Die Entscheidung für eine eigene Photovoltaikanlage ist gefallen und die ersten Angebote von Installateuren liegen vor – ein wichtiger Schritt in Richtung Unabhängigkeit und niedrigerer Stromkosten. Doch auf die anfängliche Freude folgt oft Ernüchterung: Die Angebote sind schwer vergleichbar, voller Fachbegriffe und es bleibt die Sorge, eine falsche Entscheidung zu treffen.
Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass für 82 % der zukünftigen Anlagenbetreiber die Stromkostenersparnis der wichtigste Grund für die Investition ist. Umso entscheidender ist es, Angebote nicht nur nach dem Endpreis zu bewerten, sondern auch versteckte Kosten und Qualitätsunterschiede aufzudecken.
Dieser Leitfaden ist Ihre verlässliche Checkliste, um die Details von Photovoltaik-Angeboten zu verstehen, sie objektiv zu vergleichen und die für Sie beste Lösung zu finden.
Warum ein detaillierter Angebotsvergleich entscheidend ist
Auf den ersten Blick mögen sich zwei Angebote für eine 10-kWp-Anlage nur um wenige hundert Euro unterscheiden. Doch der Teufel steckt im Detail. Die Preisspanne für eine solche Anlage liegt typischerweise zwischen 14.000 € und 21.000 €. Dieser erhebliche Unterschied entsteht nicht nur durch die Marge des Anbieters, sondern vor allem durch die Qualität der Komponenten, den Umfang der Garantien und die enthaltenen Serviceleistungen.
Eines der größten Risiken sind dabei unvollständige Angebote. Positionen wie die Kosten für das Gerüst, der notwendige Umbau des Zählerschranks oder die Anmeldegebühren beim Netzbetreiber fehlen mitunter und führen später zu unerwarteten Nachforderungen. Ein gründlicher Vergleich schützt Sie vor diesen Kostenfallen und sichert den langfristigen Ertrag Ihrer Investition.
Die Kernkomponenten: Worauf Sie im Angebot achten müssen
Ein Photovoltaik-Angebot besteht aus weit mehr als nur den Solarmodulen auf dem Dach. Jede Komponente spielt eine entscheidende Rolle für die Leistung und Lebensdauer Ihrer Anlage.
Solarmodule: Das Kraftwerk auf dem Dach
Die Solarmodule sind das sichtbarste Element Ihrer Anlage. Achten Sie hier nicht nur auf die angegebene Gesamtleistung in Kilowatt-Peak (kWp), sondern auch auf den Hersteller und die Garantiedaten.
Ein Praxisbeispiel: Ein Angebot listet „10 kWp Solarmodule“, ein anderes „25 x 400 Wp Module der Marke XY“. Das zweite Angebot ist transparenter und ermöglicht Ihnen, sich über den Hersteller und dessen Qualität zu informieren. Führende Hersteller geben eine Produktgarantie von 15 bis 25 Jahren und eine Leistungsgarantie, die nach 25 Jahren noch über 85 % der ursprünglichen Leistung zusichert.
Wechselrichter: Das Herz der Anlage
Der Wechselrichter wandelt den von den Modulen erzeugten Gleichstrom in nutzbaren Wechselstrom für Ihr Hausnetz um. Seine Effizienz und Zuverlässigkeit sind entscheidend für den Gesamtertrag. Studien zeigen, dass etwa 25 % aller Störungen bei PV-Anlagen auf den Wechselrichter zurückzuführen sind. Ein hochwertiges Gerät ist daher eine lohnende Investition.
Ein Anwendungsszenario: Haben Sie ein Dach mit Teilverschattung, zum Beispiel durch einen Baum oder einen Schornstein? Dann ist ein Wechselrichter mit mehreren MPP-Trackern wichtig. Diese sorgen dafür, dass der verschattete Teil der Anlage die Leistung der unverschatteten Teile nicht beeinträchtigt. Prüfen Sie, ob das Angebot auf diese Gegebenheit eingeht.
Montagesystem und Verkabelung: Das Fundament für Jahrzehnte
Die Unterkonstruktion und die Verkabelung werden oft unterschätzt, sind aber für die Sicherheit und Langlebigkeit Ihrer Anlage von zentraler Bedeutung. Ein stabiles, korrosionsbeständiges Montagesystem schützt Ihr Dach und die Module vor Witterungseinflüssen. Hochwertige Solarkabel und Steckverbindungen minimieren Energieverluste und Brandrisiken.
Ein wichtiger Hinweis: Viele günstige Angebote sparen an diesen „unsichtbaren“ Komponenten. Fragen Sie explizit nach den verwendeten Materialien und Herstellern. Ein seriöser Anbieter wird Ihnen hierzu bereitwillig Auskunft geben.
Die Checkliste: Ihr Leitfaden zum objektiven Angebotsvergleich
Nutzen Sie die folgenden Punkte, um die erhaltenen Angebote systematisch zu prüfen. So stellen Sie sicher, dass Sie Äpfel mit Äpfeln vergleichen.
Punkt 1: Vollständigkeit der Komponenten und Leistungen
Ist das Angebot wirklich ein „All-inclusive-Paket“? Prüfen Sie, ob alle notwendigen Posten enthalten sind oder ob später noch Kosten hinzukommen könnten.
Ihre Checkliste für die Vollständigkeit:
- Solarmodule (genaue Anzahl, Hersteller, Modell)
- Wechselrichter (Hersteller, Modell)
- Montagesystem für Ihren Dachtyp
- Komplette DC- und AC-Verkabelung
- Überspannungsschutz
- Anmeldung beim Netzbetreiber und Registrierung im Marktstammdatenregister
- Gerüst (falls erforderlich)
- Installation und Inbetriebnahme
Punkt 2: Qualität und Hersteller der Hauptkomponenten
Vermeiden Sie Angebote, die nur allgemeine Bezeichnungen wie „hochwertige Solarmodule“ verwenden. Ein transparentes Angebot listet Hersteller und genaue Modellbezeichnungen auf. Das ermöglicht Ihnen eine eigene Recherche.
Tipp: Achten Sie auf Hersteller mit langjähriger Erfahrung und Sitz in Europa. Das erleichtert die Abwicklung von Garantiefällen. Photovoltaik.info setzt bei seinen Komplettsets daher bewusst auf etablierte Marken, um Kunden Sicherheit zu geben.
Punkt 3: Garantieleistungen im Detail
Hier gibt es erhebliche Unterschiede. Eine lange Garantiezeit ist ein Indikator für das Vertrauen des Herstellers in sein eigenes Produkt.
- Solarmodule: Unterscheiden Sie zwischen Produktgarantie (deckt Materialfehler ab, meist 12–25 Jahre) und Leistungsgarantie (garantiert eine Restleistung nach 25–30 Jahren, meist >80 %). Die durchschnittliche Leistungsabnahme liegt bei etwa 0,5 % pro Jahr.
- Wechselrichter: Üblich sind 5–10 Jahre Garantie, oft mit der Option auf eine kostenpflichtige Verlängerung.
- Installateur: Welche Garantie gibt der Handwerksbetrieb auf seine Arbeit? Üblich sind hier 2 bis 5 Jahre.
Punkt 4: Installations- und Serviceleistungen
Der beste Bausatz nützt wenig, wenn die Installation nicht fachgerecht ausgeführt wird. Klären Sie, was genau im Servicepaket enthalten ist.
Ein typisches Szenario: Das Angebot beinhaltet die Montage, aber nicht die elektrische Anbindung im Zählerschrank. Diese muss dann ein anderer Elektriker ausführen, was Zusatzkosten und Koordinationsaufwand nach sich zieht. Fragen Sie explizit nach einer „schlüsselfertigen“ Installation.
Punkt 5: Der Preis pro Kilowatt-Peak (kWp)
Um die reinen Anlagenkosten vergleichbar zu machen, teilen Sie den Gesamtpreis (ohne Speicher) durch die Gesamtleistung der Anlage in kWp, um einen normierten Vergleichswert zu erhalten.
Beispielrechnung:
Angebot A: 9,8 kWp für 16.170 € entspricht 1.650 € / kWp
Angebot B: 10,2 kWp für 17.850 € entspricht 1.750 € / kWp
Anhand dieses Wertes können Sie nun die qualitativen Unterschiede – etwa bessere Komponenten oder längere Garantien in Angebot B – bewerten und entscheiden, ob der höhere Preis gerechtfertigt ist. Der aktuelle Marktdurchschnitt liegt, wie erwähnt, zwischen 1.400 € und 2.100 € pro kWp.
Typische Kostenfallen und versteckte Posten
Der deutsche Photovoltaikmarkt ist 2023 um beeindruckende 85 % gewachsen. Dieser Boom hat viele neue Anbieter auf den Markt gebracht, von denen nicht alle über die nötige Erfahrung verfügen. Seien Sie daher bei besonders günstigen Angeboten wachsam und achten Sie auf folgende Punkte:
- Kosten für den Zählerschrankumbau: Bei vielen älteren Gebäuden muss der Zählerschrank modernisiert werden. Diese Kosten können schnell 800 € bis 2.000 € betragen und sind oft nicht im Standardangebot enthalten.
- Gerüstkosten: Ist ein Gerüst für die Montage notwendig? Die Kosten hierfür können je nach Gebäudehöhe und -größe erheblich sein und sollten explizit ausgewiesen werden.
- Anmeldegebühren: Die Anmeldung beim Netzbetreiber ist obligatorisch. Während seriöse Anbieter dies als Serviceleistung inkludieren, taucht es bei anderen als separater Kostenpunkt auf.
- Zusätzliche Elektroarbeiten: Müssen Kabel durch mehrere Wände oder über weite Strecken verlegt werden? Klären Sie, ob der damit verbundene Mehraufwand im Preis enthalten ist.
Häufig gestellte Fragen zum Angebotsvergleich
Was ist ein guter Preis pro kWp für eine Photovoltaikanlage?
Ein fairer Preis für eine schlüsselfertige Dachanlage ohne Speicher liegt aktuell zwischen 1.400 € und 2.100 € pro kWp. Starke Abweichungen nach unten sollten Sie besonders kritisch prüfen, während höhere Preise durch Premium-Komponenten oder komplexe Montagebedingungen gerechtfertigt sein können.
Wie beurteile ich die Qualität eines unbekannten Solarmodul-Herstellers?
Recherchieren Sie online nach unabhängigen Testberichten (z. B. von Fraunhofer ISE), prüfen Sie, ob der Hersteller als „Tier-1“ eingestuft wird (ein Indikator für finanzielle Stabilität) und wie lange das Unternehmen bereits am Markt ist.
Ist das günstigste Angebot immer die schlechteste Wahl?
Nicht zwangsläufig, aber es erfordert die größte Sorgfalt bei der Prüfung. Nutzen Sie unsere Checkliste, um sicherzustellen, dass keine Leistungen oder Qualitätsmerkmale fehlen. Manchmal kann ein lokaler Handwerker mit schlanker Kostenstruktur ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.
Was soll ich tun, wenn ein Angebot keine genauen Produktbezeichnungen enthält?
Bitten Sie schriftlich um eine detaillierte Auflistung aller Hauptkomponenten mit Hersteller und Modellnummer. Weigert sich der Anbieter, ist das ein klares Warnsignal. Transparenz ist die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Ihr Weg zur richtigen Entscheidung
Die Investition in eine Photovoltaikanlage ist eine langfristige Entscheidung für Ihre finanzielle und energetische Zukunft. Nehmen Sie sich daher die Zeit für einen sorgfältigen Angebotsvergleich. Ein Angebot, das auf den ersten Blick teurer erscheint, kann sich durch höhere Qualität, bessere Garantien und einen umfassenderen Service über die Jahre als die wirtschaftlichere Wahl erweisen.
Mit dieser Checkliste sind Sie bestens gerüstet, um die Angebote sorgfältig zu prüfen und eine fundierte, sichere Entscheidung zu treffen.
Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind und transparent alle enthaltenen Qualitätskomponenten auflisten. So haben Sie eine verlässliche Referenz für Ihre Angebotsprüfung.