Ihre Photovoltaikanlage ist auf dem Dach montiert, der Wechselrichter summt leise im Keller und die Sonne scheint. Alles ist bereit für die Produktion Ihres eigenen, sauberen Stroms.
Doch bevor der Zähler rückwärtslaufen oder die Einspeisevergütung fließen kann, steht ein letzter formaler Schritt an: die finale Genehmigung durch Ihren Netzbetreiber. Und genau hierfür fordert er oft Dokumente mit sperrigen Namen wie „Konformitätserklärung“ oder „Einheitenzertifikat“. Was zunächst für Verwirrung sorgen kann, ist aber ein standardisierter und wichtiger Prozess, der die Sicherheit aller gewährleistet.

Dieser Artikel erklärt Ihnen einfach und verständlich, was es mit diesen Dokumenten auf sich hat, warum sie für den Netzanschluss unverzichtbar sind und woher Sie diese erhalten.
Der Sinn hinter dem Papier: Schutz für das öffentliche Stromnetz
Stellen Sie sich das deutsche Stromnetz wie ein fein ausbalanciertes System vor. Millionen von Verbrauchern entnehmen Energie, während wenige große Kraftwerke sie einspeisen. Die Frequenz von 50 Hertz muss dabei extrem stabil gehalten werden. Kommen nun immer mehr dezentrale Erzeuger wie Ihre PV-Anlage hinzu, gibt es klare technische Spielregeln, damit dieses System nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Diese sind in der Anwendungsregel VDE-AR-N 4105 festgelegt.
Diese Regel sorgt dafür, dass sich jede neue Anlage netzverträglich verhält. Die geforderten Zertifikate sind der offizielle Nachweis dafür, dass Ihre Komponenten – allen voran der Wechselrichter – diese Regeln einhalten.
Der Netzbetreiber hat die Verantwortung, die Stabilität und Sicherheit des Netzes zu garantieren. Er muss sich also darauf verlassen können, dass Ihre Anlage im Falle einer Störung, zum Beispiel einem Stromausfall in Ihrer Straße, sofort und sicher vom Netz getrennt wird. Dieser Vorgang schützt das Netz vor Schäden ebenso wie die Monteure, die an den Leitungen arbeiten. Genau diese Sicherheitsfunktion, der sogenannte „Netz- und Anlagenschutz“ (NA-Schutz), wird durch die Zertifikate bestätigt.
Konformitätserklärung und Einheitenzertifikat: Wo liegt der Unterschied?
Obwohl beide Dokumente die Einhaltung von Normen bestätigen, gibt es einen wichtigen Unterschied, der sich am besten durch ein Beispiel aus der Automobilindustrie verdeutlichen lässt:
Die Konformitätserklärung: Das Versprechen des Herstellers
Die Konformitätserklärung ist eine Eigenerklärung des Herstellers. Er bestätigt damit schriftlich, dass er sein Produkt (z. B. einen Wechselrichter) nach den geltenden Normen und Richtlinien, insbesondere der VDE-AR-N 4105, entwickelt und gefertigt hat.
Analogie: Der Autohersteller erklärt in den Fahrzeugpapieren, dass das Auto über ein funktionierendes ABS-Bremssystem verfügt, wie es der Gesetzgeber vorschreibt.
Für die meisten Photovoltaikanlagen im Eigenheimbereich ist die Konformitätserklärung des Wechselrichters das entscheidende Dokument. Sie enthält in der Regel auch den Nachweis für den integrierten NA-Schutz.
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Ab 2.099,00 €Das Einheitenzertifikat: Die Prüfung durch Dritte
Das Einheitenzertifikat geht einen Schritt weiter. Hier prüft eine unabhängige, akkreditierte Stelle (wie ein TÜV oder ein anderes Zertifizierungsinstitut) den Prototyp einer Erzeugungseinheit. Sie führt umfangreiche Tests durch und bescheinigt, dass alle Anforderungen der VDE-Anwendungsregel erfüllt sind. Dieses Zertifikat gilt dann für die gesamte Baureihe.
Analogie: Eine externe Prüforganisation führt mit dem Automodell einen Crashtest durch und bestätigt offiziell, dass der Airbag wie vorgeschrieben auslöst und die Insassen schützt.
Ein Einheitenzertifikat ist vor allem für größere Anlagen über 135 kWp Leistung zwingend erforderlich. Für private Kleinanlagen ist es meist nicht direkt relevant, es sei denn, es werden Komponenten ohne integrierten NA-Schutz verwendet und ein externes Gerät verbaut. In der Praxis entscheiden sich die meisten Nutzer jedoch für einen passenden Wechselrichter mit bereits integriertem und zertifiziertem Schutz.
So einfach kommen Sie an die notwendigen Dokumente
In der Regel müssen Sie nicht selbst nach den Zertifikaten suchen. Die Beschaffung ist ein fester Bestandteil der professionellen Anmeldung Ihrer PV-Anlage. Dennoch ist es gut zu wissen, wo die Dokumente zu finden sind:
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Ihr Installationsbetrieb: Der Fachbetrieb, der Ihre Anlage installiert, kennt die Anforderungen genau und fügt die notwendigen Zertifikate den Anmeldeunterlagen für den Netzbetreiber bei – der übliche und einfachste Weg.
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Produktunterlagen: Die Erklärungen und Zertifikate liegen oft den Produkten, insbesondere dem Wechselrichter, in gedruckter Form bei oder sind auf einer beiliegenden CD zu finden.
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Website des Herstellers: Seriöse Hersteller stellen im Download-Bereich ihrer Website alle relevanten Zertifikate für ihre Produkte zur Verfügung. Meist findet man sie unter den Stichworten „Zertifikate“, „Downloads“ oder direkt auf der Produktseite des jeweiligen Modells.

Praxisbeispiel: Ihr Elektriker hat Ihre 10-kWp-Anlage fertiggestellt und reicht die Unterlagen beim Netzbetreiber ein. Dieser fordert den „Nachweis für den NA-Schutz gemäß VDE-AR-N 4105“. Ihr Installateur lädt daraufhin die Konformitätserklärung des Wechselrichter-Herstellers herunter, auf der die Zertifizierung des NA-Schutzes vermerkt ist, und leitet sie weiter. Schon nach kurzer Zeit erhalten Sie die Freigabe.
Häufige Fragen zu Zertifikaten und Erklärungen (FAQ)
Reicht die CE-Kennzeichnung nicht aus?
Nein. Die CE-Kennzeichnung ist eine grundlegende Erklärung des Herstellers, dass sein Produkt den allgemeinen Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen der EU entspricht. Sie ist jedoch kein spezifischer Nachweis für die komplexen Anforderungen des Netzanschlusses, die in der VDE-AR-N 4105 definiert sind. Der Netzbetreiber benötigt den expliziten Nachweis der Konformität mit dieser speziellen Norm.
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8.599,00 €Benötige ich diese Dokumente auch für Balkonkraftwerke?
Ja, auch für Balkonkraftwerke ist der Nachweis erforderlich, da sie ebenfalls an das Stromnetz angeschlossen werden. Der Anmeldeprozess ist jedoch stark vereinfacht. Der Wechselrichter eines Balkonkraftwerks muss ebenfalls über einen zertifizierten NA-Schutz verfügen. Die entsprechenden Papiere sollte der Verkäufer des Komplettsets unaufgefordert mitliefern oder online zur Verfügung stellen. Bei den auf Photovoltaik.info angebotenen Sets sind diese Dokumente selbstverständlich enthalten.
Wer ist für die Beschaffung der Dokumente verantwortlich?
Rechtlich gesehen sind Sie als Anlagenbetreiber dafür verantwortlich, dass Ihre Anlage den Vorschriften entspricht. In der Praxis übernimmt diese Aufgabe jedoch fast immer der beauftragte Installationsbetrieb. Er stellt sicher, dass alle Unterlagen korrekt und vollständig sind.
Was passiert, wenn die Nachweise fehlen?
Ohne die geforderten Nachweise wird der Netzbetreiber keine Genehmigung für den Anschluss und Betrieb Ihrer Photovoltaikanlage erteilen. Das bedeutet, Sie dürfen keinen Strom einspeisen und erhalten auch keine Einspeisevergütung. Im schlimmsten Fall müsste eine nicht zertifizierte Komponente ausgetauscht werden – was mit erheblichen Kosten verbunden ist.
Ihr Weg zur reibungslosen Netzanmeldung
Die Konformitätserklärung und das Einheitenzertifikat sind keine bürokratischen Schikanen, sondern wichtige Qualitäts- und Sicherheitsnachweise. Sie stellen sicher, dass Ihre Photovoltaikanlage ein verlässlicher und sicherer Teil der Energiewende ist.
Wer auf qualitativ hochwertige Komponenten von etablierten Herstellern setzt, stellt von vornherein sicher, dass alle notwendigen Zertifikate verfügbar sind und die Anmeldung beim Netzbetreiber reibungslos verläuft.
Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten und zur Planung Ihrer Anlage finden Sie direkt auf Photovoltaik.info. Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie zudem Komplettsets, die bereits perfekt aufeinander abgestimmt sind und alle für die Anmeldung erforderlichen Zertifikate enthalten.











