Kein Balkon? Mini-Solaranlage am Fenster installieren – Möglichkeiten und Grenzen

Viele Mieter, die ihre Stromrechnung senken und einen Beitrag zur Energiewende leisten möchten, stehen vor einem Problem: Sie haben weder Balkon noch Dach zur Verfügung.

Die naheliegende Idee, ein Solarmodul einfach am Fenster oder auf der Fensterbank zu montieren, gewinnt gerade in städtischen Gebieten an Popularität. Doch so verlockend der Gedanke ist, die Umsetzung wirft wichtige Fragen zur Sicherheit, zur rechtlichen Lage und zum tatsächlichen Ertrag auf.

Dieser Artikel beleuchtet die Möglichkeiten und Grenzen von Mini-Solaranlagen am Fenster und zeigt Ihnen, worauf Sie achten müssen, welche Lösungen existieren und wann eine solche Lösung wirklich sinnvoll ist.

Die Idee: Stromerzeugung direkt am Fenster

Das Prinzip einer Solaranlage für das Fenster ist identisch mit dem eines Balkonkraftwerks: Ein oder mehrere Solarmodule wandeln Sonnenlicht in elektrischen Strom um. Ein kleiner Wechselrichter macht diesen Strom für Ihren Haushalt nutzbar, indem er ihn in das hauseigene Stromnetz einspeist.

Technisch gesehen handelt es sich um eine sehr kleine Photovoltaikanlage, die darauf ausgelegt ist, die Grundlast Ihres Haushalts zu decken. Was genau dahintersteckt, erfahren Sie in unserem Beitrag Was ist ein Balkonkraftwerk.

Stellen Sie sich vor, Sie wohnen in einer Stadtwohnung im dritten Stock mit einem sonnigen Südfenster. Die ungenutzte Fassadenfläche könnte einen Teil des Stroms für Ihren Kühlschrank, den WLAN-Router oder andere Dauerverbraucher erzeugen. Genau diese Vorstellung treibt das Interesse an Fenster-Solaranlagen an.

Rechtliche und sicherheitsrelevante Hürden

Bevor Sie über einen Kauf nachdenken, sollten Sie sich jedoch mit den beiden wichtigsten Aspekten befassen: der rechtlichen Zulässigkeit und der Sicherheit der Montage. Denn hier gibt es erhebliche Unterschiede zu klassischen Balkonkraftwerken.

Das Mietrecht: Zustimmung des Vermieters ist entscheidend

Jede Anbringung an der Außenfassade eines Gebäudes stellt eine bauliche Veränderung dar und erfordert grundsätzlich die Zustimmung des Vermieters oder der Eigentümergemeinschaft. Die Montage eines Solarmoduls am Fenster fällt genau in diese Kategorie.

Rechtlich bewegen sich Fenster-Solaranlagen in einer Grauzone. Während für feste Installationen klare Normen existieren (z. B. DIN VDE V 0100-551-1), ist die Befestigung am Fenster nicht explizit geregelt. Das bedeutet: Allgemeine Bau- und Sicherheitsvorschriften greifen, und die volle Verantwortung für eine sichere Montage liegt bei Ihnen. Holen Sie sich deshalb unbedingt eine schriftliche Erlaubnis Ihres Vermieters, bevor Sie weitere Schritte unternehmen.

Ein Solarmodul, das mit speziellen Halterungen an einem Fenster befestigt ist. Die Sonne scheint darauf.

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Sicherheit geht vor: Die Gefahr herabfallender Teile

Das größte Risiko bei einer Fenstermontage besteht im Herabfallen des Solarmoduls. Ein Standardmodul wiegt zwischen 10 und 20 Kilogramm; ein Sturz aus mehreren Metern Höhe kann verheerende Folgen haben. Eine absolut sturmsichere und dauerhaft stabile Befestigung ist keine Option, sondern eine zwingende Notwendigkeit.

Heimwerkerlösungen mit Kabelbindern, Klemmen aus dem Baumarkt oder einfachen Winkeln sind extrem gefährlich und unzulässig. Setzen Sie ausschließlich auf Systeme, die von Herstellern speziell für diesen Zweck entwickelt und zertifiziert wurden.

Wie viel Strom kann ein Solarmodul am Fenster erzeugen?

Der Ertrag einer Solaranlage hängt maßgeblich von der Ausrichtung, der Neigung und möglichen Verschattungen ab. Genau hier liegen die größten Einschränkungen bei der Fenstermontage.

Ausrichtung und Neigung: Die Physik setzt Grenzen

Ein Solarmodul erzeugt den meisten Strom, wenn die Sonnenstrahlen im 90-Grad-Winkel darauf treffen. In Deutschland ist dafür eine Neigung von etwa 30 bis 35 Grad bei Südausrichtung ideal. An einem Fenster wird das Modul jedoch meist senkrecht montiert, also im 90-Grad-Winkel zur Horizontalen.

Die Erfahrung zeigt, dass ein vertikal an einer Südfassade montiertes Modul nur etwa 50 bis 70 Prozent des Ertrags einer optimal geneigten Anlage erzielt. Bei einer Ausrichtung nach Osten oder Westen sinkt der Ertrag weiter, da die Sonne dann nur für wenige Stunden am Tag direkt auf das Modul scheint.

Grafik, die den Ertragsunterschied zwischen einem optimal ausgerichteten Balkonkraftwerk und einem vertikal am Fenster montierten Modul zeigt.

Ein realistisches Rechenbeispiel

Nehmen wir ein typisches kleines Solarmodul mit einer Leistung von 300 Watt-Peak (Wp):

  • Optimal aufgeständert (35° Neigung, Südausrichtung): ca. 280–320 kWh pro Jahr
  • Senkrecht am Südfenster montiert: ca. 150–210 kWh pro Jahr

Bei einem Strompreis von 35 Cent pro kWh entspricht dies einer jährlichen Ersparnis von etwa 52 bis 74 Euro. Zusätzliche Verschattung durch Nachbargebäude, Bäume oder sogar den eigenen Fenstersturz kann diesen Wert noch weiter reduzieren.

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Sichere Befestigungsmöglichkeiten im Überblick

Wenn Sie die rechtlichen Hürden genommen haben und sich der Ertrag für Sie lohnt, stellt sich die Frage nach der richtigen Montage. Dafür gibt es allerdings nur wenige wirklich sichere Methoden.

Teleskopstangen für die Fensterlaibung

Einige spezialisierte Anbieter haben Systeme entwickelt, die ohne Bohren auskommen. Dabei werden Teleskopstangen in die innere Fensterlaibung geklemmt, an denen das Solarmodul befestigt wird. Diese Lösung eignet sich vor allem für kleinere und leichtere Module und ist oft die einzige vom Vermieter genehmigte Variante.

Detailaufnahme einer sicheren Teleskopstangen-Befestigung für ein Solarmodul in einer Fensterlaibung.

Feste Verschraubung mit der Fassade

Eine Halterung, die fest mit dem Mauerwerk verschraubt wird, bietet die höchste Sicherheit. Diese Methode ist jedoch für Mieter in der Regel keine Option, da sie einen erheblichen Eingriff in die Bausubstanz darstellt. Mehr über sichere Befestigungssysteme erfahren Sie in unserem Ratgeber zur Balkonkraftwerk Halterung.

Aufstellen auf der Fensterbank

Vom einfachen Aufstellen eines Moduls auf der äußeren Fensterbank ist dringend abzuraten. Die meisten Fensterbänke sind dafür zu schmal, nicht ausreichend gesichert und bieten Windstößen zu viel Angriffsfläche. Diese Methode ist nur bei sehr breiten, stabilen und durch ein Geländer geschützten Simsen denkbar – eine absolute Seltenheit.

FAQ: Häufige Fragen zur Mini-Solaranlage am Fenster

Brauche ich einen speziellen Stromzähler?
Ja, wie bei jedem Balkonkraftwerk ist ein moderner digitaler Zähler oder ein Zähler mit Rücklaufsperre erforderlich. Alte Ferraris-Zähler, die rückwärtslaufen könnten, sind nicht zulässig und müssen vom Netzbetreiber ausgetauscht werden.

Muss ich die Anlage anmelden?
Ja, auch eine Mini-Solaranlage am Fenster muss im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur eingetragen werden. Die Anmeldung ist kostenlos und online möglich. Informieren Sie sich dazu detailliert im Beitrag Balkonkraftwerk anmelden.

Was passiert bei einem Stromausfall?
Der Wechselrichter schaltet sich aus Sicherheitsgründen sofort ab, sobald das öffentliche Netz ausfällt. Die Anlage liefert also keinen Notstrom. Dies ist eine vorgeschriebene Schutzfunktion, um Techniker bei Arbeiten am Netz nicht zu gefährden.

Gibt es fertige Komplettsets für Fenster?
Ja, der Markt entwickelt sich langsam. Es gibt einige wenige spezialisierte Anbieter, die geprüfte Komplettsysteme mit leichten Modulen und sicheren Teleskop-Halterungen anbieten. Viele im Internet angebotene Sets sind jedoch für diesen speziellen Anwendungsfall nicht geprüft. Die Informationsplattform Photovoltaik.info rät dringend dazu, nur auf zertifizierte Produkte zurückzugreifen.

Fazit: Eine Nischenlösung mit Potenzial und Risiken

Eine Mini-Solaranlage am Fenster ist technisch machbar und kann für Mieter ohne Balkon die einzige Möglichkeit sein, eigenen Solarstrom zu erzeugen. Die Umsetzung ist jedoch deutlich anspruchsvoller als bei einem klassischen Balkonkraftwerk.

  • Sicherheit ist oberstes Gebot: Verwenden Sie ausschließlich zertifizierte Montagesysteme.
  • Genehmigung ist Pflicht: Ohne schriftliche Zustimmung des Vermieters ist eine Installation nicht möglich.
  • Ertrag ist begrenzt: Rechnen Sie mit einem deutlich geringeren Stromertrag als bei einer optimal ausgerichteten Anlage.

Die Fenster-Solaranlage bleibt eine Lösung für Enthusiasten, die alle Hürden überwinden können und wollen. Für alle anderen ist sie eher ein interessanter Ausblick auf zukünftige Möglichkeiten der urbanen Stromerzeugung.

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