Hagelschaden an der Photovoltaikanlage: Schäden erkennen und richtig dokumentieren

Ein schweres Gewitter zieht auf, und schon bald hören Sie das unheilvolle Prasseln von Hagelkörnern auf dem Dach. Als Besitzer einer Photovoltaikanlage stellt sich sofort die besorgte Frage: Halten die wertvollen Module das aus?

Moderne Solarmodule sind zwar erstaunlich robust, doch die zunehmende Intensität von Unwettern in Deutschland stellt sie vor neue Herausforderungen. Dieser Leitfaden erklärt, wie Sie nach einem Hagelsturm systematisch vorgehen, Schäden zuverlässig erkennen und die Schadensregulierung mit der Versicherung optimal vorbereiten.

Sind Solarmodule hagelsicher? Ein Blick auf die Fakten

Grundsätzlich sind Photovoltaikmodule für mitteleuropäische Wetterbedingungen ausgelegt. Sie werden nach der Norm IEC 61215 zertifiziert, bei der sie dem Beschuss mit 25 Millimeter großen Eiskugeln bei einer Geschwindigkeit von rund 83 km/h standhalten müssen. Dies deckt die meisten normalen Hagelschauer ab.

Allerdings zeigen Wetterstatistiken der letzten Jahre einen beunruhigenden Trend: Sogenannte Superzellen-Gewitter, die Hagelkörner von 4 cm Durchmesser und mehr hervorbringen, nehmen zu. Diese Eisgeschosse treffen mit einer Wucht auf, die weit über den gängigen Testnormen liegt. In der Praxis überstehen die meisten Qualitätspaneele normalen Hagel unbeschadet. Bei Extremwetterlagen ist eine genaue Kontrolle Ihrer Anlage jedoch unerlässlich, um Folgeschäden zu vermeiden.

Der erste Check nach dem Sturm: So gehen Sie vor

Sicherheit hat oberste Priorität. Betreten Sie niemals ein nasses oder potenziell beschädigtes Dach. Beginnen Sie mit einer ersten Inspektion immer vom sicheren Boden aus, sobald das Unwetter vorüber ist.

Schritt 1: Die Sichtprüfung vom Boden aus

Oft lassen sich größere Schäden bereits aus der Ferne erkennen. Nehmen Sie sich dafür Zeit und betrachten Sie die Anlage aus verschiedenen Blickwinkeln und bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen.

Was suchen Sie? Achten Sie auf zerbrochenes Glas, deutliche Sprünge in der Oberfläche (oft als „Spinnennetz“ erkennbar) oder Dellen im Modulrahmen.

Hilfsmittel: Ein Fernglas hilft Ihnen, die Moduloberflächen genauer zu inspizieren, ohne das Dach betreten zu müssen.

Praxisbeispiel: Gehen Sie um Ihr Haus herum und beobachten Sie die Module, wenn die Sonne tief steht. Das schräge Licht hebt feine Risse und Unregelmäßigkeiten auf der Glasoberfläche oft besser hervor als direktes Mittagslicht.

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Schritt 2: Leistungswerte der Anlage prüfen

Nicht jeder Schaden ist sofort sichtbar. Ein plötzlicher Leistungsabfall ist jedoch ein klares Warnsignal.

Wo prüfen Sie? Überprüfen Sie die aktuellen Leistungsdaten am Display Ihres Wechselrichters oder, noch bequemer, in der Monitoring-App auf Ihrem Smartphone oder Computer.

Worauf achten? Vergleichen Sie die Leistung an einem sonnigen Tag nach dem Sturm mit den Werten eines vergleichbar sonnigen Tages davor. Ein signifikanter, unerklärlicher Einbruch ist ein starkes Indiz für einen Defekt.

Faustregel: Ein plötzlicher Leistungsabfall von mehr als 10–15 %, der nicht durch Verschattung oder Bewölkung erklärt werden kann, deutet auf einen ernsten Schaden hin. Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, die Leistung Ihrer PV-Anlage überwachen zu können, um Abweichungen schnell zu erkennen.

Schäden im Detail erkennen: Worauf Sie achten müssen

Hagelschäden können in unterschiedlichen Formen auftreten. Während einige offensichtlich sind, lauern die größten Gefahren oft im Verborgenen.

Offensichtliche Schäden: Glasbruch und Risse

Dies sind die Schäden, die sich am einfachsten erkennen lassen. Ein direkter Treffer eines großen Hagelkorns kann das gehärtete Frontglas des Moduls zersplittern. Durch solche Brüche kann Feuchtigkeit eindringen, was unweigerlich zu Korrosion, Kurzschlüssen und dem Totalausfall des Moduls führt. Ein Modul mit Glasbruch muss umgehend vom Netz getrennt und ausgetauscht werden.

Versteckte Schäden: Mikrorisse und Hotspots

Dies ist die tückischste Form des Hagelschadens. Selbst wenn das Deckglas intakt scheint, kann die Wucht des Aufpralls die darunterliegenden, hauchdünnen Solarzellen brechen. Diese feinen Haarrisse sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen.

Die Folge: Die Mikrorisse unterbrechen den Stromfluss innerhalb der Zelle. An diesen Stellen entsteht ein erhöhter elektrischer Widerstand, der sich in Wärme umwandelt. Es entstehen sogenannte „Hotspots“.

Das Risiko: Diese heißen Stellen können die Leistung des Moduls über Jahre hinweg schleichend reduzieren und im schlimmsten Fall sogar einen Brand auslösen. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme zeigte, dass unerkannte Mikrorisse die Modulleistung über fünf Jahre um bis zu 20 % senken können.

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Schäden am Rahmen und an der Unterkonstruktion

Bei extremem Hagel können auch der Aluminiumrahmen der Module oder Teile der Montagekonstruktion verbeult werden. Solche Schäden sind zwar meist nur ein optisches Problem, sollten aber dennoch dokumentiert werden, da sie die Stabilität der Befestigung beeinträchtigen könnten.

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Die richtige Dokumentation für die Versicherung: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Eine lückenlose und sorgfältige Dokumentation ist der Schlüssel für eine schnelle und unkomplizierte Schadensabwicklung mit Ihrer Versicherung. Gehen Sie dabei systematisch vor.

Schritt 1: Unverzüglich melden

Kontaktieren Sie Ihre Versicherung umgehend nach Feststellung des Schadens. Die meisten Versicherungsverträge sehen eine Frist für die Schadensmeldung vor. Eine frühe Meldung signalisiert zudem Ihre Sorgfalt.

Schritt 2: Fotos und Videos anfertigen

Machen Sie aussagekräftige Bilder aus verschiedenen Perspektiven.

  • Übersichtsaufnahmen: Fotografieren Sie die gesamte Anlage, um den Kontext zu zeigen.
  • Detailaufnahmen: Dokumentieren Sie jeden einzelnen Schaden aus der Nähe. Legen Sie einen Zollstock oder eine Münze neben die Einschlagstelle, um die Größe des Schadens zu veranschaulichen.
  • Zeitstempel: Nutzen Sie eine Kameraeinstellung, die Datum und Uhrzeit direkt im Bild einblendet.

Schritt 3: Wetterdaten sichern

Fordern Sie beim Deutschen Wetterdienst (DWD) oder anderen lokalen Wetterdiensten eine Unwetterbestätigung für Ihren Standort und den betreffenden Zeitpunkt an. Dies untermauert Ihren Anspruch.

Schritt 4: Leistungsdaten protokollieren

Erstellen Sie Screenshots aus Ihrer Monitoring-Software, die den Leistungsabfall nach dem Unwetter deutlich zeigen. Die dafür nötigen Daten liefert der Wechselrichter. Das unterstreicht einmal mehr, wie wichtig es ist, von Anfang an den richtigen Wechselrichter auszuwählen.

Schritt 5: Ein Schadensprotokoll erstellen

Fassen Sie alle Informationen schriftlich zusammen:

  • Datum und Uhrzeit des Unwetters
  • Datum und Uhrzeit der Schadensfeststellung
  • Eine genaue Beschreibung der Schäden (z. B. „Modul Nr. 4 in der zweiten Reihe von oben weist einen sternförmigen Sprung in der Mitte auf.“)
  • Eine Liste aller erstellten Fotos und Dokumente

Erfahrungsgemäß erhalten Anlagenbetreiber mit einer solch strukturierten Dokumentation deutlich seltener Rückfragen von der Versicherung, was den gesamten Prozess beschleunigt.

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Welche Versicherung zahlt für Hagelschäden?

In der Regel gibt es zwei Versicherungsmodelle, die bei einem Hagelschaden greifen. Es ist entscheidend, dass Sie Ihre Police kennen.

  • Wohngebäudeversicherung: Bei vielen Policen ist die Photovoltaikanlage als fester Bestandteil des Gebäudes mitversichert. Oft muss hierfür ein Zusatzbaustein für „erneuerbare Energien“ abgeschlossen werden, der Schäden durch Sturm und Hagel abdeckt.

  • Separate Photovoltaik-Versicherung: Eine eigenständige Allgefahrenversicherung für die PV-Anlage bietet den umfassendsten Schutz. Sie deckt nicht nur Elementarschäden wie Hagel, sondern auch Diebstahl, Bedienungsfehler, Tierbisse und oft auch den Ertragsausfall. Eine gute Photovoltaik Versicherung ist daher für viele Anlagenbetreiber die sinnvollste Lösung.

Prüfen Sie Ihre Versicherungsunterlagen am besten noch heute, damit Sie im Ernstfall genau wissen, welche Leistungen Ihnen zustehen.

FAQ – Häufige Fragen zu Hagelschäden an PV-Anlagen

Kann ich meine Anlage nach einem Hagelschaden weiterbetreiben?

Bei sichtbarem Glasbruch sollten Sie die Anlage umgehend von einem Fachmann abschalten lassen. Es besteht die Gefahr von Kurzschlüssen und im schlimmsten Fall Brandgefahr. Wenn Sie nur einen Leistungsabfall vermuten, beobachten Sie die Werte genau und konsultieren Sie einen Installateur.

Wer prüft, ob unsichtbare Mikrorisse vorhanden sind?

Solche unsichtbaren Schäden können nur Experten mit Spezialausrüstung feststellen. Übliche Verfahren sind die Thermografie (Wärmebildkamera), die Hotspots aufzeigt, oder eine Elektrolumineszenz-Messung im Labor, bei der Mikrorisse ähnlich wie bei einem Röntgenbild sichtbar werden. Die Versicherung beauftragt hierfür in der Regel einen unabhängigen Gutachter.

Was kostet die Reparatur eines Hagelschadens?

Der Austausch eines einzelnen Moduls durch einen Fachbetrieb kostet je nach Modultyp, Anlagengröße und Zugänglichkeit des Daches typischerweise zwischen 300 und 600 Euro. Sind mehrere Module betroffen, steigen die Kosten entsprechend.

Lohnt sich eine spezielle PV-Versicherung wirklich?

Angesichts der zunehmenden Wetterextreme und der hohen Investitionskosten einer Photovoltaikanlage bietet eine spezielle Versicherung vor allem eines: Sicherheit. Die Jahresprämie von etwa 80 bis 150 Euro für eine typische Einfamilienhaus-Anlage steht in einem guten Verhältnis zu den potenziellen Reparaturkosten von mehreren tausend Euro.


Ein Hagelschaden ist ärgerlich, aber mit dem richtigen Vorgehen gut zu bewältigen. Eine sorgfältige Inspektion nach jedem schweren Unwetter und eine lückenlose Dokumentation sind die wichtigsten Schritte, um Ihre Investition zu schützen.

Auf Photovoltaik.info finden Sie weiterführende Informationen zur optimalen Auslegung und Wartung Ihrer Solaranlage. Sollte ein Austausch von Komponenten nötig sein, finden Sie in unserem Shop passende und geprüfte Ersatzmodule sowie komplette Sets.

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