Ein heftiges Unwetter ist vorüber, der Himmel klart wieder auf. Die erste Sorge gilt oft Haus und Garten. Doch was ist mit der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach? Während große Brüche im Solarglas sofort ins Auge fallen, lauern die größten Gefahren oft im Verborgenen. Unsichtbare Schäden wie Mikrorisse in den Solarzellen können die Leistung Ihrer Anlage schleichend reduzieren und langfristig zu erheblichen Ertragseinbußen führen.
Dieser Leitfaden gibt Ihnen einen konkreten Handlungsplan an die Hand. Er zeigt Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie Ihre Anlage nach Sturm und Hagel systematisch überprüfen, Schäden richtig dokumentieren und wann Sie unbedingt einen Fachmann hinzuziehen sollten. Denn eine gute Vorbereitung und das Wissen um die richtigen Schritte sind entscheidend für den Schutz Ihrer Investition und die reibungslose Abwicklung mit Ihrer Photovoltaik-Versicherung.
Sicherheit geht vor: Die erste Regel nach dem Unwetter
Bevor Sie mit der Überprüfung beginnen, steht Ihre persönliche Sicherheit an erster Stelle. Betreten Sie unter keinen Umständen ein nasses oder sturmgeschädigtes Dach. Herabhängende Kabel oder beschädigte elektrische Komponenten können unter Spannung stehen und sind lebensgefährlich. Führen Sie die erste Inspektion daher immer vom Boden aus oder durch ein sicheres Dachfenster durch. Warten Sie zudem, bis das Unwetter vollständig abgeklungen ist.
Schritt 1: Die Sichtprüfung – Offensichtliche Schäden erkennen
Die erste Inspektion nehmen Sie am besten mit einem Fernglas vom Boden aus oder aus sicherer Entfernung vor. Konzentrieren Sie sich dabei auf drei Kernbereiche Ihrer Anlage.
Überprüfung der Solarmodule
Suchen Sie die Oberfläche der Module sorgfältig nach sichtbaren Beschädigungen ab. Achten Sie besonders auf:
- Glasbruch und Risse: Hagelkörner in der Größe eines Golfballs können sternförmige Risse (sogenannte „Einschläge“) oder sogar durchgehende Brüche im Solarglas verursachen.
- Dellen oder Verformungen: Starke Windböen oder herabfallende Äste können den Modulrahmen beschädigen.
- Verschmutzungen und Ablagerungen: Prüfen Sie, ob Äste oder anderer Schmutz auf den Modulen liegen und diese verschatten oder verkratzen.

Selbst kleine, unscheinbare Risse sind ein Alarmsignal. Durch sie kann Feuchtigkeit eindringen, die langfristig zu Korrosion und einem signifikanten Leistungsabfall führt.
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Auch der heftigste Sturm kann an einem professionell installierten Montagesystem rütteln. Prüfen Sie, ob alle Module noch fest und an ihrem Platz sitzen. Anzeichen für Probleme sind:
- Verschobene Module: Einzelne Solarmodule haben sich sichtlich bewegt oder stehen schief.
- Lockere Klemmen: Die Halterungen, die die Module am Rahmen fixieren, wirken locker oder verbogen.
- Beschädigte Dachhaken: Auch wenn sie schwer zu sehen sind, stellen Schäden an den Dachhaken unter den Ziegeln ein ernstes Problem dar, das die Stabilität der gesamten Anlage gefährdet.
Ein lockeres Modul ist nicht nur ein Ertragsrisiko, sondern auch ein erhebliches Sicherheitsrisiko, falls es sich bei einem Folgesturm löst.
Zustand der Verkabelung und des Wechselrichters
Die elektrischen Komponenten sind das Herzstück Ihrer Anlage. Überprüfen Sie, ob Kabel aus ihrer Führung gerissen wurden, durchhängen oder sichtbare Beschädigungen an der Isolierung aufweisen. Werfen Sie auch einen Blick auf den Wechselrichter: Gibt es Anzeichen für eingedrungenes Wasser oder Schäden am Gehäuse?
Schritt 2: Der Blick auf die Daten – Unsichtbare Schäden aufdecken
Die gefährlichsten Schäden sind oft jene, die man mit bloßem Auge nicht sieht. Mikrorisse in den Solarzellen entstehen durch die mechanische Belastung bei starkem Hagel oder Sturm. Sie unterbrechen die feinen Leiterbahnen in der Zelle und führen so zu Leistungseinbußen.
Die Leistung Ihrer Anlage überwachen
Ihr Monitoring-System ist das wichtigste Werkzeug, um versteckte Schäden zu entlarven. Öffnen Sie Ihre Solar-App oder das Webportal und vergleichen Sie die aktuellen Ertragsdaten mit denen von einem Tag mit ähnlichen Wetterbedingungen vor dem Sturm.
Praxistipp: Ein plötzlicher und unerklärlicher Leistungsabfall von mehr als 10 % nach einem Unwetter ist ein starkes Indiz für verborgene Zellschäden. Notieren Sie sich die Werte und erstellen Sie Screenshots. Diese Daten sind ein wichtiger Nachweis für die Versicherung und die Grundlage für alle weiteren Schritte, zum Beispiel, um den Ertrag der PV-Anlage optimieren zu lassen.
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6.299,00 €Fehlermeldungen des Wechselrichters prüfen
Der Wechselrichter überwacht permanent den Zustand der Anlage. Prüfen Sie das Display des Geräts oder die App auf Fehlermeldungen. Codes, die auf Isolationsfehler, Erdschluss oder Probleme mit einzelnen Modulsträngen (Strings) hinweisen, sollten Sie umgehend ernst nehmen.
Schritt 3: Die Dokumentation für die Versicherung – Jeder Nachweis zählt
Eine lückenlose und zeitnahe Dokumentation ist der Schlüssel zu einer schnellen und unkomplizierten Schadensregulierung. Die Erfahrung vieler Anlagenbesitzer zeigt, dass eine gute Vorbereitung hier den entscheidenden Unterschied macht.
Halten Sie sich an diese Checkliste:
- Zeitpunkt festhalten: Notieren Sie Datum und Uhrzeit des Unwetters.
- Fotos und Videos anfertigen: Machen Sie aussagekräftige Bilder der gesamten Anlage sowie Detailaufnahmen von allen sichtbaren Schäden. Fotografieren Sie auch Hagelkörner neben einem Zollstock als Größenvergleich.
- Leistungsdaten sichern: Erstellen Sie Screenshots der Ertragskurven aus Ihrem Monitoring-Portal, die den Leistungsabfall belegen.
- Fehlermeldungen dokumentieren: Fotografieren Sie Fehlermeldungen auf dem Display des Wechselrichters oder speichern Sie die Protokolle aus der App.
- Schaden unverzüglich melden: Kontaktieren Sie Ihre Versicherung so schnell wie möglich. Die meisten Verträge sehen eine „unverzügliche Meldepflicht“ vor.

Wann ist ein Fachmann unverzichtbar?
Die eigene Überprüfung ist ein wichtiger erster Schritt. In den folgenden Fällen sollten Sie jedoch umgehend einen zertifizierten Solar-Installateur kontaktieren:
- Bei allen sichtbaren Schäden an Modulen, Rahmen oder Verkabelung.
- Bei einem nachweislichen und anhaltenden Leistungsabfall nach dem Sturm.
- Wenn der Wechselrichter eine Fehlermeldung anzeigt, die Sie nicht zuordnen können.
- Wenn Sie sich bei der Beurteilung der Lage unsicher fühlen.
Ein Fachbetrieb kann mit speziellen Messgeräten wie einer Wärmebildkamera (Thermografie) oder einer Elektrolumineszenz-Prüfung die unsichtbaren Mikrorisse sichtbar machen und das genaue Ausmaß des Schadens feststellen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Zahlt meine Versicherung Hagelschäden an der PV-Anlage?
In der Regel sind Photovoltaik-Anlagen als fester Gebäudebestandteil in der Wohngebäudeversicherung mitversichert. Sturm und Hagel gehören dabei zu den Standardrisiken. Prüfen Sie jedoch Ihre Police, ob die Anlage explizit aufgeführt ist oder ob eine separate Photovoltaik-Versicherung sinnvoller ist.
Was sind Mikrorisse und warum sind sie gefährlich?
Mikrorisse sind haarfeine Risse in den Siliziumzellen eines Solarmoduls. Sie entstehen durch mechanische Belastung, zum Beispiel durch Hagelschlag. Diese Risse unterbrechen den Stromfluss und mindern so die Leistung des Moduls. An diesen Stellen kann es zudem zu einer Überhitzung kommen (sogenannte „Hotspots“), die im schlimmsten Fall ein Brandrisiko darstellen.
Kann ich die Anlage nach einem Sturm einfach weiterlaufen lassen?
Wenn Sie sichtbare Schäden feststellen oder einen deutlichen Leistungsabfall bemerken, ist Vorsicht geboten. Bei beschädigten Kabeln besteht die Gefahr eines Kurzschlusses. Es ist ratsam, die Anlage von einem Fachmann prüfen zu lassen, bevor Sie sie wieder uneingeschränkt in Betrieb nehmen.
Wie schnell muss ich einen Schaden meiner Versicherung melden?
Der Begriff lautet „unverzüglich“. Das bedeutet, Sie müssen den Schaden melden, sobald Sie davon wissen. In der Praxis wird ein Zeitfenster von wenigen Tagen akzeptiert. Warten Sie jedoch nicht länger als eine Woche.
Wo finde ich Hilfe bei der Reparatur?
Ihr erster Ansprechpartner sollte der Installateur sein, der die Anlage installiert hat. Sollte dieser nicht mehr verfügbar sein, finden Sie auf Portalen oder über Herstellerempfehlungen zertifizierte Fachbetriebe in Ihrer Nähe. Weitere Informationen bietet auch unser Ratgeber zur Fehlerbehebung bei PV-Anlagen.
Eine regelmäßige Kontrolle Ihrer Photovoltaik-Anlage, besonders nach extremen Wetterereignissen, sichert nicht nur Ihren Solarertrag, sondern schützt auch Ihre langfristige Investition. Mit dieser Checkliste sind Sie gut vorbereitet, um Schäden frühzeitig zu erkennen und richtig zu handeln.
Weitere praxisnahe Informationen zur Wartung und zum optimalen Betrieb Ihrer Anlage finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.



