Die Installation Ihrer neuen Photovoltaikanlage ist abgeschlossen – ein wichtiger Schritt auf dem Weg in Ihre Energieunabhängigkeit. Doch bevor Sie die letzte Rechnung begleichen, steht ein entscheidender Schritt bevor: die formelle Abnahme.
Dieser Termin ist Ihre beste und letzte Gelegenheit, die Qualität der Arbeit zu prüfen, damit Ihre Investition über Jahrzehnte hinweg die erwartete Leistung erbringt. Eine sorgfältige Prüfung schützt Sie hier vor späteren, teuren Nachbesserungen und Ertragsverlusten.
Die Wichtigkeit dieses Schritts belegen auch Statistiken: Eine Untersuchung des TÜV Rheinland ergab, dass rund die Hälfte aller Mängel an PV-Anlagen bereits bei der Erstinstallation entstehen – von fehlerhaften Verkabelungen bis zu beschädigten Modulen. Mit einer strukturierten Abnahme stellen Sie sicher, dass Ihre Anlage von Anfang an sicher, vollständig und leistungsstark ist. Dieser Leitfaden gibt Ihnen alles Nötige an die Hand, um den Prozess souverän zu meistern.

Der Abnahmeprozess: Von der Terminvereinbarung bis zur Unterschrift
Die Abnahme ist ein formeller Termin, der gemeinsam mit dem Installationsbetrieb stattfindet. Im Idealfall ist eine Elektrofachkraft anwesend. Der Prozess gliedert sich typischerweise in folgende Schritte:
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Terminvereinbarung: Wählen Sie einen Termin bei Tageslicht und möglichst gutem Wetter, um eine aussagekräftige Leistungsmessung zu ermöglichen.
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Gemeinsame Begehung: Prüfen Sie zusammen mit dem Installateur alle Komponenten anhand einer Checkliste (Sichtprüfung).
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Technische Prüfung: Der Fachbetrieb führt die vorgeschriebenen Messungen durch und erläutert Ihnen die Ergebnisse.
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Dokumentenübergabe: Sie erhalten alle relevanten Unterlagen, von Garantien bis zu Datenblättern.
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Protokollunterzeichnung: Sind alle Punkte erfüllt und keine Mängel vorhanden, wird das Abnahmeprotokoll von beiden Seiten unterzeichnet. Bei Mängeln werden diese im Protokoll festgehalten, zusammen mit einer klaren Frist für die Behebung.
Teil 1: Die Sichtprüfung – Ihre Checkliste für den ersten Überblick
Noch bevor Messgeräte zum Einsatz kommen, lassen sich viele potenzielle Probleme schon bei einer gründlichen Sichtprüfung erkennen. Überzeugen Sie sich bei diesem Rundgang von der handwerklichen Qualität der Arbeit.
Achten Sie auf folgende Punkte:
Solarmodule:
- Sind alle Module fest und parallel zueinander montiert?
- Gibt es sichtbare Schäden wie Kratzer, Risse im Glas oder an den Rahmen?
- Ist der Abstand zur Dachkante und zu anderen Bauteilen (z. B. Schornstein) ausreichend?
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- Wirkt die Unterkonstruktion stabil und professionell installiert?
- Sind alle Dachhaken oder Befestigungselemente korrekt angebracht?
- Wurde die Dacheindeckung bei der Montage beschädigt?
Verkabelung (DC-Seite):
- Sind die Solarkabel ordentlich in Kabelkanälen oder unter den Modulen geführt?
- Hängen Kabel lose herunter, wo sie durch Wind oder Tiere beschädigt werden könnten?
- Ist sichergestellt, dass die Kabel vor dauerhafter UV-Strahlung und Witterung geschützt sind?
Wechselrichter und Technikraum:
- Ist der Wechselrichter an einem gut belüfteten, trockenen und leicht zugänglichen Ort montiert?
- Sind alle Beschriftungen (z. B. Warnhinweise) vorhanden und lesbar?
- Ist die Verkabelung zum Zählerschrank sauber und sicher verlegt?

Teil 2: Die technische Prüfung – Messwerte richtig deuten
Die technische Prüfung ist das Herzstück der Abnahme. Hier wird durch präzise Messungen nachgewiesen, dass die Anlage nicht nur korrekt installiert wurde, sondern auch die versprochene Leistung erbringt. Diese Messungen muss eine qualifizierte Elektrofachkraft nach Norm durchführen. Lassen Sie sich die Protokolle aushändigen und die Werte genau erklären.
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8.599,00 €Isolationsmessung: Das Sicherheitsfundament Ihrer Anlage
Diese Messung ist die wichtigste Sicherheitsprüfung. Sie stellt sicher, dass keine fehlerhaften Ströme zwischen den spannungsführenden Kabeln und dem geerdeten Montagesystem fließen. Ein zu niedriger Isolationswiderstand deutet auf beschädigte Kabel oder fehlerhafte Steckverbindungen hin und stellt eine erhebliche Brand- und Sicherheitsgefahr dar. Der Wert sollte im Megaohm-Bereich (MΩ) liegen, wobei die genauen Anforderungen in der Norm DIN EN 62446-1 (VDE 0126-23-1) festgelegt sind.
Kennlinienmessung: Der Leistungsnachweis jedes einzelnen Moduls
Jeder Modulstrang (String) wird durchgemessen, um seine Strom-Spannungs-Kennlinie zu ermitteln. Diese Kurve ist wie ein Fingerabdruck der Leistungsfähigkeit. Der Installateur vergleicht die gemessene Kurve mit den Soll-Werten aus dem Datenblatt des Herstellers. Starke Abweichungen können auf defekte Module, Verschattungsprobleme oder eine fehlerhafte Verkabelung hindeuten.
Thermografie: Versteckte Mängel sichtbar machen
Eine moderne und sehr effektive Methode der Qualitätskontrolle ist die Thermografie, die oft per Drohne durchgeführt wird. Eine Wärmebildkamera macht Temperaturunterschiede auf den Modulen sichtbar, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Sogenannte „Hotspots“ können auf Zellbrüche, defekte Bypass-Dioden oder Verschmutzungen hinweisen – alles Faktoren, die die Leistung mindern und die Lebensdauer der Module verkürzen können. Die Prüfung nach DIN IEC TS 62446-3 gibt hier einen klaren Qualitätsstandard vor.
Ertragsnachweis und Performance Ratio (PR): Hält die Anlage, was sie verspricht?
Letztendlich zählt der Ertrag. Analysen zeigen, dass etwa 12 % der Solaranlagen in Deutschland deutlich weniger Strom produzieren als prognostiziert. Daher ist ein erster Ertragsnachweis entscheidend. An einem sonnigen Tag sollte die Anlage eine Leistung nahe ihrer Nennleistung (kWp) erreichen. Die Performance Ratio (PR) ist ein Qualitätsfaktor, der nach Abzug aller Verluste angibt, wie viel des theoretisch möglichen Energieertrags tatsächlich ins Netz eingespeist wird. Ein guter PR-Wert liegt typischerweise zwischen 80 % und 90 %.

Teil 3: Die Dokumentation – Ihr rechtlicher Schutz für die Zukunft
Eine lückenlose Dokumentation ist für Garantieansprüche, Versicherungsfälle und den späteren Betrieb unerlässlich. Bestehen Sie auf die Übergabe aller wichtigen Unterlagen in einem Ordner – digital oder in Papierform.
Diese Dokumente muss Ihnen der Fachbetrieb aushändigen:
- Inbetriebnahmeprotokoll: Das offizielle Protokoll nach DIN EN 62446-1 mit allen Messwerten (Isolationswiderstand, Leerlaufspannung etc.).
- Abnahmeprotokoll: Das von beiden Seiten unterschriebene Dokument, das die mängelfreie Übergabe bestätigt oder Mängel auflistet.
- Datenblätter: Technische Datenblätter für alle wichtigen Komponenten (Solarmodule, Wechselrichter, ggf. Batteriespeicher und Montagesystem).
- Garantieurkunden: Die Herstellergarantien für die Hauptkomponenten. Achten Sie auf die Leistungsgarantie der Module (oft 25 Jahre) und die Produktgarantie des Wechselrichters (5-12 Jahre).
- Stringplan und Schaltpläne: Eine schematische Darstellung, wie die Module auf dem Dach verschaltet und an den Wechselrichter angeschlossen sind.
- Nachweis der Anmeldung im Marktstammdatenregister (MaStR): Die Bestätigung, dass Ihre Anlage offiziell bei der Bundesnetzagentur registriert ist.
- Bedienungsanleitungen: Anleitungen für Wechselrichter und eventuelle Monitoringsysteme.
Einige Hersteller von Komponenten, wie sie auch bei Photovoltaik.info erhältlich sind, liefern standardisierte Prüf- und Dokumentationsvorlagen mit. Wenn Fachbetriebe diese nutzen, erleichtert das die Nachvollziehbarkeit und spätere Garantieansprüche erheblich.

Das Abnahmeprotokoll zum Download: Ihr wichtigstes Werkzeug
Um Ihnen den Prozess zu erleichtern, haben wir die wichtigsten Punkte aus der Sicht-, Technik- und Dokumentenprüfung in einem übersichtlichen Abnahmeprotokoll zusammengefasst. Laden Sie es herunter und nutzen Sie es als Leitfaden für Ihren Abnahmetermin. So stellen Sie sicher, dass kein wichtiger Punkt übersehen wird.
Hier Ihr persönliches Abnahmeprotokoll als PDF herunterladen (Link Platzhalter)
Umgang mit Mängeln: Richtig handeln, wenn etwas nicht stimmt
Sollten Sie bei der Abnahme Mängel feststellen, ist das kein Grund zur Panik. Wichtig ist, dass Sie diese präzise im Abnahmeprotokoll dokumentieren – am besten mit Fotos.
- Klare Beschreibung: Beschreiben Sie den Mangel so genau wie möglich (z. B. „Kratzer auf Modul 3 in der oberen Reihe“ oder „Solarkabel schleift auf Dachziegel unter Modul 5“).
- Frist zur Nachbesserung: Vereinbaren Sie mit dem Installateur eine realistische, aber verbindliche Frist, bis wann der Mangel behoben sein muss.
- Zahlungseinbehalt: Es ist üblich und Ihr gutes Recht, einen Teil der Restzahlung (typischerweise das Doppelte der voraussichtlichen Mängelbeseitigungskosten) bis zur vollständigen Behebung einzubehalten.
- Keine Unterschrift unter Vorbehalt: Unterschreiben Sie das Protokoll erst, wenn alle Mängel entweder behoben oder klar mit Fristsetzung dokumentiert sind.
Wann ist ein unabhängiger Gutachter sinnvoll?
Bei größeren Anlagen, oder wenn Sie sich unsicher fühlen und grundlegende Zweifel an der Qualität der Installation haben, kann die Beauftragung eines unabhängigen Sachverständigen sinnvoll sein. Die Kosten für ein solches Gutachten liegen meist zwischen 400 und 800 Euro. Der Experte führt eine eigene Messung und Prüfung durch und erstellt ein neutrales Gutachten. Die Erfahrung zeigt, dass dies vor allem dann eine lohnende Investition ist, wenn die Kommunikation mit dem Installationsbetrieb bereits schwierig ist oder die Messwerte im Protokoll unplausibel erscheinen.
Häufig gestellte Fragen zur PV-Abnahme
Was passiert, wenn am Abnahmetag die Sonne nicht scheint?
Eine vollständige Leistungsmessung ist bei schlechtem Wetter schwierig. Die sicherheitsrelevanten Prüfungen wie die Isolationsmessung können jedoch bei jedem Wetter durchgeführt werden. Bestehen Sie darauf, die Leistungsmessung an einem geeigneten Tag nachzuholen und dies im Protokoll zu vermerken.
Wer ist für die Anmeldung der Anlage beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister verantwortlich?
In der Regel übernimmt der Installationsbetrieb diese Formalitäten. Klären Sie dies jedoch vorab und lassen Sie sich die Anmeldebestätigungen bei der Abnahme aushändigen.
Muss ich bei der Abnahme persönlich anwesend sein?
Ja, unbedingt. Die Abnahme ist der formelle Übergang der Verantwortung für die Anlage auf Sie. Nehmen Sie sich die Zeit, alle Punkte zu prüfen und Fragen zu stellen. Nur so können Sie sicher sein, eine einwandfreie Anlage zu übernehmen.
Reicht das Protokoll des Installateurs aus?
Ein vom Fachbetrieb nach Norm erstelltes Protokoll ist die Grundlage. Eine eigene Checkliste, wie unser Download, hilft Ihnen jedoch, als Laie den Überblick zu behalten und die richtigen Fragen zu stellen.
Fazit: Mit Vertrauen und Sicherheit zur eigenen Solarenergie
Die Abnahme Ihrer Photovoltaikanlage ist mehr als eine Formalität – sie ist die entscheidende Qualitätssicherung für eine Investition, die Sie über 20 Jahre und länger begleiten wird. Eine strukturierte Vorgehensweise mit Checkliste und einem genauen Blick auf Messprotokolle und Dokumente gibt Ihnen die Sicherheit, dass Ihre Anlage von Anfang an optimal läuft. Sie sind damit bestens gerüstet, um die volle Leistung der Sonne zu ernten und Ihre Energiekosten nachhaltig zu senken.
Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind und Komponenten von Herstellern enthalten, die Wert auf transparente Dokumentation und Qualität legen.



