Mängel in der Hausinstallation: Was tun, wenn der Elektriker Mängel im Bestandsnetz findet?
Die Solarmodule sind montiert, der Wechselrichter hängt an der Wand – die Vorfreude auf den eigenen Solarstrom ist groß. Doch dann die Ernüchterung: Der Elektriker öffnet den Zählerschrank und stellt fest, dass die Hausinstallation nicht den aktuellen Vorschriften entspricht. Ein Anschluss der Photovoltaikanlage ist so nicht möglich.
Für viele Hausbesitzer ist das ein unerwarteter und frustrierender Moment. Wir erklären Ihnen, was diese Diagnose bedeutet, warum es dazu kommt und welche Schritte nun erforderlich sind.
Ein solches Szenario ist keine Seltenheit. Die Praxiserfahrung von Elektrobetrieben und diverse Studien zeigen, dass bei Modernisierungen in älteren Gebäuden häufig Mängel aufgedeckt werden. Schätzungen zufolge weisen bis zu 46 % der Elektroinstallationen in Gebäuden, die vor 1990 errichtet wurden, sicherheitsrelevante Mängel auf. Wir erklären Ihnen, wie Sie mit dieser Situation am besten umgehen und warum die Modernisierung Ihrer Hauselektrik auch eine Chance sein kann.
Inhaltsverzeichnis
Warum der Elektriker die Bestandsanlage prüfen muss
Ein Elektrofachbetrieb, der eine Photovoltaikanlage an das öffentliche Netz anschließt, trägt eine große Verantwortung. Er muss dafür haften, dass die gesamte Installation sicher ist und den geltenden Normen entspricht. Weil die Installation einer PV-Anlage als wesentliche Änderung der elektrischen Anlage gilt, erlischt der sogenannte „Bestandsschutz“ für alle direkt betroffenen Teile.

Der Elektriker ist per Gesetz und durch technische Anwendungsregeln (wie die VDE-AR-N 4100) verpflichtet, die vorhandene Installation zu prüfen, bevor er eine neue Anlage anschließt. Er darf die PV-Anlage nicht in Betrieb nehmen, wenn er Sicherheitsmängel feststellt, die eine Gefahr für Menschen oder das Gebäude darstellen könnten. Diese Prüfung dient nicht dazu, Ihnen zusätzliche Kosten zu verursachen – sie schützt in erster Linie Ihre eigene Sicherheit.
Was bedeutet „Bestandsschutz“ und wann erlischt er?
Bestandsschutz bedeutet, dass eine Elektroinstallation, die zum Zeitpunkt ihrer Errichtung den damals gültigen Vorschriften entsprach, nicht an aktuelle Normen angepasst werden muss, solange keine wesentlichen Änderungen erfolgen. Die Installation einer PV-Anlage ist jedoch genau solch eine wesentliche Änderung. Da sie Strom ins Hausnetz einspeist und die Lastflüsse grundlegend verändert, müssen die relevanten Anlagenteile – insbesondere der Zählerschrank und die Hauptverteilung – auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden.
Die häufigsten Mängel in der Hauselektrik
Die Mängel sind meist auf das Alter der Installation zurückzuführen. Was vor 30 oder 40 Jahren noch Standard war, genügt den heutigen Sicherheitsanforderungen nicht mehr.

Die Erfahrung zeigt, dass vor allem drei Bereiche problematisch sind:
Fehlender oder veralteter FI-Schutzschalter (Fehlerstrom-Schutzeinrichtung): In vielen Altbauten fehlt ein FI-Schalter, der heute nach VDE 0100-410 für fast alle Steckdosen- und Lichtstromkreise vorgeschrieben ist. Er schützt Menschen vor lebensgefährlichen Stromschlägen, indem er die Stromzufuhr schon bei kleinsten Fehlerströmen sofort unterbricht. Seine Nachrüstung ist für die Sicherheit unerlässlich.
Veralteter Zählerschrank: Alte Zählerschränke, oft noch mit schwarzen Bakelit-Tafeln und Schraubsicherungen, bieten nicht genügend Platz für die zusätzlichen Komponenten einer PV-Anlage. Dazu zählen der Überspannungsschutz, der Zweirichtungszähler und separate Sicherungen. Deshalb ist häufig ein kompletter Austausch gegen einen modernen Zählerschrank notwendig.
Ungenügende Erdung oder veraltete Verkabelung: In manchen Fällen entspricht die Erdung des Gebäudes nicht mehr den Vorschriften, oder die Querschnitte der vorhandenen Leitungen sind für die zusätzliche Last durch die PV-Anlage zu gering dimensioniert.
Praxisbeispiel: Ein typischer Fall ist das Einfamilienhaus aus dem Jahr 1985, dessen Besitzer in eine 8-kWp-PV-Anlage investieren. Bei der Prüfung stellt der Elektriker fest, dass der Zählerschrank zu klein ist und kein zentraler FI-Schalter existiert. Für einen sicheren Betrieb muss der Zählerschrank erneuert werden, was den Anschluss der PV-Anlage um einige Tage verzögert und zusätzliche Kosten verursacht.
Lösungswege und wer die Kosten trägt
Stellt der Elektriker einen Mangel fest, ist die Vorgehensweise klar: Er muss behoben werden, bevor die PV-Anlage ans Netz gehen kann.
Wer ist verantwortlich und wer zahlt?
Die Verantwortung für den Zustand der Hauselektrik liegt immer beim Eigentümer des Gebäudes. Stellt der Elektriker also einen Mangel fest, muss der Hausbesitzer die Behebung beauftragen und die Kosten dafür tragen. Solche unvorhergesehenen Ausgaben sind zwar ärgerlich, sollten aber als notwendige Investition in die Sicherheit und den Wert Ihrer Immobilie gesehen werden.
Solarkabel
Welche Kosten können entstehen?
Die zusätzlichen Kosten einer Photovoltaikanlage durch die Mängelbehebung variieren stark je nach Aufwand:
- Nachrüstung eines FI-Schutzschalters: Rechnen Sie hier mit etwa 150 bis 300 Euro inkl. Einbau.
- Kompletter Austausch des Zählerschranks: Das ist die aufwendigste Maßnahme. Inklusive Material und Arbeitszeit können hier Kosten zwischen 1.500 und 3.000 Euro entstehen.
- Kleinere Anpassungen (z. B. Überspannungsschutz): Hier liegen die Kosten meist im unteren dreistelligen Bereich.
Auch wenn diese Kosten anfangs abschrecken: Eine moderne Elektroverteilung ist die Grundlage für einen sicheren und effizienten Betrieb Ihrer PV-Anlage für die nächsten 20 bis 30 Jahre.
Wie finden Sie den richtigen Handwerker?
In der Regel kann der Fachbetrieb, der die PV-Anlage installiert, auch die Mängel an der Hausinstallation beheben. Der Vorteil dabei ist, dass alles aus einer Hand kommt und die Abläufe reibungslos koordiniert sind. Falls Sie dennoch unsicher sind, lohnt es sich, eine zweite Meinung oder ein separates Angebot einzuholen. Entscheidend ist, dass Sie den richtigen Elektriker für Ihre PV-Anlage finden, der über die notwendige Expertise für Netzanschlüsse verfügt.
FAQ: Häufige Fragen zu Mängeln in der Hausinstallation
Kann ich nicht einfach einen anderen Elektriker beauftragen, der die Mängel ignoriert?
Davon ist dringend abzuraten. Kein seriöser Elektriker wird wissentlich eine Anlage an ein mangelhaftes Netz anschließen, da er sich damit strafbar macht und seine Zulassung riskiert. Zudem würden Sie im Schadensfall (z. B. Brand) Ihren Versicherungsschutz verlieren.
Bedeutet ein Mangel, dass mein Haus akut unsicher ist?
Nicht zwangsläufig. Eine Installation ohne FI-Schalter war jahrzehntelang üblich. Die heutigen Normen bieten jedoch ein deutlich höheres Schutzniveau. Mit der Modernisierung beheben Sie also eine potenzielle, bisher unerkannte Gefahr.
Wie kann ich mich auf diese Situation vorbereiten?
Als Laie können Sie den Zustand Ihrer Elektrik kaum selbst beurteilen. Der beste Weg ist, bei der Planung der PV-Anlage das Thema offen anzusprechen. Ein Foto Ihres Zählerschranks kann dem anbietenden Betrieb oft schon erste Hinweise geben, ob eine Modernisierung wahrscheinlich ist.
12000 Watt Solar Kit inkl. 10 kWh Batterie Growatt – Nostromfähig
28 Stück Trina Vertex Doppelglas Halbzellen Solarmodule (Bifazial) mit 440 Watt Leistung inkl. 25 Jahre Produkt- sowie 30 Jahre Leistungsgarantie. Abmessung 1762 x 1134 x 30mm pro Solarmodul
1 Stück Growatt SPH 10000TL3-BH-UP Hybridwechselrichter dreiphasig mit 10 Jahren Produktgarantie,2 MPP Tracker, Notstromausgang
1 Stück Growatt Shine Wifi Stick für kostenloses Online Monitoring u. Überwachung
1 Stück Growatt TPM Smart Meter 3-phasig
4 Stück Growatt Batterie ARK 2.5 H-A1
1 Stück Growatt Batteriegestell für Bodenaufstellellung
1 Stück Growatt BMS HVC 60050-A1 Batteriemanagment Einheit
1 Stück Growatt Batterieanschluss und Kommunikationskabel
Verzögert sich die Inbetriebnahme meiner PV-Anlage dadurch stark?
Ja, eine Verzögerung ist unvermeidlich. Die Materialbeschaffung für einen neuen Zählerschrank und der Umbau selbst können je nach Auslastung des Betriebs einige Tage bis wenige Wochen in Anspruch nehmen. Erst danach kann der Antrag auf Zählersetzung beim Netzbetreiber gestellt werden.
Fazit: Eine notwendige Investition in die Zukunft
Die Entdeckung von Mängeln in der Hauselektrik mag zunächst ein Rückschlag auf dem Weg zur eigenen Solaranlage sein. Betrachten Sie es jedoch als Chance: Sie investieren nicht nur in den sicheren Betrieb Ihrer PV-Anlage, sondern heben die gesamte elektrische Sicherheit Ihres Hauses auf ein modernes Niveau. Eine sanierte Elektrik ist zudem die Voraussetzung, um später den Eigenverbrauch Ihrer Solaranlage durch Verbraucher wie eine Wärmepumpe oder eine Wallbox für ein E-Auto weiter zu optimieren. Diese unerwarteten Kosten sind also eine Investition, die sich langfristig durch mehr Sicherheit, Zuverlässigkeit und Zukunftssicherheit auszahlt.
Sie planen eine Photovoltaikanlage und möchten von Anfang an Klarheit über alle anfallenden Schritte? Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind. Für eine individuelle Einschätzung Ihrer Situation nehmen Sie gern Kontakt mit unseren Experten auf.