Photovoltaik auf dem Carport: Genehmigung, Vorschriften & Tipps
Viele Eigenheimbesitzer denken bei Photovoltaik zuerst an das Hausdach, doch gerade Carports oder Garagen bieten oft ideale, ungenutzte Flächen für die Stromerzeugung. Bevor Sie jedoch Module installieren, steht die entscheidende Frage im Raum: Ist das ohne Weiteres erlaubt oder benötigen Sie eine Genehmigung?
Eine pauschale Antwort darauf gibt es nicht, denn die Vorschriften sind von Bundesland zu Bundesland verschieden und weichen oft von den Regelungen für Hausdächer ab.
Warum Carport und Garage ideale Standorte für PV sind
Carports und Garagen können mehr sein als nur reine Unterstellplätze: Aus Sicht der Solarenergie bieten sie oft erhebliches, ungenutztes Potenzial. Ihre Dachflächen sind in der Regel gut zugänglich und selten verschattet, zudem beeinträchtigt die Installation nicht die Optik des Wohnhauses.
Ein typisches Szenario: Ein Standard-Doppelcarport mit einer Fläche von 30 bis 35 Quadratmetern bietet Platz für eine Photovoltaikanlage mit 5 bis 6 Kilowatt-Peak (kWp) Leistung. Eine solche Anlage kann jährlich zwischen 4.500 und 5.500 Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugen – genug, um den Jahresbedarf eines Elektroautos zu decken oder einen erheblichen Teil des Stroms für einen Vierpersonenhaushalt zu liefern. Die Erfahrung zeigt, dass viele Nutzer diese Fläche gezielt zum Laden ihres E-Fahrzeugs einsetzen und so ihre Mobilitätskosten drastisch senken.
Genehmigungspflicht: Der entscheidende Unterschied zum Hausdach
Während Photovoltaikanlagen auf bestehenden Hausdächern in den meisten Bundesländern genehmigungsfrei sind, gelten für Nebengebäude wie Carports und Garagen oft andere Regeln. Der Grund dafür liegt im öffentlichen Baurecht: Die entscheidende Frage ist nicht, ob die Solaranlage selbst genehmigt werden muss, sondern ob das Bauwerk, auf dem sie installiert wird, durch die Montage genehmigungspflichtig wird oder es bereits ist.
Die rechtliche Grundlage hierfür findet sich in den jeweiligen Landesbauordnungen (LBO) der Bundesländer. Diese legen fest, welche Bauvorhaben verfahrensfrei sind und welche einer Baugenehmigung bedürfen.
Die Landesbauordnung als rechtliche Grundlage
Die Landesbauordnungen regeln unter anderem:
- Größe und Höhe: Bis zu welcher Grundfläche und Höhe ein Carport oder eine Garage ohne Genehmigung errichtet werden darf.
- Grenzabstand: Welcher Abstand zum Nachbargrundstück eingehalten werden muss.
- Bebauungsplan: Ob lokale Vorschriften (Bebauungspläne der Gemeinde) besondere Einschränkungen vorsehen.
Wird ein ursprünglich verfahrensfreier Carport mit einer PV-Anlage nachgerüstet, kann dies unter Umständen als bauliche Veränderung gewertet werden, die eine neue Prüfung erfordert. Daher ist der erste und wichtigste Schritt immer der Blick in die Landesbauordnung Ihres Bundeslandes und eine anschließende Anfrage beim zuständigen Bauamt.
Ein Überblick: Regelungen in den Bundesländern (Auswahl)
Die Vorschriften variieren teils erheblich. Die folgenden Beispiele sollen die Unterschiede verdeutlichen und Ihnen eine Orientierung geben. Bitte beachten Sie, dass dies keine Rechtsberatung ersetzt und Sie sich stets bei Ihrer lokalen Baubehörde informieren sollten.
Beispiel Bayern & Baden-Württemberg: Oft großzügige Regelungen
In süddeutschen Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg sind die Regelungen für Nebengebäude oft liberal. Hier sind Garagen und Carports mit einer mittleren Wandhöhe von bis zu 3 Metern und einer Grundfläche von bis zu 50 m² (Bayern) bzw. 40 m² (Baden-Württemberg, an der Grenze gebaut) häufig verfahrensfrei. Solange diese Grenzen nicht überschritten werden, ist die nachträgliche Installation einer PV-Anlage meist ebenfalls genehmigungsfrei.
Beispiel Nordrhein-Westfalen: Der Bebauungsplan ist entscheidend
In NRW sind Garagen und überdachte Stellplätze bis zu einer bestimmten Größe ebenfalls oft genehmigungsfrei. Allerdings spielen hier Bebauungspläne eine sehr große Rolle. Diese können beispielsweise die Dachform oder die zulässigen Materialien vorschreiben, was die Installation von Solarmodulen einschränken könnte. Eine kurze Rücksprache mit dem Bauamt der Gemeinde ist hier besonders ratsam.
Beispiel Brandenburg & Mecklenburg-Vorpommern: Fokus auf Grenzabstände
In diesen Bundesländern steht die Einhaltung der Grenzabstände im Fokus. Wird ein Carport direkt an der Grundstücksgrenze errichtet, gelten oft strenge Längen- und Höhenvorgaben. Eine PV-Anlage kann die Gesamthöhe des Bauwerks leicht verändern, was zu Konflikten mit dem Baurecht führen kann.
Wichtige Aspekte jenseits der Baugenehmigung
Auch wenn keine Baugenehmigung erforderlich ist, müssen Sie weitere wichtige Punkte beachten, um Ihr Projekt sicher und vorschriftsgemäß umzusetzen.
Statik und Traglast: Kann Ihr Carport das Gewicht tragen?
Ein Solarmodul wiegt etwa 20 bis 25 kg. Bei einer Anlage mit 10 Modulen kommen so schnell 250 kg zusammen, hinzu kommt das Gewicht des Montagesystems. Insbesondere bei älteren oder leichten Holz-Carports muss unbedingt ein Statiker prüfen, ob die Dachkonstruktion diese zusätzliche Last tragen kann. Viele Kunden entscheiden sich in diesem Fall für leichtere Module oder verstärken die Dachkonstruktion.
Denkmalschutz und Milieuschutz
Steht Ihr Haus in einem denkmalgeschützten Bereich oder unterliegt einem sogenannten Milieuschutz (Erhaltungssatzung), können besondere gestalterische Auflagen gelten. Auch wenn Ihr Carport selbst nicht unter Denkmalschutz steht, kann die sichtbare PV-Anlage das Gesamtbild des Ensembles stören und daher unzulässig sein.
Anmeldung beim Netzbetreiber und Marktstammdatenregister
Unabhängig von einer Baugenehmigung müssen Sie jede netzgekoppelte Photovoltaikanlage beim zuständigen Netzbetreiber sowie im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur anmelden. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben und ein wichtiger Schritt vor der Inbetriebnahme.
FAQ – Häufige Fragen zur PV-Anlage auf Carport und Garage
Hier beantworten wir einige der häufigsten Fragen, die uns zu diesem Thema erreichen.
Benötige ich immer eine Baugenehmigung für eine PV-Anlage auf dem Carport?
Nein, nicht zwangsläufig. Oft ist die Installation genehmigungsfrei, sofern der Carport selbst die Kriterien für ein verfahrensfreies Bauvorhaben in Ihrem Bundesland erfüllt. Verbindliche Auskunft kann Ihnen jedoch nur Ihr zuständiges Bauamt geben. Eine formlose Bauvoranfrage sorgt schnell für Klarheit.
Wie viel Strom erzeugt eine typische Carport-Anlage?
Eine gängige Anlage auf einem Doppelcarport (ca. 5-6 kWp) erzeugt je nach Standort und Ausrichtung zwischen 4.500 und 5.500 kWh Strom pro Jahr. Das entspricht in etwa dem Jahresverbrauch eines 4-Personen-Haushalts oder den Stromkosten für rund 25.000 Kilometer Fahrleistung mit einem Elektroauto.
Was ist mit der Versicherung?
Sie sollten Ihre neue Photovoltaikanlage in die Wohngebäudeversicherung aufnehmen lassen. Melden Sie die Installation Ihrem Versicherer, um Schutz gegen Schäden durch Sturm, Hagel oder Feuer zu gewährleisten. In der Regel fällt die Beitragserhöhung nur minimal aus.
Lohnt sich ein Stromspeicher für eine Carport-Anlage?
Ein Stromspeicher kann sehr sinnvoll sein, insbesondere wenn Sie den Solarstrom für ein Elektroauto nutzen möchten, das hauptsächlich abends oder nachts geladen wird. So können Sie den tagsüber erzeugten Strom speichern und dann nutzen, wenn Sie ihn benötigen. Ob sich ein Stromspeicher für Sie lohnt, hängt von Ihrem individuellen Verbrauchsprofil ab.
Fazit: Gute Planung ist der Schlüssel zum Erfolg
Eine Photovoltaikanlage auf dem Carport oder der Garage ist eine hervorragende Möglichkeit, ungenutzte Flächen sinnvoll für die Energiewende im eigenen Zuhause zu nutzen. Die rechtlichen Hürden sind oft geringer als befürchtet, wobei der entscheidende Faktor die jeweilige Landesbauordnung Ihres Bundeslandes ist.
Unsere Erfahrung zeigt: Die meisten Unsicherheiten lassen sich durch eine kurze und oft kostenlose Anfrage beim lokalen Bauamt schnell ausräumen. Klären Sie die Genehmigungsfrage frühzeitig, prüfen Sie die Statik und planen Sie sorgfältig – dann steht Ihrem eigenen Solar-Kraftwerk auf dem Nebengebäude nichts mehr im Wege.
Sind Sie bereit, Ihr Projekt zu starten? Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie passende Komplettsets, die speziell auf typische Anlagengrößen für Carports und Garagen abgestimmt sind.