Die unterschätzte Gefahr: Elektrische Sicherheit von Werkzeugen bei der PV-Installation

Die unterschätzte Gefahr: Elektrische Sicherheit von Werkzeugen bei der PV-Installation

Die Sonne scheint, die neuen Solarmodule liegen bereit und die Motivation ist hoch. Bei der Installation einer Photovoltaikanlage konzentrieren sich die meisten zu Recht auf die korrekte Montage der Module und den Anschluss der Komponenten. Doch eine oft übersehene Gefahrenquelle liegt direkt in Ihrer Hand: das Werkzeug.

Falsch ausgewählte oder unsachgemäß genutzte Geräte können selbst bei abgeschaltetem Hausstrom zu lebensgefährlichen Stromschlägen führen. Der Grund: Eine PV-Anlage erzeugt Spannung, sobald Licht darauf fällt – eine grundlegende Eigenschaft, die besondere Vorsicht erfordert.

Dieser Artikel beleuchtet die elektrischen Risiken, die von Bohrmaschine, Akkuschrauber und Kabeltrommel ausgehen, und zeigt Ihnen, wie Sie sich wirksam schützen. Eine professionelle und sichere Photovoltaik-Installation beginnt mit dem richtigen Werkzeug.

Warum Ihr Werkzeug der entscheidende Sicherheitsfaktor ist

Sobald ein PV-Modul dem Licht ausgesetzt ist, erzeugt es eine Gleichspannung (DC). Ein einzelnes Modul liefert typischerweise eine Spannung von etwa 40 Volt. Das klingt zunächst nicht nach viel, doch die Berufsgenossenschaft (BG ETEM) und die VDE-Normen warnen eindringlich: Bereits Spannungen über 60 Volt DC gelten unter bestimmten Bedingungen, etwa bei feuchter Haut, als lebensgefährlich.

Werden mehrere Module in Reihe geschaltet (ein sogenannter String), addiert sich ihre Spannung schnell auf mehrere hundert Volt. Berühren Sie mit einem ungeeigneten Werkzeug versehentlich stromführende Teile, kann der Strom durch Ihren Körper fließen. Praxiserfahrung und Unfallstatistiken belegen: Ein signifikanter Teil der Elektrounfälle geht auf beschädigte oder ungeeignete Arbeitsmittel zurück. Der Schlüssel zur Vermeidung liegt in der bewussten Auswahl und Handhabung Ihrer Geräte, insbesondere mit Blick auf die DC-Sicherheit bei Photovoltaik.

Schutzklasse II: Ihr wichtigster Verbündeter gegen Stromschläge

Wenn es um die Sicherheit von Elektrowerkzeugen geht, spielt ein Begriff eine zentrale Rolle: die Schutzklasse. Elektrowerkzeuge werden in verschiedene Schutzklassen eingeteilt, die angeben, wie der Anwender vor einem elektrischen Schlag geschützt ist. Für Arbeiten an oder in der Nähe einer PV-Anlage ist ausschließlich Schutzklasse II relevant.

schutzisoliertes Werkzeug

Geräte der Schutzklasse II erkennen Sie an einem spezifischen Symbol: zwei ineinanderliegende Quadrate. Dieses Zeichen bedeutet, dass das Werkzeug „schutzisoliert“ ist. Es verfügt über eine doppelte oder verstärkte Isolierung zwischen den spannungsführenden Teilen im Inneren und dem Gehäuse, das Sie berühren. Sollte die erste Isolierschicht versagen, schützt Sie die zweite immer noch vor einem Stromschlag. Diese Geräte benötigen keinen Schutzleiter (den grün-gelben Draht) und bieten daher einen inhärent hohen Sicherheitsstandard.

Praxistipp aus unserer Erfahrung: Überprüfen Sie jedes kabelgebundene Werkzeug, das Sie für die PV-Installation verwenden, auf dieses Symbol. Viele Heimwerkergeräte erfüllen diese Anforderung nicht. Professionelle Installateure setzen ausnahmslos auf Werkzeuge der Schutzklasse II, um das Restrisiko eines Stromschlags durch das Arbeitsmittel selbst auszuschließen.

Die Tücken der Kabeltrommel auf dem Dach

Für kabelgebundene Werkzeuge wie eine Bohrmaschine benötigen Sie Strom auf dem Dach. Die naheliegende Lösung ist eine Kabeltrommel oder ein Verlängerungskabel. Doch hier lauern gleich mehrere Gefahren, die oft unterschätzt werden.

Kabeltrommel und Verlängerungskabel

Die Hauptrisiken im Überblick:

  1. Mechanische Beschädigung: Ein Kabel, das über scharfe Dachziegelkanten, Dachrinnen oder Gerüstteile gezogen wird, kann leicht beschädigt werden. Die Isolierung scheuert auf, und spannungsführende Leiter liegen frei. Auf einer leitfähigen Metall-Dacheindeckung oder bei Feuchtigkeit wird dies zur tödlichen Falle.

  2. Feuchtigkeit: Tau am Morgen, ein kurzer Regenschauer oder einfach nur feuchte Luft – Wasser und Strom sind eine gefährliche Kombination. Eine handelsübliche Kabeltrommel für den Innenbereich ist auf dem Dach fehl am Platz.

  3. Überhitzung und Spannungsabfall: Eine nicht vollständig abgerollte Kabeltrommel wirkt wie eine Spule und kann sich unter Last stark erhitzen, was einen Brand auslösen kann. Gleichzeitig führt ein langes, dünnes Kabel zu einem erheblichen Spannungsabfall, wodurch das angeschlossene Werkzeug zu wenig Leistung erhält, heiß läuft und Schaden nehmen kann.

  4. Stolpergefahr: Lose auf dem Dach liegende Kabel stellen eine erhebliche Stolper- und Sturzgefahr dar.

Sichere Anwendung in der Praxis:
Die DGUV Information 203-072 rät dringend, Verlängerungskabel auf Dächern zu vermeiden. Lässt es sich nicht umgehen, verwenden Sie ausschließlich kurze, für den Außenbereich zugelassene Gummischlauchleitungen (Kennzeichnung z. B. H07RN-F) und rollen Sie Kabeltrommeln immer vollständig ab.

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Akku-Werkzeuge: Bequemlichkeit mit verborgenen Risiken

Der Griff zum Akkuschrauber oder zur Akku-Flex scheint die ideale Lösung zu sein: keine Kabel, keine Stolperfallen, keine Verbindung zum 230-Volt-Netz. Akku-Werkzeuge sind zweifellos die sicherere Wahl, aber sie sind kein Freifahrtschein für Sorglosigkeit.

Akkuschrauber

Die gängige Annahme „Da ist ja nur ein Akku drin“ ist trügerisch. Die Hauptgefahr bei Akku-Geräten entsteht bei der PV-Installation nicht durch den Akku selbst, sondern durch das Zusammenspiel des Werkzeugs mit Feuchtigkeit und der bereits aktiven DC-Spannung der Module.

Spezifische Risiken von Akku-Werkzeugen:

  • Wassereintritt: Gelangt Feuchtigkeit in das Gehäuse des Werkzeugs oder an die Akkukontakte, kann dies zu Kurzschlüssen führen.

  • Brückenschlag zur PV-Anlage: Ein defektes, feuchtes Akku-Werkzeug kann im ungünstigsten Fall eine leitende Verbindung zwischen Ihrer Hand und den spannungsführenden DC-Komponenten der PV-Anlage herstellen. Dadurch wird die Schutzisolierung des Werkzeugs umgangen.

Daher gilt auch hier: Setzen Sie Akku-Werkzeuge nur bei trockenen Witterungsbedingungen ein. Lagern Sie die Geräte und insbesondere die Akkus stets an einem trockenen Ort und prüfen Sie sie vor jedem Einsatz auf sichtbare Schäden.

FAQ – Häufige Fragen zur Werkzeugsicherheit

Kann ich meine normalen Haushaltswerkzeuge für die PV-Installation verwenden?
Nur, wenn diese explizit der Schutzklasse II (Doppelquadrat-Symbol) entsprechen und sich in einem einwandfreien Zustand befinden. Viele günstige Geräte für den Hausgebrauch erfüllen diesen Standard nicht. Die Erfahrung zeigt: Die Investition in hochwertige, schutzisolierte Werkzeuge ist eine Investition in die eigene Sicherheit.

Was ist der Unterschied zwischen einem AC- und einem DC-Stromschlag?
Ein Stromschlag durch Wechselstrom (AC, 230 V aus der Steckdose) führt oft zu Herzkammerflimmern. Gleichstrom (DC) aus einer PV-Anlage hingegen verursacht starke, krampfartige Muskelkontraktionen. Dies kann dazu führen, dass man die spannungsführende Stelle nicht mehr loslassen kann, was die Einwirkdauer und damit die Schwere der Verletzung drastisch erhöht.

Sind Arbeitshandschuhe ein ausreichender Schutz?
Standard-Arbeitshandschuhe aus Stoff oder Leder bieten keinen zuverlässigen Schutz vor elektrischer Spannung. Nur spezielle Elektriker-Schutzhandschuhe, die nach VDE-Normen geprüft sind, bieten eine wirksame Isolierung. Für den Heimwerker sind sie jedoch oft unpraktikabel. Die beste Strategie bleibt die Verwendung von schutzisolierten Werkzeugen.

Muss ich auch bei einem kleinen Balkonkraftwerk auf die Werkzeugsicherheit achten?
Absolut. Auch wenn die Spannungen und Leistungen geringer sind, gelten dieselben physikalischen Gesetze und Sicherheitsprinzipien. Eine sichere Montage ist die Grundlage für einen sorgenfreien Betrieb. Wenn Sie Ihr Balkonkraftwerk anmelden, haben Sie bereits den ersten Schritt zur Regelkonformität getan – die sichere Handhabung der Werkzeuge ist der logische nächste.

Ihr Weg zur sicheren Installation

Die Sicherheit bei der Photovoltaik-Installation geht weit über die korrekte Verschaltung der Module hinaus – sie beginnt bereits bei der Auswahl Ihrer Arbeitsmittel. Eine bewusste Entscheidung für Werkzeuge der Schutzklasse II, ein umsichtiger Umgang mit Verlängerungskabeln und das Wissen um die Restrisiken von Akku-Geräten schaffen die Basis für ein sicheres und erfolgreiches Projekt.

Bei Photovoltaik.info legen wir Wert darauf, dass Sie nicht nur die Vorteile der Solarenergie verstehen, sondern auch die sichere Umsetzung meistern.

Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten und zur sicheren Montage finden Sie direkt auf Photovoltaik.info. Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie zudem Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind und den Einstieg erleichtern.

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