlage auf einem Flachdach

Die Basis bildet eine spezielle Unterkonstruktion für Flachdächer aus Aluminium- oder Stahlprofilen, die auf Schutzmatten direkt auf der Dachhaut platziert wird. Auf diesen Rahmen werden anschließend die Solarmodule montiert.

Die wichtigsten Komponenten im Überblick:

  • Grundschienen und Modulträger: Sie bilden das Skelett des Systems und werden je nach gewünschtem Neigungswinkel der Module (typischerweise 10-15 Grad) ausgewählt.
  • Bautenschutzmatten: Diese Matten aus Gummigranulat werden unter die Trägerelemente gelegt. Sie schützen die empfindliche Dachhaut (Bitumen, EPDM, PVC) vor mechanischer Beschädigung und sorgen zugleich für eine bessere Lastverteilung.
  • Ballastwannen oder -steine: In speziellen Wannen oder direkt auf den Grundschienen werden die Gewichte platziert. Als Ballast dienen oft einfache und kostengünstige Betonplatten, wie sie aus dem Garten- und Landschaftsbau bekannt sind.

Diese Systeme schonen nicht nur die Dachhaut, sondern ermöglichen auch eine schnellere und flexiblere Installation. Da keine Bohrungen notwendig sind, bleibt der Eingriff in die Bausubstanz minimal.

Die entscheidende Frage: Wie viel Gewicht ist nötig?

Die richtige Menge an Ballast ist der kritischste Punkt bei der Planung. Eine zu geringe Beschwerung gefährdet die Stabilität der gesamten Anlage, während zu viel Gewicht die Statik des Daches überlasten kann. Die Berechnung der Auflast ist daher keine Schätzung, sondern eine exakte statische Kalkulation.

Folgende Faktoren fließen in diese Berechnung ein:

  • Windlastzone: Deutschland ist in verschiedene Windzonen eingeteilt. An der Küste sind die Windkräfte deutlich höher als in windgeschützten Lagen im Binnenland.
  • Gebäudehöhe: Je höher das Gebäude, desto stärker ist es dem Wind ausgesetzt.
  • Dachposition: In den Rand- und Eckbereichen eines Daches treten durch Verwirbelungen deutlich stärkere Sogkräfte auf als in der Mitte. Daher muss hier oft mehr Ballast platziert werden.
  • Neigungswinkel der Module: Flacher aufgestellte Module bieten dem Wind weniger Angriffsfläche als steiler geneigte.

Wind erzeugt nicht nur Druck auf die Module, sondern vor allem erhebliche Sogkräfte, die versuchen, die Anlage vom Dach zu heben. Die Ballastierung muss diesem Sog mit ausreichend Gegengewicht entgegenwirken. Für die exakte Auslegung nutzen Fachbetriebe spezielle Software, die alle Normen und standortspezifischen Gegebenheiten berücksichtigt.

Für ein Einfamilienhaus in einer durchschnittlichen Windlastzone kann die benötigte Auflast pro Modul beispielsweise zwischen 50 und 80 kg liegen. Dies ist jedoch nur ein grober Richtwert. Vor jeder Installation ist eine Prüfung der Dachstatik unerlässlich, um sicherzustellen, dass die zusätzliche Last (Module + Unterkonstruktion + Ballast) sicher getragen werden kann. Glücklicherweise besitzen viele moderne Flachdächer, insbesondere bei Garagen, ausreichende Traglastreserven.

Die Klärung der Dachlast ist daher ein entscheidender Schritt, noch bevor Sie die finalen Kosten Ihrer PV-Anlage kalkulieren.

Auflast der PV-Anlage auf Flachdach

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Kann ich eine ballastierte PV-Anlage selbst installieren?

Während die mechanische Montage der Komponenten für handwerklich Begabte machbar erscheint, sind die Planung und die statische Auslegung eine Aufgabe für Experten. Eine falsche Ballastierung kann zu schweren Schäden am Dach oder der Anlage führen. Wir empfehlen daher dringend, die Planung und Installation von einem Fachbetrieb durchführen zu lassen.

Für welche Flachdächer eignet sich die Montage ohne Bohren?

Grundsätzlich eignet sich die Methode für die meisten Flachdächer mit einer Abdichtung aus Bitumenbahnen oder Kunststofffolien (EPDM, PVC). Auch auf bekiesten Flachdächern ist die Installation möglich; hier wird der Kies im Bereich der Auflagepunkte entfernt. Die entscheidende Voraussetzung bleibt jedoch immer eine ausreichende Traglastreserve des Daches.

Was passiert mit der Dachabdichtung unter der Anlage?

Die Bautenschutzmatten verhindern einen direkten Kontakt zwischen der Metallkonstruktion und der Dachhaut. Sie schützen vor Abrieb und sorgen dafür, dass Wasser unter der Konstruktion weiterhin abfließen kann. Eine regelmäßige Kontrolle des Daches, etwa einmal im Jahr, ist dennoch empfehlenswert.

Welchen Neigungswinkel haben die Module?

Bei ballastierten Systemen wird meist ein flacher Aufstellwinkel von 10 bis 15 Grad gewählt. Das hat zwei Vorteile: Der Wind hat weniger Angriffsfläche, was den Ballastbedarf reduziert, und die gegenseitige Verschattung der Modulreihen ist geringer. Dadurch lässt sich die Dachfläche sehr effizient ausnutzen.

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Fazit: Die sichere und clevere Wahl für Ihr Flachdach

Die Montage einer Photovoltaikanlage ohne Dachdurchdringung ist eine sichere, bewährte und oft schnellere Alternative zur klassischen Verschraubung. Sie schont die wertvolle Dachhaut und minimiert das Risiko von Bauschäden.

Der Schlüssel zum Erfolg ist eine professionelle Planung, die die Gegebenheiten Ihres Standortes und die Statik des Gebäudes berücksichtigt. Mit der richtigen Auslegung erhalten Sie eine stabile und langlebige Photovoltaikanlage, die über Jahrzehnte sauberen Strom produziert, ohne die Bausubstanz zu gefährden.

Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten und zur Planung Ihrer Anlage finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.

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