Bifaziale Solarmodule: Wie die Nutzung von Rückseitenlicht den Stromertrag steigern kann
Die meisten Menschen stellen sich eine Solaranlage vor, die das Sonnenlicht von oben einfängt. Doch was wäre, wenn ein Solarmodul Strom von beiden Seiten erzeugen könnte? Hier kommen bifaziale Solarmodule ins Spiel.
Diese innovative Technologie schöpft das volle Potenzial der Sonnenenergie aus, indem sie zusätzlich das vom Untergrund reflektierte Licht einfängt. In bestimmten Anwendungsfällen kann dies einen erheblichen Mehrertrag bedeuten und die Effizienz Ihrer gesamten Anlage steigern.
Inhaltsverzeichnis
Was sind bifaziale Solarmodule? Die Technik einfach erklärt
Ein herkömmliches (monofaziales) Solarmodul hat eine aktive Vorderseite, die Sonnenlicht in Strom umwandelt, und eine passive, undurchsichtige Rückseite. Bifaziale Module hingegen sind so konstruiert, dass sie auf beiden Seiten aktive Solarzellen besitzen.
Statt einer undurchsichtigen Folie haben sie auf der Rückseite eine transparente Abdeckung, meist aus Glas. Diese sogenannte Glas-Glas-Konstruktion macht die Module nicht nur beidseitig lichtempfänglich, sondern auch besonders robust und langlebig.
Das Prinzip dahinter ist einfach: Die Vorderseite fängt wie bei einem herkömmlichen Modul das direkte Sonnenlicht ein. Gleichzeitig reflektiert der Untergrund, zum Beispiel ein helles Dach, Schnee oder heller Kies, das auftreffende Licht. Die Rückseite des bifazialen Moduls fängt dieses reflektierte Licht ebenfalls auf und wandelt es zusätzlich in Strom um. So wird aus einer einzigen Fläche eine doppelt wirksame Energiequelle.
Der entscheidende Faktor: Was ist Albedo und warum ist er so wichtig?
Der Schlüssel zum Erfolg bifazialer Module liegt im sogenannten Albedo-Wert. Dieser physikalische Begriff beschreibt das Rückstrahlvermögen einer Oberfläche – also wie viel Prozent des auftreffenden Lichts sie reflektiert.
Man kann es sich wie bei Kleidung im Sommer vorstellen: Ein weißes T-Shirt reflektiert das Sonnenlicht und bleibt kühler, während ein schwarzes die Wärme absorbiert. Genauso verhält es sich mit dem Untergrund unter Ihren Solarmodulen. Je heller der Untergrund und je höher sein Albedo-Wert, desto mehr Licht reflektiert er auf die Rückseite der Module und steigert so den Ertrag. Ein dunkler Untergrund hingegen absorbiert das Licht, wodurch der bifaziale Effekt nahezu verpufft.
Hier sind typische Albedo-Werte als Orientierung:
- Neuschnee: 80–95 % (exzellent)
- Weiße Dachbahn: ca. 80 % (sehr gut)
- Heller Beton: 30–40 % (gut)
- Gras / Wiese: ca. 25 % (moderat)
- Dunkles Bitumendach / Asphalt: 10–20 % (gering)
Die Erfahrung zeigt, dass sich der Einsatz bifazialer Module erst ab einem Albedo-Wert von rund 25 % wirklich auszahlt.
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Bifaziale Module sind Spezialisten, keine Alleskönner. Auf einem klassischen Schrägdach mit dunklen Ziegeln, wo die Module eng anliegen, ist ihr Mehrwert gering. In folgenden Szenarien spielen sie jedoch ihre Stärken voll aus:
Photovoltaik auf dem Flachdach
Flachdächer sind ein idealer Einsatzort. Bei einer Anlage für Photovoltaik auf dem Flachdach werden die Module in einem Winkel aufgeständert, wodurch automatisch der nötige Abstand zum Untergrund entsteht. Legt man die Dachfläche zusätzlich mit einer weißen Spezialfolie oder hellem Kies aus, lässt sich der Mehrertrag durch die Reflexion signifikant steigern.
Praxisbeispiel: Ein Gewerbebetrieb mit einem großen Flachdach saniert die Dachhaut mit einer weißen, reflektierenden Membran. Durch die Installation von bifazialen Modulen kann der Stromertrag pro Fläche um bis zu 15 % gesteigert werden, was die Stromkosten weiter senkt.
Carports und Terrassenüberdachungen
Hier verbinden bifaziale Module Nutzen mit Ästhetik. Da sie von unten lichtdurchlässig sind, wirken sie weniger wuchtig als herkömmliche Module und schaffen einen helleren Raum darunter. Der Bodenbelag – etwa helle Pflastersteine oder Betonplatten – reflektiert das Licht wirkungsvoll auf die Modulrückseite.
Praxisbeispiel: Ein Eigenheimbesitzer errichtet einen Carport mit einem Dach aus bifazialen Glas-Glas-Modulen. Er erzeugt nicht nur Strom für sein E-Auto, sondern profitiert auch von einem hellen, geschützten Unterstand.

Freiflächenanlagen und vertikale Installationen
Im großen Stil werden bifaziale Module in Solarparks über hellen Sand- oder Grasflächen eingesetzt. Ein besonders innovativer Ansatz ist die vertikale Montage, zum Beispiel entlang von Autobahnen oder auf landwirtschaftlichen Flächen (Agri-PV). Hier fangen die Module vor allem die tief stehende Morgen- und Abendsonne von beiden Seiten ein.
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6.999,00 €Wie viel Mehrertrag ist realistisch?
Der tatsächliche Mehrertrag hängt stark von Standort, Montagehöhe, Neigungswinkel und vor allem dem Albedo-Wert ab. Unter realistischen Bedingungen können Sie mit einem Mehrertrag von 5 % bis 15 % im Vergleich zu einem gleichstarken monofazialen Modul rechnen.
Faustregel: Eine 10-kWp-Anlage erzeugt je nach Standort jährlich etwa 9.000 bis 10.500 kWh Strom. Mit bifazialen Modulen auf einem optimierten Flachdach könnten Sie zusätzlich 900 bis 1.500 kWh pro Jahr erzeugen – genug, um beispielsweise den Jahresstrombedarf eines modernen Wäschetrockners mehrfach zu decken.
Diese Steigerung macht die etwas höheren Anschaffungskosten über die Lebensdauer der Anlage oft mehr als wett. Wenn Sie eine Photovoltaikanlage kaufen möchten, ist die Abwägung zwischen Kosten und langfristigem Ertrag entscheidend.
Worauf müssen Sie bei der Planung achten?
Um den Vorteil der bifazialen Module voll auszuschöpfen, sollten Sie bei der Planung einige Punkte beachten:
Aufständerung: Die Module müssen mit ausreichend Abstand zum Untergrund montiert werden, damit das Licht die Rückseite gut erreichen kann. Ideal ist eine Höhe von mindestens 50 Zentimetern, besser noch einem Meter.
Montagesystem: Das Gestell sollte so minimalistisch wie möglich sein, um die Rückseite nicht zu verschatten. Es gibt spezielle Systeme, die für bifaziale Solarmodule optimiert sind.
Verkabelung: Auch die Kabelführung muss gut durchdacht sein, um Schattenwurf auf die Modulrückseite zu vermeiden.
Häufige Fragen zu bifazialen Solarmodulen (FAQ)
Sind bifaziale Module für ein Balkonkraftwerk sinnvoll?
Ja, unter den richtigen Umständen ist das eine sehr sinnvolle Option. Wird das Balkonkraftwerk zum Beispiel mit etwas Abstand vor einer hellen Hauswand montiert, kann die reflektierte Strahlung den Ertrag spürbar steigern.
Benötige ich einen speziellen Wechselrichter?
Nein, ein Standard-Wechselrichter ist ausreichend. Er misst die Gesamtleistung, die das Modul liefert, unabhängig davon, ob der Strom von der Vorder- oder Rückseite kommt.
Sind diese Module langlebiger?
Die häufige Glas-Glas-Bauweise macht bifaziale Module extrem widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse wie Hagel und Schnee, aber auch gegen mechanische Belastungen. Viele Hersteller gewähren daher längere Leistungsgarantien, was sie zu einer sicheren Investition macht.
Wie viel teurer sind bifaziale Module?
Die Kosten für bifaziale Module sind in den letzten Jahren stark gesunken. Sie sind in der Regel nur geringfügig teurer als vergleichbare, hochwertige monofaziale Module. Auf lange Sicht kompensiert der Mehrertrag über 25 bis 30 Jahre diesen Preisunterschied meist deutlich.
Fazit: Eine zukunftsweisende Technologie für den richtigen Standort
Bifaziale Solarmodule sind ein hervorragendes Beispiel für die fortschreitende Entwicklung der Photovoltaik. Sie sind keine Universallösung für jedes Dach, doch für Standorte wie Flachdächer, Carports oder Freiflächen bieten sie eine exzellente Möglichkeit, die Effizienz zu maximieren und mehr sauberen Strom auf gleicher Fläche zu erzeugen.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer sorgfältigen Planung, die den Untergrund und die Montageart mit einbezieht. Wenn die Bedingungen stimmen, sind sie eine erstklassige Wahl für alle, die das Maximum aus ihrer Investition in Solarenergie herausholen möchten.
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