Die Rolle der Bypass-Dioden: So sichern sie den Ertrag Ihrer PV-Anlage

Ein einzelnes Herbstblatt, vom Wind auf Ihre Solaranlage getragen, scheint unbedeutend. Doch ohne eine winzige Komponente im Inneren des Moduls könnte es bereits den Energieertrag eines ganzen Anlagenteils lahmlegen. Die Rede ist von der Bypass-Diode – einem stillen Helden, der Ihre Investition vor alltäglichen Tücken wie Teilverschattung oder Verschmutzung schützt. Wir erklären, warum diese Dioden für die Leistung und Langlebigkeit Ihrer Photovoltaikanlage so entscheidend sind.

Was ist eine Bypass-Diode und wo befindet sie sich?

Stellen Sie sich eine Diode als eine Art Einbahnstraße für elektrischen Strom vor. Sie sorgt dafür, dass der Strom nur in eine Richtung fließen kann. In einem Solarmodul sind zahlreiche Solarzellen wie die Glieder einer Kette in Reihe geschaltet, um eine nutzbare Spannung zu erzeugen. Der grundlegende Aufbau eines Solarmoduls bedingt, dass der Strom durch jede einzelne Zelle fließen muss.

Das Problem dabei: Diese Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Fällt die Leistung nur einer einzigen Zelle ab – zum Beispiel durch Schatten –, bremst sie den Stromfluss der gesamten Kette aus. Um genau das zu verhindern, kommen Bypass-Dioden zum Einsatz. Sie befinden sich in der Anschlussdose auf der Rückseite des Solarmoduls und sind nicht für einzelne Zellen, sondern für ganze Zellgruppen, sogenannte Zellstränge, zuständig.

Ein typisches Solarmodul mit 60 Solarzellen verfügt beispielsweise über drei Bypass-Dioden, von denen jede einen Strang von 20 Zellen überwacht.

Im Normalbetrieb, wenn alle Zellen gleichmäßig von der Sonne beschienen werden, sind die Bypass-Dioden inaktiv. Der Strom fließt wie vorgesehen durch alle Solarzellen, sodass das Modul seine maximale Leistung erzeugen kann.

Der entscheidende Moment: Was passiert bei Teilverschattung?

Die wahre Stärke der Bypass-Dioden zeigt sich, sobald ein Teil des Moduls in den Schatten gerät. Das kann durch einen Schornstein, einen Baum, eine Antenne oder sogar durch stärkere Verschmutzung geschehen.

Das Problem ohne Bypass-Dioden

Eine verschattete Solarzelle erzeugt keinen Strom mehr. Schlimmer noch: Sie entwickelt einen hohen elektrischen Widerstand. Die anderen, sonnenbeschienenen Zellen versuchen weiterhin, Strom durch die gesamte Kette zu drücken. Dieser „Stau“ führt dazu, dass sich die verschattete Zelle extrem erhitzt. Fachleute sprechen von einem „Hot Spot“. Im schlimmsten Fall kann diese Überhitzung die Zelle und das umliegende Material dauerhaft beschädigen. Der Ertrag des gesamten Modulstrangs fällt dann auf null.

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Die Lösung mit Bypass-Dioden

Sobald eine Zelle in einem Zellstrang verschattet wird und ihr Widerstand steigt, wird die zugehörige Bypass-Diode aktiv. Sie öffnet eine „Umleitung“ für den Strom. Anstatt sich durch die leistungsschwache Zelle zu zwängen, fließt der Strom nun einfach an dem gesamten betroffenen Zellstrang vorbei.

Praxisbeispiel: Der Schatten des Nachbarhauses

Praxisbeispiel: Der Schatten des Nachbarhauses

Stellen Sie sich vor, am späten Nachmittag wirft das Nachbarhaus einen Schatten auf die untere Kante Ihrer Solarmodule. Ohne Bypass-Dioden könnte die Leistung eines ganzen Stranges von in Reihe geschalteten Modulen einbrechen. Dank der Dioden wird jedoch nur der untere Zellstrang, also etwa ein Drittel des Moduls, überbrückt. Die oberen zwei Drittel des Moduls sowie alle anderen Module in der Kette produzieren ungestört weiter. Studien, unter anderem vom TÜV Rheinland, belegen, dass Bypass-Dioden Ertragsverluste durch temporäre Verschattung um bis zu 25 % reduzieren können.

Mehr als nur Schatten: Schutz vor Defekten und Hot Spots

Die Schutzfunktion der Bypass-Dioden geht über die reine Verschattung hinaus. Sie werden auch bei anderen Problemen aktiv, die die Leistung einer Zelle beeinträchtigen:

  • Starke Verschmutzung durch Laub oder Vogelkot
  • Mikrorisse in der Zelle, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind
  • Alterungsbedingte Leistungsabnahme einzelner Zellen

In all diesen Fällen verhindern die Dioden die Entstehung gefährlicher Hot Spots. Eine Thermografieaufnahme zeigt deutlich, wie heiß eine Zelle ohne funktionierenden Schutz werden kann. Solche Temperaturen können die Materialien des Moduls, wie die Rückseitenfolie, zersetzen und die Lebensdauer erheblich verkürzen.

Thermografieaufnahme einer Solarzelle ohne Schutz

Obwohl Bypass-Dioden sehr zuverlässig sind, können auch sie ausfallen. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) hat in Langzeitstudien festgestellt, dass defekte Dioden zwar selten sind, aber zu erheblichen Leistungsverlusten führen können. Fällt eine Diode aus, bleibt sie entweder permanent geöffnet, was den Ertrag eines Drittels des Moduls dauerhaft kostet, oder sie schließt nicht mehr, was den Schutz vor Hot Spots aufhebt. Die Zuverlässigkeit dieser kleinen Bauteile ist daher für die Langlebigkeit der gesamten Anlage essenziell. Solche Fehler gehören zu den Defekten an Solarmodulen, die nur von Fachleuten erkannt werden können.

Wie erkenne ich, ob meine Bypass-Dioden funktionieren?

Für Sie als Anlagenbetreiber ist eine direkte Überprüfung kaum möglich. Es gibt jedoch indirekte Anzeichen, die auf ein Problem hindeuten könnten:

  • Plötzlicher Leistungsabfall: Wenn Sie über ein Monitoring-System verfügen und feststellen, dass der Ertrag eines bestimmten Modulstrangs unerklärlich und dauerhaft geringer ist als der von vergleichbaren Strängen, könnte eine permanent aktive Diode die Ursache sein.
  • Sichtprüfung: In sehr seltenen Fällen können Überhitzungsschäden als bräunliche Verfärbungen auf der Rückseite des Moduls sichtbar werden.

Eine genaue Diagnose ist jedoch nur durch einen Fachbetrieb möglich. Dieser kann mittels Kennlinienmessung oder einer Wärmebildkamera feststellen, ob die Dioden korrekt arbeiten. Grundsätzlich gilt: Hochwertige Module von Markenherstellern durchlaufen strenge Qualitätskontrollen für diese Komponenten, was das Ausfallrisiko minimiert.

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Häufige Fragen zu Bypass-Dioden (FAQ)

Hat jedes Solarmodul Bypass-Dioden?

Ja, bei modernen kristallinen Solarmodulen sind Bypass-Dioden heute Industriestandard. Sie sind für einen sicheren und effizienten Betrieb unerlässlich.

Wie viele Bypass-Dioden hat ein Modul?

Die Anzahl hängt von der Anzahl der Zellen ab. Am weitesten verbreitet sind Module mit 60 oder 72 Zellen (bzw. 120 oder 144 Halbzellen), die in der Regel drei Bypass-Dioden besitzen. Größere Module können auch vier oder mehr Dioden haben.

Kann man eine defekte Bypass-Diode austauschen?

Theoretisch ist ein Austausch möglich, da sich die Dioden in der Anschlussdose befinden. Diese Arbeit darf jedoch ausschließlich von einem qualifizierten Elektriker durchgeführt werden, da am Modul hohe Spannungen anliegen können. In der Praxis wird bei einem Defekt innerhalb der Garantiezeit oft das gesamte Modul getauscht.

Austausch einer Bypass-Diode (symbolisch)

Beeinflussen Bypass-Dioden die normale Leistung?

Nein. Solange keine Zelle verschattet oder defekt ist, sind die Dioden passiv und haben keinen Einfluss auf den Wirkungsgrad oder die Leistung des Solarmoduls.

Sind Bypass-Dioden das Gleiche wie Leistungsoptimierer?

Nein, hierbei handelt es sich um zwei unterschiedliche Technologien. Bypass-Dioden sind passive Schutzschalter im Modul. Leistungsoptimierer sind zusätzliche, aktive elektronische Geräte, die an jedem Modul installiert werden, um dessen Leistung individuell zu regeln. Sie sind eine erweiterte Lösung, die besonders bei komplexen und dauerhaften Verschattungssituationen sinnvoll sein kann.

Fazit: Die unsichtbaren Helden Ihrer Photovoltaikanlage

Bypass-Dioden sind ein perfektes Beispiel für die durchdachte Technik, die in modernen Solarmodulen steckt. Sie arbeiten unsichtbar im Hintergrund und stellen sicher, dass kleine, alltägliche Störungen wie ein Schattenwurf nicht zu großen Problemen wie signifikantem Leistungsverlust oder gar Modulschäden führen. Sie sind ein entscheidender Baustein für die Robustheit, Sicherheit und die langfristig hohe Rentabilität Ihrer Anlage, indem sie die Funktionsweise einer Photovoltaikanlage auch unter nicht idealen Bedingungen aufrechterhalten.

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