Eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach ist ein Symbol für Unabhängigkeit und nachhaltige Energiegewinnung. Doch was passiert, wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten?
Ein heftiger Sturm löst ein Solarmodul, das auf das Nachbargrundstück fällt, oder ein technischer Defekt führt zu einem Brand. Diese Szenarien sind zwar selten, werfen aber eine entscheidende Frage auf: Wer haftet für die entstandenen Schäden? Als Betreiber einer solchen Anlage tragen Sie eine Verantwortung – und die sollten Sie kennen, um sich und Ihr Eigentum optimal zu schützen.
Die rechtliche Grundlage: Sie sind der Betreiber
Sobald eine Photovoltaikanlage auf Ihrem Dach installiert ist und Strom produziert, gelten Sie rechtlich als deren Betreiber. Aus dieser Rolle ergibt sich die sogenannte Betreiberhaftung. Das bedeutet: Grundsätzlich sind Sie für alle Schäden verantwortlich, die von Ihrer Anlage ausgehen. Dies ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) verankert und gilt unabhängig von einem persönlichen Verschulden.
Man spricht hier auch von einer Gefährdungshaftung. Ähnlich wie bei einem Auto geht vom Betrieb einer technischen Anlage eine potenzielle Gefahr aus, für die der Betreiber haften muss, selbst wenn er alle Vorschriften beachtet hat. Die gute Nachricht: Gegen diese Risiken können und sollten Sie sich absichern.
Typische Schadensfälle und die Frage der Verantwortung
Um die Haftung greifbarer zu machen, betrachten wir die häufigsten Risiken und klären, wer in der Praxis die Kosten trägt.
Szenario 1: Herabfallende Teile durch Sturm oder Materialermüdung
Ein starker Orkan fegt über das Land und löst ein Solarmodul oder Teile der Unterkonstruktion. Diese fallen auf das Auto Ihres Nachbarn oder beschädigen dessen Wintergarten.
Wer haftet? Zunächst haften Sie als Betreiber. Der Geschädigte wird sich direkt an Sie wenden, um den Schaden ersetzt zu bekommen.
Praxisbeispiel: Ein Vierpersonenhaushalt betreibt eine 10-kWp-Anlage. Durch einen Montagefehler löst sich bei einem Sturm ein Modul und verursacht einen Schaden von 5.000 € am Nachbarhaus. Ihre Versicherung reguliert den Schaden, prüft aber anschließend, ob sie den Installateur in Regress nehmen kann.
Ihre Absicherung: Eine Betreiber-Haftpflichtversicherung ist hier unerlässlich. Sie übernimmt die Kosten für Schäden, die Dritten durch Ihre Anlage entstehen. Ohne diese Versicherung müssten Sie den Schaden aus eigener Tasche bezahlen. Die meisten Anlagenbetreiber schließen eine solche Police ab, da sie oft nur wenige Euro pro Monat kostet.
Szenario 2: Brandschäden durch die PV-Anlage
Brände, die direkt von einer PV-Anlage ausgehen, sind extrem selten. Studien des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) zeigen, dass nur etwa 0,006 Prozent aller Anlagen in Deutschland jemals einen Brand verursachen. Wenn es jedoch passiert, können die Schäden erheblich sein. Ursachen sind meist fehlerhafte Installationen, minderwertige Komponenten oder Tierbisse an Kabeln.
Wer haftet? Auch hier haften zunächst Sie als Betreiber für Schäden an Ihrem eigenen Haus und möglicherweise an Nachbargebäuden. Wenn der Brand nachweislich durch einen Fehler des Installateurs oder einen Produktmangel verursacht wurde, können diese haftbar gemacht werden (Regress).
Ihre Absicherung:
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Für Schäden am eigenen Haus: Ihre Wohngebäudeversicherung sollte den Zusatz „Schäden durch Photovoltaikanlagen“ abdecken.
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Für Schäden bei Dritten (z. B. Übergreifen des Feuers): Hier greift wieder die Betreiber-Haftpflichtversicherung.
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Für Schäden an der Anlage selbst: Eine Photovoltaik-Allgefahrenversicherung (oft auch Elektronikversicherung genannt) ersetzt den Wert Ihrer Anlage, sodass Sie die Kosten für Reparatur oder Ersatz nicht selbst tragen müssen.
Szenario 3: Wasserschäden durch unsachgemäße Montage
Bei der Montage werden Dachhaken zur Befestigung der Anlage gesetzt. Wird dabei die Dachhaut beschädigt, kann Wasser eindringen und zu teuren Folgeschäden an Dämmung oder Bausubstanz führen.
Wer haftet? In diesem Fall liegt die Verantwortung klar beim Installationsbetrieb. Es handelt sich um einen Mangel in der Ausführung. Der Betrieb ist im Rahmen seiner Gewährleistung verpflichtet, den Schaden zu beheben.
Ihre Absicherung: Wählen Sie einen zertifizierten und versicherten Fachbetrieb. Dokumentieren Sie die Installation mit Fotos und lassen Sie sich ein Übergabeprotokoll aushändigen. Setzen Sie auf Betriebe, die Referenzen vorweisen können und über eine Betriebshaftpflichtversicherung verfügen.
Prävention: Der beste Schutz vor Haftungsfällen
Der effektivste Weg, Haftungsrisiken zu minimieren, ist, Schäden von vornherein zu vermeiden. Darauf sollten Sie als zukünftiger Anlagenbetreiber besonderen Wert legen:
1. Auswahl eines qualifizierten Fachbetriebs
Die häufigste Ursache für Schäden sind Fehler bei der Installation. Achten Sie bei der Auswahl des Betriebs auf Zertifizierungen (z. B. TÜV-geprüft), nachweisbare Erfahrung und eine gute Reputation. Ein seriöser Installateur wird Sie umfassend beraten und die Installation einer PV-Anlage fachgerecht durchführen.
2. Verwendung hochwertiger Komponenten
Sparen Sie nicht an der Qualität der Solarmodule, Wechselrichter und vor allem des Montagesystems. Markenprodukte durchlaufen strenge Tests und sind auf Langlebigkeit und Sicherheit ausgelegt. Auf Photovoltaik.info finden Sie Informationen zu geprüften und zuverlässigen Komponenten.
3. Regelmäßige Wartung
Obwohl moderne PV-Anlagen als sehr wartungsarm gelten, empfiehlt sich eine regelmäßige Sichtprüfung durch Sie selbst sowie eine professionelle Wartung von Solaranlagen alle paar Jahre. Dabei werden Schraubverbindungen geprüft, Kabel auf Beschädigungen untersucht und die allgemeine Stabilität der Anlage kontrolliert. Ein typischer Wartungsintervall liegt bei zwei bis vier Jahren.
Das richtige Versicherungspaket für Ihre Anlage
Für einen lückenlosen Schutz sollte Ihr Versicherungspaket aus den folgenden drei Bausteinen bestehen:
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Betreiber-Haftpflichtversicherung: Schützt Sie vor Ansprüchen Dritter (z. B. des Nachbarn). Absolut unverzichtbar.
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Wohngebäudeversicherung mit PV-Einschluss: Deckt Schäden durch die Anlage an Ihrem eigenen Haus ab (z. B. Brand).
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Allgefahrenversicherung (optional): Versichert die PV-Anlage selbst gegen Schäden wie Sturm, Hagel, Tierbiss oder Diebstahl.
Viele Versicherer bieten spezielle Kombi-Pakete an, weshalb sich ein Vergleich lohnt. Eine passende Photovoltaik Versicherung für eine typische Einfamilienhaus-Anlage kostet oft weniger als 100 € pro Jahr und bietet dabei umfassenden Schutz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist eine spezielle Versicherung für meine PV-Anlage gesetzlich vorgeschrieben?
Nein, eine Pflichtversicherung gibt es nicht. Allerdings verlangen viele Banken, die eine Anlage finanzieren, den Nachweis einer Allgefahrenversicherung. Unabhängig davon ist eine Betreiber-Haftpflichtversicherung jedoch schon aus finanziellen Gründen dringend zu empfehlen, um sich vor unkalkulierbaren Risiken zu schützen.
Was passiert, wenn die Feuerwehr mein Haus wegen der PV-Anlage nicht löschen kann?
Dies ist ein weit verbreiteter Mythos. Die Feuerwehr ist geschult, auch bei Bränden an Gebäuden mit PV-Anlagen zu löschen. Es gibt klare Sicherheitsregeln und Vorgehensweisen, wie zum Beispiel das Freischalten der Anlage. Ein vorschriftsmäßig installierter DC-Notschalter sorgt für zusätzliche Sicherheit.
Wie oft muss ich meine Anlage warten lassen, um meinen Versicherungsschutz nicht zu verlieren?
Die meisten Versicherungsbedingungen schreiben keine festen Wartungsintervalle vor. Sie sind jedoch als Betreiber verpflichtet, die Anlage in einem sicheren Zustand zu halten („Verkehrssicherungspflicht“). Eine regelmäßige Sichtprüfung und eine fachmännische Inspektion alle paar Jahre sind daher ratsam und werden von Versicherern positiv bewertet.
Hafte ich auch für Schäden, die durch Dachlawinen von meinen Solarmodulen verursacht werden?
Ja, grundsätzlich sind Sie auch hier in der Haftung. Solarmodule haben eine sehr glatte Oberfläche, was das Abrutschen von Schnee begünstigen kann. In schneereichen Regionen ist die Installation von Schneefanggittern daher eine wichtige Maßnahme, um dieser Gefahr vorzubeugen und Haftungsansprüche zu vermeiden.
Fazit: Verantwortung übernehmen und richtig absichern
Die Haftung als Betreiber einer Photovoltaikanlage mag auf den ersten Blick komplex erscheinen, lässt sich mit dem richtigen Wissen und den passenden Maßnahmen aber gut beherrschen. Die Verantwortung liegt bei Ihnen, doch Sie sind den Risiken nicht schutzlos ausgeliefert.
Durch die Wahl eines qualifizierten Installateurs, hochwertiger Materialien und eines lückenlosen Versicherungsschutzes schaffen Sie die Grundlage für einen sorgenfreien Betrieb. So können Sie sich auf das konzentrieren, was wirklich zählt: saubere Energie zu erzeugen und langfristig Kosten zu sparen.
Planen Sie Ihre Anlage oder haben Sie spezifische Fragen? Auf Photovoltaik.info finden Sie praxisnahe Informationen und Hilfe bei der Suche nach den passenden Komponenten.