Photovoltaik in Küstennähe: So schützen Sie Ihre Anlage vor Salznebel und Korrosion

Ein Haus am Meer ist für viele ein Lebenstraum
Doch während die frische Brise und das Rauschen der Wellen für uns pure Erholung sind, stellt die salzhaltige Luft für technische Anlagen eine echte Herausforderung dar. Wer eine Photovoltaikanlage in Küstennähe plant, denkt oft zuerst an die hohen Windlasten. Mindestens ebenso wichtig ist aber ein oft unterschätzter Faktor: die unsichtbare Gefahr aus der Luft – der Salznebel. Er kann die Lebensdauer von Solarmodulen und Unterkonstruktion drastisch verkürzen, wenn die Materialwahl nicht stimmt.
Der unsichtbare Feind: Was ist Salznebelkorrosion?
Salznebelkorrosion ist ein elektrochemischer Prozess, der Metalle angreift. In Küstenregionen ist die Luft mit winzigen Salzpartikeln (Natriumchlorid) gesättigt. Trifft dieses Salz auf Feuchtigkeit – sei es Regen oder hohe Luftfeuchtigkeit –, entsteht eine aggressive, leitfähige Lösung. Diese wirkt auf Metalloberflächen wie ein Katalysator für Rost und Zersetzung.
Die Auswirkungen sind erheblich: Studien zeigen, dass die Salzbelastung in Küstennähe die Korrosionsrate von ungeschütztem Stahl im Vergleich zum Binnenland um den Faktor 10 oder mehr erhöhen kann. Doch der Angriff macht nicht vor Stahl halt: Auch Aluminium, der Hauptbestandteil von Modulrahmen und vielen Montagesystemen, ist gefährdet.
Die Schwachstellen einer PV-Anlage in maritimer Umgebung
Eine Photovoltaikanlage besteht aus vielen Einzelteilen, und die salzhaltige Atmosphäre stellt jede Komponente auf eine harte Probe.
Modulrahmen
Die Rahmen der meisten Solarmodule bestehen aus eloxiertem Aluminium, dessen Schicht einen guten Grundschutz bietet. Doch bereits kleine Kratzer, die bei Transport oder Montage entstehen, können zur Eintrittspforte für Korrosion werden. Der Salznebel unterwandert die Schutzschicht und führt zur sogenannten Filiformkorrosion, die sich wie feine Fäden unter der Oberfläche ausbreitet und die Stabilität des Rahmens langfristig schwächt.
Deshalb werden hochwertige Module nach der Norm IEC 61701 auf ihre Salznebelbeständigkeit geprüft. In einem mehrwöchigen Test wird die Belastung von Jahrzehnten in Küstennähe simuliert. Nur Module, die diesen anspruchsvollen Test bestehen, sind für den Einsatz am Meer wirklich geeignet.
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Ab 1.299,00 €Unterkonstruktion und Montagesystem
Das Montagesystem ist das Rückgrat der gesamten Anlage. Es muss nicht nur Stürmen standhalten, sondern auch der permanenten chemischen Belastung. Die Wahl der richtigen Unterkonstruktion für Ihre PV-Anlage ist deshalb mehr als nur ein Detail – sie ist eine fundamentale Entscheidung für die Langlebigkeit.
- Verzinkter Stahl: Für das Binnenland oft ausreichend, ist an der Küste keine gute Wahl. Die Zinkschicht wird durch den Salznebel buchstäblich „aufgefressen“ und verliert ihre Schutzwirkung.
- Aluminium: Hier sind hochwertige Legierungen und eine widerstandsfähige Beschichtung oder Eloxierung entscheidend. Günstige Systeme sparen oft an der Qualität der Oberflächenversiegelung.
- Edelstahl: Edelstahl ist hier die sicherste Wahl. Experten unterscheiden zwischen V2A (Werkstoffnummer 1.4301) und V4A (Werkstoffnummer 1.4401 oder 1.4571). Während V2A für viele Anwendungen ausreicht, bietet V4A durch den Zusatz von Molybdän eine deutlich höhere Beständigkeit gegen chloridhaltige Medien wie Salzwasser und ist damit die empfohlene Lösung für Küstenregionen.
Schrauben und Kleinteile
Oft übersehen, aber kritisch, sind die Verbindungselemente. Eine einzige Schraube aus minderwertigem Material kann zum Ausfall eines ganzen Anlagenteils führen. Werden beispielsweise einfache verzinkte Stahlschrauben verwendet, um ein Aluminiumprofil zu befestigen, entsteht Kontaktkorrosion. In der salzhaltigen Umgebung opfert sich das unedlere Metall (Zink/Stahl) und korrodiert extrem schnell, während das edlere Aluminium verschont bleibt. Die Verbindung verliert ihre Festigkeit. Daher gilt die Grundregel: Für alle Schrauben, Muttern und Klemmen in Küstennähe sollte ausschließlich Edelstahl der Güte V4A verwendet werden.
Die richtige Materialwahl: Eine Checkliste für Ihre Planung
Eine sorgfältige Auswahl der Komponenten ist der beste Schutz vor vorzeitigem Verschleiß. Achten Sie bei Ihrer Planung auf folgende Punkte:
- Solarmodule: Fragen Sie nach einer Zertifizierung gemäß IEC 61701 (Salznebel-Korrosionsprüfung). Die höchste Prüfstufe (Severity Level 6) bietet die größte Sicherheit.
- Unterkonstruktion: Entscheiden Sie sich für Systeme aus V4A-Edelstahl oder speziell für maritime Umgebungen freigegebenen Aluminiumlegierungen. Die Mehrkosten von etwa 10–20 % für das Montagesystem sind eine Investition, die sich durch eine jahrzehntelang längere Lebensdauer auszahlt.
- Verbindungselemente: Bestehen Sie ausnahmslos auf Schrauben, Muttern und Klemmen aus V4A-Edelstahl (A4).
- Steckverbinder: Auch die elektrischen Kontakte müssen geschützt sein. Steckverbinder mit der Schutzart IP68 sind staub- und wasserdicht und verhindern das Eindringen von Feuchtigkeit und Salz.
Ein Praxisbeispiel verdeutlicht dies: Entscheidet sich der Besitzer eines Ferienhauses auf einer Nordseeinsel für ein Standard-Montagesystem, zeigen sich oft schon nach fünf bis sieben Jahren erste Korrosionsschäden, die eine teure Sanierung erfordern. Investiert er hingegen von Anfang an in eine V4A-Unterkonstruktion, sichert er die Funktion und den Wert seiner Anlage für 25 Jahre und länger.
Windlast ist nicht alles: Ein ganzheitlicher Blick auf die Statik
Die Küste ist bekannt für starke Winde, doch Korrosion und Statik sind untrennbar miteinander verbunden. Eine durch Korrosion geschwächte Klemme oder ein angerostetes Profil kann schon beim nächsten Sturm brechen, denn der ständige Angriff des Salzes ermüdet das Material und reduziert so die Belastbarkeit der gesamten Konstruktion.
Die Planung muss daher immer beide Aspekte berücksichtigen. Neben der Materialbeständigkeit ist selbstverständlich auch die korrekte Auslegung für die zu erwartenden Windlasten einer PV-Anlage entscheidend. Nur das Zusammenspiel aus robustem Material und einer fachmännischen statischen Berechnung garantiert eine sichere Anlage, die über Jahrzehnte zuverlässig Strom produziert.
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6.999,00 €FAQ: Häufige Fragen zu Photovoltaik in Küstennähe
Reicht es nicht, die Anlage regelmäßig mit Süßwasser zu reinigen?
Regelmäßige Reinigung kann oberflächliche Salzablagerungen entfernen und ist grundsätzlich empfehlenswert. Sie kann jedoch nicht verhindern, dass Salz und Feuchtigkeit in kleinste Risse, Kratzer oder ungeschützte Materialporen eindringen. Die Reinigung ist eine unterstützende Maßnahme, ersetzt aber niemals die richtige Materialauswahl von Beginn an.
Wie weit von der Küste entfernt spricht man von „maritimem Klima“?
Eine feste Grenze gibt es nicht, da Wind und Wetterlage eine große Rolle spielen. Als Faustregel gilt ein Bereich von bis zu fünf Kilometern von der Küstenlinie als besonders kritisch, wo die Salzkonzentration in der Luft 100-mal höher sein kann als im Binnenland. Bei stetigem auflandigem Wind kann der salzhaltige Nebel aber auch 10 bis 20 Kilometer ins Landesinnere getragen werden. Im Zweifel ist es daher immer ratsam, sich für die sicherere, korrosionsbeständigere Materialvariante zu entscheiden.
Gilt das auch für Balkonkraftwerke?
Ja, uneingeschränkt. Gerade bei Balkonkraftwerken, deren Halterungen oft an Balkongeländern aus Metall befestigt werden, gelten die gleichen physikalischen Gesetze. Achten Sie auch hier auf eine Halterung aus Edelstahl oder hochwertigem Aluminium und verwenden Sie ausschließlich Edelstahlschrauben, um die Anlage sicher und dauerhaft zu befestigen.
Sind schwarze Modulrahmen anfälliger als silberne?
Die Farbe des Rahmens hat keinen direkten Einfluss auf die Korrosionsbeständigkeit. Entscheidend ist die Qualität der Beschichtung (Eloxal oder Pulverbeschichtung) und das darunterliegende Aluminium. Bei schwarzen Rahmen sind Kratzer oft schneller sichtbar, was dazu führen kann, dass man eine Beschädigung früher bemerkt. Die grundlegende Beständigkeit wird jedoch durch die Materialgüte und die Zertifizierung nach IEC 61701 bestimmt.
Fazit: Wer am Meer plant, muss vorausschauend denken
Die Planung einer Photovoltaikanlage in Küstennähe erfordert mehr als nur die Berechnung von Sonneneinstrahlung und Dachfläche. Die unsichtbare, aber stetige Belastung durch Salznebel stellt höchste Anforderungen an das Material. Eine vermeintliche Ersparnis durch günstigere Komponenten kann sich schnell in teure Reparaturen und eine verkürzte Lebensdauer verwandeln.
Sorgfältige Planung und die Auswahl der richtigen, für maritime Bedingungen zertifizierten Komponenten sind der Schlüssel zu einer langlebigen und ertragreichen Anlage. So haben Sie nicht nur Freude an Ihrem Haus am Meer, sondern auch an Ihrem eigenen, zuverlässig produzierten Solarstrom.
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