Ein Dach mit Biberschwanzziegeln verleiht einem Haus einen klassischen, oft sogar denkmalgeschützten Charakter. Viele Eigenheimbesitzer halten die Installation einer modernen Photovoltaikanlage auf einem solchen Dach deshalb für unmöglich oder mit unkalkulierbaren Risiken verbunden. Die Sorge vor Ziegelbruch und Undichtigkeiten ist groß.
Doch das ist ein Trugschluss: Mit dem richtigen Fachwissen und speziellen Komponenten lässt sich eine PV-Anlage auch auf einer Biberschwanz-Doppeldeckung sicher und dauerhaft montieren.
Dieser Beitrag erklärt, warum diese Dacheindeckung eine besondere Herausforderung darstellt und wie die fachgerechte Montage mit speziellen Biberschwanz-Dachhaken gelingt, ohne die empfindlichen Ziegel zu beschädigen.
Inhaltsverzeichnis
Warum Biberschwanzdächer eine besondere Herausforderung sind
Die Schwierigkeit bei der Montage liegt in der besonderen Bauweise der Biberschwanz-Eindeckung. Anders als moderne Pfannenziegel, die ineinandergreifen, werden Biberschwanzziegel in der Regel in einer sogenannten Doppeldeckung verlegt. Dabei liegen stets zwei Ziegelschichten übereinander, um das Dach zuverlässig abzudichten. Jeder obere Ziegel überdeckt dabei den Stoß zweier darunterliegender Ziegel.
Diese Bauweise hat zwei Konsequenzen für die PV-Montage:
Kein fester Auflagepunkt: Ein Standard-Dachhaken würde auf dem unteren Ziegel aufliegen und durch den oberen Ziegel hindurchgeführt. Beim Anziehen der Schrauben entsteht eine Hebelwirkung, die unweigerlich zum Bruch des oberen, sehr spröden Ziegels führt.
Hohe Bruchgefahr: Biberschwanzziegel sind flach und im Vergleich zu profilierten Dachpfannen deutlich bruchempfindlicher. Punktueller Druck, wie er durch einen unpassenden Dachhaken entsteht, ist die häufigste Ursache für Schäden.
Der Versuch, einen herkömmlichen Dachhaken zu montieren, endet deshalb fast zwangsläufig in einer Reihe zerbrochener Ziegel und potenziellen Undichtigkeiten.

Montagesysteme
Die Lösung: Spezielle Dachhaken für Biberschwanzziegel
Für dieses Problem hat die Industrie eine durchdachte Lösung entwickelt: spezielle, höhenverstellbare Dachhaken. Diese unterscheiden sich in wesentlichen Punkten von Standardmodellen und sind damit der Schlüssel zu einer erfolgreichen Montage.
Die entscheidenden Merkmale sind:
Höhenverstellbare Grundplatte: Der Haken wird direkt auf dem Dachsparren verschraubt, wobei sich seine Grundplatte in der Höhe justieren lässt. Dadurch kann der Arm des Hakens so positioniert werden, dass er frei über dem unteren Ziegel schwebt und ihn nicht berührt.
Langer, angepasster Arm: Der Arm des Hakens ist länger und oft S-förmig gebogen, um den Abstand der Doppeldeckung zu überbrücken. Er wird durch den Spalt zwischen den unteren Ziegeln geführt und ragt dann an der gewünschten Stelle aus dem Dach heraus.
Lastabtragung direkt auf die Sparren: Die gesamte Last der Anlage (Eigengewicht, Wind, Schnee) wird über den Haken direkt in die tragende Dachkonstruktion – die Sparren – geleitet. Die Ziegel tragen keinerlei Gewicht und dienen weiterhin nur ihrer eigentlichen Funktion: dem Schutz vor Witterung.
Anders als bei herkömmlichen Dächern ist bei Biberschwanzziegeln die Wahl der richtigen Dachhaken somit entscheidend für den Erfolg des gesamten Projekts.
Schritt-für-Schritt: Die fachgerechte Montage auf dem Biberschwanzdach
Die Montage auf einem Biberschwanzdach erfordert Präzision und Sorgfalt. Professionelle Installateure gehen nach den folgenden Schritten vor, um ein sicheres und langlebiges Ergebnis zu gewährleisten.
Vorbereitung und Lokalisierung der Sparren
Zunächst werden die Positionen der Dachsparren exakt bestimmt, da die Dachhaken ausschließlich hier verschraubt werden dürfen. Die Abstände der Haken richten sich nach dem Montageplan der PV-Anlage, der Faktoren wie Modulgröße und erwartete Schneelast berücksichtigt.Das Ausklinken des unteren Ziegels
Dies ist der kritischste und handwerklich anspruchsvollste Schritt. Damit der Arm des Dachhakens spannungsfrei aus dem Dach geführt werden kann, muss der darunterliegende Ziegel an dieser Stelle minimal bearbeitet werden.
Dazu wird der obere Ziegel vorsichtig angehoben und der untere Ziegel an der Stelle markiert, an der der Hakenarm hindurchgeführt werden soll. Mit einem kleinen Winkelschleifer und einer Diamanttrennscheibe wird eine wenige Millimeter tiefe und breite Nut in den Ziegel geschnitten (das sogenannte „Ausklinken“ oder „Flexen“). So entsteht der nötige Freiraum, damit der Haken den Ziegel nicht berührt.
Befestigung des Dachhakens
Der spezielle Biberschwanz-Dachhaken wird nun mit mindestens zwei hochfesten Tellerkopfschrauben (typischerweise 8×100 mm oder länger) direkt auf dem Dachsparren befestigt. Anschließend wird die Grundplatte so justiert, dass der Arm des Hakens spannungsfrei in der zuvor geschaffenen Ausklinkung liegt und wenige Millimeter über dem darunterliegenden Ziegel „schwebt“.Wiederanbringen der Ziegel und Montage der Schienen
Nach der Montage des Hakens wird der obere Ziegel wieder an seine ursprüngliche Position gelegt. Falls ein Ziegel trotz aller Vorsicht bricht, kommt anstelle des bearbeiteten Ziegels mitunter ein sogenannter Metallersatziegel zum Einsatz. Dieser ist aus Metall geformt, farblich angepasst und hat bereits eine integrierte, wasserdichte Durchführung für den Dachhaken.
Sind alle Haken montiert, erfolgt die weitere Installation wie bei jedem anderen Dach: Die Montageschienen werden auf den Haken befestigt und bilden die Basis für die Befestigung der Solarmodule.

Häufige Fehler und wie Sie diese vermeiden
Die komplexe Montage auf Biberschwanzdächern birgt einige typische Fehlerquellen, die es unbedingt zu vermeiden gilt.
Fehler 1: Verwendung von Standard-Dachhaken. Die dabei entstehende Hebelwirkung führt garantiert zu Ziegelbruch. Dies ist die häufigste Ursache für Fehlinstallationen.
Fehler 2: Verzicht auf das Ausklinken der Ziegel. Auch wenn es aufwendig ist – ohne den nötigen Freiraum für den Hakenarm entsteht eine Spannung, die den Ziegel über kurz oder lang brechen lässt.
Fehler 3: Befestigung der Haken an der Dachlattung. Die Dachlattung ist nur für das Gewicht der Ziegel ausgelegt. Die deutlich höheren Wind- und Schneelasten einer PV-Anlage müssen zwingend in die stabilen Dachsparren abgeleitet werden.
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FAQ – Häufig gestellte Fragen zur PV-Montage auf Biberschwanzdächern
Kann ich die Montage auf einem Biberschwanzdach selbst durchführen?
Aufgrund der erforderlichen Präzision, des speziellen Werkzeugs und der Gefahr, Ziegel zu beschädigen, wird dringend empfohlen, diese Arbeit einem erfahrenen Fachbetrieb zu überlassen. Ohne Erfahrung ist das Risiko von Schäden und Undichtigkeiten sehr hoch.
Ist die Montage auf einem Biberschwanzdach teurer?
Ja, der Mehraufwand ist nicht zu unterschätzen. Jeder einzelne Dachhaken erfordert eine sorgfältige manuelle Bearbeitung des Ziegels. Rechnen Sie mit einem Mehraufwand für die Montage von etwa 15–25 % im Vergleich zu einem Dach mit herkömmlichen Frankfurter Pfannen.
Besteht nach der Montage ein höheres Risiko für Undichtigkeiten?
Bei einer fachgerecht durchgeführten Montage: nein. Die Doppeldeckung der Biberschwanzziegel bietet von Natur aus eine hohe Regensicherheit. Die korrekte Ausklinkung und die mögliche Verwendung von Metallersatziegeln stellen sicher, dass das Dach vollständig dicht bleibt.
Muss wirklich jeder Ziegel unter einem Haken bearbeitet werden?
Ja, dieser präzise Arbeitsschritt ist an jedem einzelnen Befestigungspunkt notwendig. Nur so lässt sich eine spannungsfreie und damit sichere Montage gewährleisten.
Fazit: Mit dem richtigen Wissen ist auch das Biberschwanzdach ideal für Solarstrom
Die Installation einer Photovoltaikanlage auf einem Dach mit Biberschwanz-Doppeldeckung ist anspruchsvoller, aber keineswegs unmöglich. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Verwendung der richtigen Materialien – nämlich spezieller, höhenverstellbarer Dachhaken – und einer handwerklich sauberen Ausführung, bei der die Ziegel zur Spannungsentlastung ausgeklinkt werden.
Ein traditionelles und ästhetisch ansprechendes Dach muss somit kein Hindernis für die Erzeugung von sauberem Solarstrom sein. Informationsplattformen wie Photovoltaik.info helfen Ihnen, die technischen Anforderungen zu verstehen und eine fundierte Entscheidung für Ihr Projekt zu treffen.
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